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Putins Freund…

Was geht uns Donald Trump noch an?“ dachten Viele, als er abgewählt und auch sein Putschversuch am Capitol gescheitert war. Aber leider ist dieses Gespenst von der politischen Geisterbahn nicht verschwunden, sondern wühlt in den USA weiter im Schlamm der rechtslastigen, antidemokratischen Umtriebe und hat die Partei der Republikaner weitgehend im Griff. Dass er sich als Putin-Freund versteht, wussten wir eigentlich schon, und die Wahlkampfhilfe aus Russland hat er bekanntlich gern angenommen. Nur kann er dem gewieften Putin nicht das Wasser reichen und vertrat als Präsident gegen Putin nicht mit Nachdruck amerikanische Interessen.

Aber was soll man sich da in Einzelheiten ergehen, wenn klar ist, dass Trumps Ego weit größer ist als seine Kompetenz als Politiker, und dass er (gerade deshalb) seine persönlichen, wirtschaftlichen Interessen ganz vorn sieht. Wer diese Figur in einer kommenden Wahl nochmal wählt, hat noch immer nichts begriffen und hält Politik für ein Affentheater, in dem derjenige der Größte ist, der am meisten pöbelt und stänkert. Das, muss ich leider sagen, scheint seine Fans zu charakterisieren: Sie spiegeln sich in Trump. (Mehr kann man darüber in früheren Blog-Beiträgen lesen.)

Aktuell blamiert sich Trump in den Augen eines Großteils der Welt mit seinem Kommentar zu Putins Überfall auf die Ukraine. Wer noch Zweifel hatte, muss nun erkennen: Dieser Trump hat mit Demokratie und Menschenrechten rein gar nichts am Hut. Im Gegenteil: Er applaudiert Machthabern, die ihre Interessen mit allen Mitteln durchsetzen wollen und vor gar keiner Gräueltat zurückschrecken.

Das muss doch mal so deutlich gesagt werden!

W. R.

Nachtrag am 09.03.2022: In einem Fernsehbericht über die Spaltung Serbiens in prorussische und prowestliche Stimmen zeigte man Tiitelseiten von Boulevard-Blättern, die in großen Lettern verkündeten: „Ukraine greift Russland an!“ Da bleibt einem die Spucke weg, oder? So viele Lügen sind in die Welt gesetzt von Machthabern und ihren Propaganda-Organen… Dreist wird die Wahrheit ins genaue Gegenteil verkehrt – da sind Viele bei Hitler und Goebbels in die Schule gegangen. Die Erfahrung zeigt allerdings: Im Laufe der Zeit sickert die Wahrheit doch durch, sodass immer mehr Menschen denen misstrauen, die Lügen verbreitet haben, und ihnen gar nichts mehr glauben, selbst wenn sie mal die Wahrheit sagen sollten.

Es macht einen Unterschied, ob jemand sagt: Ich habe mich leider geirrt; oder ob jemand stur an der Erzählung festhält, immer das Richtige gesagt zu haben (was angeblich die Leute nur nicht richtig verstanden haben). Figuren wie Trump haben nicht einmal damit ein Problem, sie behaupten nach einer 180-Grad-Wende einfach: Nein, das habe ich so nie gesagt, oder nie gemeint.

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Machtpolitik

Machtpolitik zeigt ihre hässliche Fratze derzeit an vielen Stellen auf dem Globus. Und viele Machtpolitiker schämen sich nicht, die Bevölkerung mit alten Kamellen von nationaler Größe und Nationalstolz zu behumsen, was in Wahrheit leere Luftblasen sind, übersteigerte Ideen aus dem 19. Jahrhundert, die ihren Wert längst verloren haben. Denn wo Menschen sich dazu überreden ließen, nationale Hirngespinste über die Menschlichkeit zu stellen, da liefen sie in das Verderben blutiger Kriege. Viele dieser armen Verführten bezahlten die Machtträume ihrer Führer mit ihrem Leben, viele „nur“ mit lebenslangen körperlichen und seelischen Schäden. In Todesanzeigen wurde gelogen: „auf dem Felde der Ehre gefallen“, und ähnlich. Noch schlimmer: „geopfert auf dem Altar des Vaterlandes.“ Was nützen den Toten schnulzige Nachrufe? Man hätte besser den Krieg vermieden und rechtzeitig auf Politiker gehört, die andere Wege bevorzugten, um „nationale Interessen“ zu wahren.
Was sind das überhaupt, diese nationalen Interessen? Was soll man denn anders darunter verstehen als das Bestreben, möglichst allen Menschen in einem Land ein sicheres und auskömmliches Leben zu ermöglichen! Dafür ist ein Staat da.*
Aber leider kommen immer mal wieder Politiker an die Macht, die von ihrer persönlichen Geltungssucht in die Illusion getrieben werden, ihr persönliches Wohlergehen sei mit dem des Staates und seiner Bevölkerung gleichzusetzen. Sie finden sich selbst umso großartiger, je mehr Macht sie ausüben und je mehr Menschen sie unter ihre Kontrolle bringen. Diese Gier nach Macht kennt kein Halten, sie greift auch über die Grenzen des eigenen Staates hinaus. Logischerweise folgt daraus der Wunsch, das Staatsgebiet zu erweitern, im Zweifel auch mit militärischen Mitteln – obwohl sie insgeheim wissen: Krieg ist Mist. Krieg ist menschengemachte Katastrophe.

