Archiv für den Monat: Februar 2017

Geld, lange Yachten, und Bildung

Das Engagement vermögender Leute für Bildung und soziale Projekte lässt auf die Zukunft der Menschheit hoffen, die ansonsten düster aussähe… z.B. indem die zunehmend Superreichen, abgekoppelt vom Leben der weniger Betuchten und Armen, sich nach dem Privatjet noch eine weitere, diesmal 42m lange Yacht leisten, weil der Nachbar eine 38m lange am Anleger vertäut (und auch keine bessere Idee hat, wie er seine nicht benötigten zig Millionen ausgeben könnte). Aber lassen wir das schwere Leben der Superreichen beiseite und fragen uns, wie die öffentlichen Aufgaben der Daseinsvorsorge von meist verschuldeten Gemeinden, Städten, Ländern und dem Bund finanziert werden sollen, wo doch ständig Geld in Steueroasen abfließt und die o.g. weniger betuchten und armen Steuerzahler* nicht beliebig hoch belastet werden können.

Zur Daseinsvorsorge gehören das Gesundheitssystem, die Verkehrs-Infrastruktur, das Bildungswesen, die Trinkwasserversorgung, die Abwasserentsorgung und -klärung, und einiges mehr. Diese Dinge werden von Allen genutzt, aber nicht von Allen finanziert. (Wie das? Es gibt z.B. Firmen, die in Deutschland verdientes Geld nicht hier versteuern, aber gern die hier bereitstehende Infrastruktur nutzen.)

Es ist ja erklärtermaßen auch ein Anliegen der F.U.F., Bildung und das Interesse daran zu fördern und zu ermuntern. Darum wird auf fu-frechen.de Einiges an Information und Bildung  geboten — kostenlos (und werbefrei!). Aber auch Andere tun was: Es gibt Stiftungen wie den Kölner Gymnasial- und Stiftungsfond, die dort unterstützend wirken, wo finanzielle und soziale Hindernisse jungen Leuten sonst keine Chance ließen, ihren Begabungen gemäß Schule und Studium zu absolvieren.**
Wir erinnern uns, dass wir regelmäßig in offiziellen Berichten lesen, wie sehr besonders in Deutschland Bildung und berufliche Karriere oft mit sozialer Herkunft zusammenhängen, also Menschen aus schwierigeren sozialen Verhältnissen oder „bildungsfernen Schichten“ gegen Benachteiligungen und Vorurteile anzukämpfen haben und deutlich seltener „höhere“ Bildung und beruflichen Aufstieg erreichen.
Wo es in Elternhäusern (warum auch immer) an Anregung fehlt, müssen vermehrt Anreiz und Förderung von außen dazu beitragen, dass Neugier und Wissensdurst junger Menschen nicht nur geweckt, sondern in anhaltende Lernmotivation gelenkt und gezielt gefüttert werden. Dazu ist offenbar das aktuelle deutsche Bildungssystem nicht flächendeckend in der Lage. (Und das war es schon nicht, bevor vermehrt Flüchtlinge ihren Fuß auf deutschen Boden setzten.)
Kurzum, es tut nicht nur den Geförderten gut, sondern auf lange Sicht auch dem ganzen Land, wenn sich eine gebildete Schicht nicht nur ständig selbst reproduziert, sondern wenn Talente aus allen Schichten der Gesellschaft gefördert und ausgebildet werden, sodass sie auch anspruchsvolle Tätigkeiten mit der erforderlichen Qualifikation ausüben können.

Was wir unter „Bildung“ verstehen, sollte noch einmal klargestellt werden: Es geht nicht allein um Grundlagen- und Fachwissen, das bestimmte Institutionen der Wirtschaft von Schulabgängern und Hochschulabsolventen erwarten. Zur Bildung gehört auch Persönlichkeitsbildung, also auch nicht speziell berufs- und laufbahnbezogene Qualifikationen, die zur menschlichen Entwicklung und Reife beitragen und dem Blick in die Welt einen weiteren Horizont geben, als es eine schmalspurige Ausbildung ermöglicht.

Schließlich liegt es auch im Interesse des Staates, dass seine heranwachsenden BürgerInnen auch ein gewisses Maß an politischer Bildung mitbekommen, damit sie ihr Wahlrecht ausüben und sich ggf. sinnvoll politisch oder sozial engagieren können (späterer Ausbau dieser Bildung nicht ausgeschlossen).

