Archiv für den Monat: Februar 2020

Denken würde helfen

Was für ein abgestandener Gedankenmist ist das denn? Da gibt es, kaum zu glauben, immer noch einige Leute, die nicht mitbekommen haben, wie daneben gegriffen die Ideen von einer „Überlegenheit der weißen Rasse“ und der Werteskala von menschlichen „Rassen“ überhaupt sind. Wir schreiben das 21. Jahrhundert, die Wissenschaft ist längst über die Irrtümer von Rassetheorien hinweggegangen!
Aber das ist der Fluch des Internets: In „social media“, in Foren, in Kommentarspalten wird jede Menge Unsinn gesülzt, und immer gibt es ein paar un-informierte Schwachmaten, die nicht klar denken und auf Unsinn hereinfallen. Diese Sülze im Internet produziert offenbar eine Menge Opfer von Fake News.
Auch die Täter von ausländerfeindlichen Mordtaten sind in diesem Sinne Opfer, nämlich Opfer ihrer Leichtgläubigkeit und Verirrung in einer Echokammer im Internet. Aber wer kein kritisches Denken gelernt hat, der hat es auch nicht leicht, oberflächlichen und irreführenden Unsinn zu durchschauen. Das ist traurig — und in der Demokratie gefährlich. Denn die Stimmen von Schwachmaten (nennen wir sie mal so, und nicht schärfer) zählen bei Wahlen ebenso wie die von denkenden Menschen, die sich über Politik eine sachlich begründete Meinung bilden.

Aber bevor wir die in die Irre Denkenden bedauern und bemitleiden, hüten wir uns vor Verniedlichung und Bagatellisierung: Die Mordtaten und Anschläge der letzten Jahre, die aus braun verseuchter Hirnsuppe entstanden, sind alles Andere als Streiche Verirrter und Gutgläubiger. Strafrechtlich gibt es da kein Vertun.

Und außerhalb der Strafverfolgung gibt es auch kein Vertun: Wer meint, dass es doch nicht schlimm sei, Menschen nach Herkunft oder Aussehen zu kategorisieren und unterschiedlich zu bewerten; wer von einer „Überlegenheit der weißen Rasse“ schwadroniert und sich einbildet, als weißer Mann etwas Besseres zu sein; wer die Fantasie von einer „jüdischen Weltverschwörung“ und derlei Unfug für eine reale und bedrohliche Sache hält; wer meint, Menschen allein nach Äußerlichkeiten beurteilen zu müssen — der oder die macht sich lächerlich, zumindest in den Augen der Menschen, die Menschenkenntnis und Lebenserfahrung haben; und der oder die stellt sich ins Abseits bei Menschen, die auf der Höhe des wissenschaftlichen Standards und der Allgemeinbildung miteinander reden und diskutieren.

Wer bräunlichen Mist glauben oder vertreten will, begibt sich selbst in ein Getto von geistigen und moralischen Schwachmaten. Tja, leider ist das so. Punkt. Und ja: Denken würde helfen, um da wieder herauszukommen. Und Selbst-Denken hilft, um da gar nicht erst zu landen.

Das wirst auch Du können, Du Homo Sapiens, dem Gott ein Hirn und (hoffentlich) eine Portion Verstand mit auf den Weg gegeben hat. Du musst nur lernen, davon Gebrauch zu machen.

W. R.

Schilda in Thüringen?

Nicht im Erfurter Rathaus, sondern im Landtag von Thüringen schien dieser Tage Licht zu fehlen. Diejenigen CDU- und FDP-Abgeordneten, die das Spiel der AfD nicht durchschauten, hätten Erleuchtung gebraucht. Und die, die es trotz der erkannten Möglichkeit darauf ankommen ließen, dass die Demokratie beschädigt, dass der Wählerwille ignoriert, dass Parteibeschlüsse beiseite geschoben wurden, hätten mal vorher bei Licht in den Spiegel schauen und sich fragen sollen, ob sie dieses Verhalten in Ordnung fanden. Und da muss man auch in die Parteizentralen in Berlin blicken und fragen, ob es da an Licht und Klarheit mangelte… Weiterlesen