Wer Krieg plant und anfängt, rechnet sich zwar Erfolgschancen aus, doch zeigt die Geschichte: Krieg ist immer unsicher in seinem Verlauf wie seinem Ergebnis. Krieg ist riskant. Das gehört zum alten Wissen der Menschheit, das demonstriert schon die Geschichte von dem Herrscher, der vor einem geplanten Feldzug das Orakel befragte und zur Antwort bekam: Wenn du die Grenze überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören. Er verstand das als Verheißung großen Erfolgs. Doch das Gegenteil trat ein: Das Reich, das er durch diesen Krieg zerstörte, war sein eigenes.

In England schrieb ein heller Kopf: „Patriotism is the last refuge of a scoundrel.“ Patriotismus ist die letzte Zuflucht eines Schuftes. Heißt: Wenn ein Machtpolitiker nicht mehr weiß, womit er die Leute noch auf seine Seite ziehen und überreden könnte, greift er zu nationalistischen Parolen und gibt vor, sein Ziel sei die Größe der Nation, und seine Politik richte sich allein auf das Ziel, das Vaterland zu alter (oder neuer) Größe zu führen – und dazu müssten ihm alle aus patriotischer Pflicht ohne Widerspruch folgen.

Um Beispiele zu finden, brauchen wir gar nicht weit in die Geschichte zurückzuschauen, denn in unserer Zeit kennt jeder diesen Politikertyp, der einfach nicht von der Macht lassen kann: Figuren wie Donald Trump, Silvio Berlusconi, Boris Johnson, Victor Orban, Wladimir Putin und sein Vasall Lukaschenko, usw. Für Viele besonders abstoßend sind diejenigen, die sich vor Kameras ungeniert als gewaltbereite Machos inszenieren, wie Trump oder Bolsonaro, und ihre Anhänger unverhohlen zu Gewalt aufrufen.

Doch was heißt abstoßend? Das ist keine politische Kategorie. Politische Begriffe wären hier: Autoritäre Herrschaft, Diktatur, Willkürherrschaft, Überwachungsstaat, … Wohlgemerkt: Diese Begriffe sind nicht auf jeden der oben Genannten anwendbar. Aber in der Riege der Machthaber dieser gegenwärtigen Welt findet man durchaus Figuren, auf die sie anwendbar sind.

Lasst Euch nicht behumsen: Manche behaupten, so ein riesiges Land wie Russland oder China könne nur mit einer starken Hand regiert werden. Die Wahrheit ist: Gerade unter den modernen Bedingungen der Kommunikationstechnik ist es möglich, einen großen Flächenstaat so zu organisieren, dass eine demokratische Mitbestimmung der Bevölkerung funktionieren kann. In den USA war das auch möglich – ohne ein autoritäres Regime oder eine Diktatur. Dort erodiert die Demokratie derzeit durch rechtsgerichtete, teils religiös-fanatische, rassistische Kräfte, die einen machtgeilen Populisten wie Trump bis ins Weiße Haus spülten, die eine ehemals ehrenwerte demokratische Partei, die Republikaner, gekapert haben und eine antidemokratische Radikalisierung betreiben.

Von China wollen wir gar nicht groß reden: Diktatur, Überwachungsstaat sind zwei Begriffe, die hier zur Anwendung kommen. Bei aller menschlichen Sympathie für die Chinesen fragt man sich: Haben sie, ein altes Kulturvolk, ein solches Regime verdient? Und glauben sie wirklich, sie seien eine Nation, wo sie doch in Wahrheit ein Vielvölkerstaat sind. Kulturelle und religiöse Minderheiten werden nicht geduldet, Kritik wird gnadenlos unterdrückt. Das Regime der Kommunistischen Partei Chinas puscht Nationalismus hoch, er ist ein Machtinstrument zur emotionalen Gleichschaltung der Bevölkerung Chinas.