Sinnvolles Engagement für die Gesellschaft/für die Allgemeinheit/für Alle ist sogar manchen der o.g. Superreichen Einiges wert: Sie spenden für soziale Organisationen, gründen selbst Stiftungen, oder finanzieren direkt Schulen in benachteiligten Regionen, oder ähnliche Projekte. Das sind die Menschen, die den höchsten Sinn des Lebens nicht im maßlosen Horten von Reichtümern sehen. Bei denen hat die früher erfahrene Persönlichkeitsbildung zu der Einsicht geführt, dass es befriedigender sein kann, in die glücklichen Augen einiger Menschen zu schauen, denen man helfen konnte, als dem uferlosen materiellen Egoismus zu frönen und eine kaum genutzte Hochseejacht am Kai dümpeln zu lassen. ***

W. R.

* „Wieso arme Steuerzahler?“ denkt jetzt vielleicht manch Eine/r und meint, arme und arbeitslose Leute ohne Einkommen zahlten doch gar keine Steuern. Denkste! Gerade die Ärmsten werden z.B. durch die Mehrwertsteuer stark belastet, die ja bei jedem Einkauf, jeder Handwerkerrechnung usw. fällig ist. Die 19% MWSt zahlt in Deutschland auch der Ärmste, wobei für bestimmte Waren der ermäßigte Steuersatz von 7% gilt. Sie wird auf jedem Kassenbon und jeder Rechnung gesondert ausgewiesen. Wer wenig im Portemonnaie hat und scharf rechnen muss, ist davon proportional härter getroffen als jemand, der gar nicht auf’s Geld schauen muss und immer Plus auf dem Konto hat. Denn anders als etwa die Einkommensteuer kennt die MWSt als Verbrauchssteuer keine Progression. Übrigens ist die Steuer- und Abgabenbelastung nach neuesten Berechnungen in Deutschland vergleichsweise hoch, und das trifft am meisten die niedrigen und mittleren Einkommen, insbesondere Alleinstehende des Mittelstandes (Das nur zur vollständigen Information).

** Kölner Stadt-Anzeiger, 22.02.2017, Ausgabe Köln S. 28: C. Schminke, „Per Stiftung zum  Studium“

*** Dazu als Nachtrag am 06.11.2017 ein Kommentar: Paradise Papers: Zur Hölle mit den Reichen – Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Der Chaot im Weißen Haus

Eigentlich steht hier im Blog über Donald Trump schon alles Wesentliche geschrieben. Einzig der aktuelle Blamage-Faktor von Trumps Tweets und verkündeten Maßnahmen ist noch steigerungsfähig. Peinlich? Ein zu schwaches Wort! Er zeigt den Ehrgeiz, als ultimativer Fake-Präsident in die Geschichte einzugehen: 1. Fake als politikunfähiger Präsidenten-Darsteller, und 2. Fake als König der erfundenen Nachrichten.
Was für ein Mensch Trump ist, war zumindest vielen Amerikanern in Kalifornien schon seit den 1980er Jahren bekannt. So knöpfte sich z.B. der berühmte Underground-Comiczeichner Robert Crumb in einer Geschichte den egomanen, machtbesessenen Immobilien-Mogul vor.* Aber bei denen, die ihn 2016 wählten, kam er mit seiner kurzatmigen Sprache (kurze, oft unvollständige Sätze, viele Wiederholungen) und seinen Ausfällen gegen Alles und Jeden gut an — so gut, dass er auch einen Monat nach Amtsantritt noch nicht aus dem Wahlkampfmodus herausgekommen ist und weiter Attacken und „alternative Fakten“ ausspuckt: Die Medien, die ihn kritisieren oder seine Äußerungen korrigieren, sind nicht nur seine Feinde, sondern „Feinde des amerikanischen Volkes“!

Ein Präsident, der wie in seinem Wahlkampf weiter auf Spaltung und Konfrontation setzt, der pöbelt und beleidigt und sich nicht die Mühe macht, ein wenig staatsmännisch zu erscheinen, der die Verfassung geringschätzt, wo sie seinem Ego im Wege steht — wo soll das noch hinführen?

Man fürchtet bereits, dass er vorhat, vier Jahre Dauerwahlkampf zu machen. Was soll er auch tun, wenn er nichts anderes kann? Schlimm, dass im Hintergrund der Finsterling Stephen Bannon die Strippen zieht: Dem ist es womöglich egal, ob am Ende alles in Scherben fällt…

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* Robert Crumb, „Point the Finger“, 1989, gefunden im Sammelband Robert Crumb’s America. SF/CA 1995, S. 83-88.  C. über T.: „singlehandedly making the world an uglier place to live in is one of Trump’s lesser crimes against humanity.“ (S. 84)