Es ist wohl mehr als Zufall, dass das Regime der Militärdiktatur in Myanmar gute Beziehungen zu Chinas Führung unterhält. Man kann sich ja gut austauschen über die Unterdrückung von Demokratie-Bewegungen und ethnischen Minderheiten… Und apropos gute Beziehungen: Putin reiste zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2022 nach Peking/Beijing und ließ sich beim demonstrativen Handschlag mit Xi Jinping fotografieren, während eine Menge vor allem westlicher RegierungsvertreterInnen der Show fern blieben.

Derzeit sieht es weltweit nicht so sehr gut aus für die Demokratie. Der „Economist“ erarbeitet jährlich einen Demokratie-Index und beobachtet: Die Anzahl Menschen der Weltbevölkerung, die in einer Demokratie leben, hat in den letzten Jahren von knapp 50% um ein paar Prozentpunkte abgenommen. Der Anteil der autoritär regierten Staaten in der Welt ist in den letzten Jahren gestiegen, und ein Drittel der Weltbevölkerung lebt in einer Diktatur. mehr > «Economist»: Anteil der Demokratien 2021 weltweit erneut gesunken

Zur Erinnerung: Demokratie ist nicht nur, alle paar Jahre auf einem Stimmzettel ein Kreuz malen zu dürfen, vielmehr gehören dazu für alle (!) StaatsbürgerInnen Grundrechte, die von den allgemeinen Menschenrechten abgeleitet sind. Außerdem gehört zur Demokratie Gewaltenteilung im Staat, d.h.: Gesetzgebende Gewalt (Legislative), Ausführende Gewalt (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) sind klar voneinander getrennt und kontrollieren sich gegenseitig. Das ist in einer demokratischen Verfassung geregelt (die in Deutschland Grundgesetz heißt).

W. R.

* Der Staat an sich ist nur eine Organisationsform und weder gut noch schlecht. Das ist anscheinend zu hoch für Leute, die aus Prinzip gegen „den Staat“ sind: Sie verstehen nicht, dass das Zusammenleben einer großen Zahl von Menschen geregelt werden muss und Anarchie keine Alternative ist. Demokratie ist nicht unbedingt die ideale Lösung aller Probleme, aber sie ist eine Herrschaftsform, die der Bevölkerung eines Staates Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitentscheidung bietet. Demokratie ist zwar von der Verfassung (Grundgesetz) geboten, muss aber durch Kontrolle gesichert und ihre Umsetzung eigentlich täglich durchgesetzt werden, wenn einzelne Akteure oder Gruppen ihre Interessen auf Kosten Anderer durchsetzen wollen. Das Wichtige daran: In einem demokratischen Staat wird ein Ausgleich verschiedener Interessen angestrebt, um inneren Frieden in der Gesellschaft herzustellen. Wer sich benachteiligt sieht oder fühlt, kann z.B. Gerichte anrufen, um seine Interessen zu vertreten und sein Recht zur Geltung zu bringen (Prinzip des Rechtsstaates).

Nachtrag am 23.02.2022: Nachdem Putins Spielzüge gegen die Ukraine und den Westen sichtbar geworden sind, stellt sich mir u.a. die Frage, wieso man anscheinend im Westen von Putins Vorgehen überrascht wurde. Allen stand doch noch vor Augen, wie er 2014 die Annexion der Krim einleitete, und wie er den Krieg im Donbass (östliche Ukraine) bis heute am Köcheln hielt. Putin täuscht über seine Absichten und schafft derweil Tatsachen. Ich bin nicht der einzige historisch Bewanderte, der Putins Taktik mit der Hitlers von 1938 vergleicht und da Parallelen sieht. Putin will letztlich die Ukraine einverleiben, Hitler machte dasselbe mit der Tschechoslowakei. Dies ist kein direkter Vergleich Hitler-Putin, sondern ein Vergleich der Handlungsweise von zwei skrupellosen Machtpolitikern. Wer Putin immer noch Verständnis entgegenbringt und seiner Erzählung folgt, er wehre sich nur gegen eine Einkreisung durch die Nato, der blendet eine Menge Dinge aus.

Für Putin gibt es das Selbstbestimmungsrecht der Völker nur, wenn sie zu Russland gehören wollen und sich den Anordnungen Moskaus fügen. Hier wird autoritär regiert, Wahlen und Parlamentsabstimmungen werden der Form halber veranstaltet, wenn Putin die Weichen gestellt hat, d.h. nachdem er im Vorfeld jede Opposition klein gemacht hat. Er nannte das „gelenkte Demokratie“, was ich schon vor Jahren zum Lachen fand: ein bloßes Versteckspiel mit Worten, die die wahren Verhältnisse verschleiern sollen.

Putins Bezugnahmen auf die Geschichte sind in meinen Augen fast schon absurd, wenn er z.B. das Völkerrecht ignoriert und als legitime Grenzen der Macht Russlands nur die des Sowjet-Imperiums bzw. des Zaren-Reichs ansieht. In einer Fernsehansprache in diesen Tagen meinte er, Lenin habe 1918 unnötig die Ukraine aus dem Staatsverband entlassen.

Dazu fällt mir nur noch ein satirischer Aufkleber ein, den ich vor langer Zeit sah: Einen Grenz-Umriss unter Einschluss Italiens mit der Forderung „Für ein Deutschland in den Grenzen von 1228!“. In diesem Sinne möchte man Putin zuraunen: „Vorsicht, Wladimir, gleich kommen die Nachfahren der Ostgoten um die Ecke und fordern die Krim als Teil ihres ureigenen Gebietes zurück!“ Nach Putins völkischer Logik hätten sie nämlich allen Grund dazu: Goten siedelten viele Jahrhunderte in diesem Raum, ihre Sprache wurde auf der Krim sogar bis ins 18. Jahrhundert gesprochen. Was sind dagegen die wenigen Jahre, in denen Russen dort angesiedelt wurden?

Wer so selektiv auf die Geschichte zugreift wie Putin, entlarvt die Schwäche seiner Argumentationsbasis – zumindest in den Augen informierter Menschen. Und er offenbart, dass seine eigenwilligen historischen Gedanken ihm wichtiger sind als Völkerrecht und internationale Verträge. Kann man daraufhin mit Putin überhaupt noch Verträge schließen? Er macht doch nach Belieben seine eigenen Regeln, und handelt anders, als er redet – wenn es ihm gerade passt. Das zerstört Vertrauen, das aber eine Basis internationaler Beziehungen ist.

Nachtrag am 24.02.2022: Oops, he did it again! Wieder hat Putin mit den westlichen Regierungen gespielt, um sie dann zu überrumpeln und Fakten zu schaffen. Wer jetzt nicht an 1938 denkt, hat mangelhafte historische Kenntnisse. Wenn Putin die Geschichte jener Jahre studiert hat, dann weiß er aber auch: Hitlers Kalkül, mit seiner Taktik die westlichen Demokratien weiter vorführen und überrumpeln zu können, verfing danach nicht mehr: Beim Überfall auf Polen 1939 handelte er sich Kriegserklärungen und den Zweiten Weltkrieg ein; wie der für Hitler und Deutschland 1945 endete, ist bekannt. Hitler hat damit das Schicksal von König Krösus von Lydien wiederholt und ein großes Reich zerstört, nämlich sein eigenes.

Eine von Hitlers Fehleinschätzungen war die angebliche Schwäche und Hinfälligkeit westlicher, friedensseliger Demokratien gegenüber autoritären, gewaltbereiten Machtsystemen. Eine ähnliche Einschätzung könnte auch Putin in arge Schwierigkeiten bringen.

Übrigens: Die Geschichte von Krösus, dem Orakel und seinem Krieg, der sein eigenes Reich zerstörte, kann man nachlesen bei Herodot (485 – ca. 425 v.Chr.), dem „Vater der Geschichte“, wie ihn Cicero nannte. Dieser Herodot war – was Viele nicht wissen – nicht nur ein gebildeter und weitgereister Mann, er brachte vor Allem Verständnis für andere Völker und deren Kulturen auf und suchte das, was er vorfand und beobachtete, zu verstehen. Das kann man von vielen Weitgereisten späterer Zeiten nicht immer sagen, besonders in den Kolonialzeiten waren sie meist vom europäischen Überlegenheitsdenken geprägt und hatten damit eine ideologische Barriere im Kopf. Aber auch da gab es Ausnahmen, Wissenschaftler mit unvoreingenommenem Blick wie Alexander von Humboldt (1769 – 1859), der die Sklaverei kritisierte und grundsätzlich Freiheit als natürlichen Zustand des Menschen postulierte. —

In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 2022 offenbarte Putin sein zweites Gesicht:

Dieses Gesicht hatte er zwar schon bei früheren Gelegenheiten gezeigt, doch westliche PolitikerInnen wollten ihn wohl lieber so wahrnehmen, als sei er im Grunde einer von ihnen und spiele nach denselben Regeln. Das war ungefähr so, als habe man Graf Dracula nächtens mit blutigem Maul umhergehen sehen, das aber als bösen Traum verdrängt und ihn am Tag als eher umgänglichen Gesprächspartner erlebt.

Putins „Sonderoperation“ gegen die Ukraine reiht sich ein in mehrere Militäroperationen der Vergangenheit. Ernsthaft betrachtet könnten seine „Sonderoperationen“ Gründe liefern für eine Anklageschrift vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Der Gipfel des zynischen Machtspiels war seine Unterstützung des syrischen Machthabers Assad, die nicht vor gezieltem Bombardement von Schulen und Krankenhäusern in „Rebellengebieten“ zurückschreckte. Man konnte sehen, dass Putin vor nichts Halt macht, wenn es in sein Kalkül passt… *

Zuletzt drohte er Allen, die sich von außen einmischen und der Ukraine helfen wollen, mit dem Einsatz von Atomwaffen. Geht’s noch? Das sind Gangster-Allüren. Statt laut Putin die „Entnazifizierung“ der Ukraine anzustreben, wäre eher umgekehrt zu überlegen, wie man den Faschismus aus dem Kreml austreiben könnte. Da Voodoo hier vermutlich wenig hilft, sind harte Sanktionen das Mittel der Wahl – wenn sie auch eher langfristig Wirkung entfalten werden.

* Im Oktober 2022 zeigte Putin der Welt, dass er auch in der Ukraine vor nichts zurückschreckt und Terror zu den Mitteln seiner Wahl gehört. Die Raketenangriffe auf Wohnhäuser, Schulen und Universitäten, zivile Versorgungseinrichtungen etc. gleichen dem Vorgehen der russischen Luftwaffe in Syrien.

Außerdem wurde durch Rückeroberungen russisch besetzter Gebiete offensichtlich, wie die Besatzer dort gehaust haben. Die losgelassene Soldateska raubte, folterte, vergewaltigte und tötete nicht nur, sie raubte auch Zivilpersonen ihren Besitz, Nahrungsmittel, Haushaltsgeräte, sie raubte Kunstschätze aus Museen, die z.T. auch zerstört wurden…

Kein Wunder also, dass eine große Mehrheit in der UN-Vollversammlung Mitte Oktober das russische Vorgehen verurteilte, insbesondere die illegale Annexion ukrainischer Gebiete.

Das russische Militär ist wohl zu großen Teilen in einem schlechten Zustand: Wie jeder Militärexperte und jede/r HistorkerIn weiß, untergraben Plünderungen und Exzesse der Soldaten die Disziplin und auch die Kampfmoral. Dass mit der offiziellen Teilmobilmachung nun meist unerfahrene uns nur kurz ausgebildete Rekruten an die Front geschickt werden, macht die Sache wohl kaum besser. Auch deshalb bezieht Putin nun Lukaschenko und das belarussische Militär stärker in seine Kriegführung ein.

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Endlich Beweise!!

Virologen sind überrascht: Das hätten sie nicht gedacht! Da greift ein offenbar ansteckender Keim um sich, der sich Dummheit nennt. Leute, die davon infiziert werden, glauben jeden Mist, der im Internet verbreitet wird, und liken fleißig unwissenschaftlichen Murks, der aber so schön glaubhaft daherkommt. Eine Menge dieser Infizierten konnte man heute* in Berlin in einer Demo laufen sehen: Die Gefahr des Corona-Virus leugnen sie und stellen die große Mehrheit der Wissenschaftler als Lügner hin, sie selbst hingegen sind die erleuchteten Durchblicker, die die ganze Corona-Verschwörung durchschauen! Grandios. Und woher beziehen sie ihre Informationen? Von dubiosen, dafür aber heilsbringerisch auftretenden Leuten in den sozialen Medien und auf YouTube-Kanälen.

Ich weiß, wovon ich rede, schließlich habe ich mir ein paar von denen angeschaut und angehört, weil ich mich vorurteilsfrei aus verschiedenen Quellen informieren möchte. Und ich stellte fest: Wer genau hinhört, merkt schnell, wo die Schwachstellen dieser „Enthüllungen“ sind – aber viele Verschwörungsgläubige hören ja nur noch kritisch hin, wenn etwas von seriösen „Mainstream“- -Medien kommt.

Dabei wissen sie noch nicht von einer wahrhaft skandalösen Verschwörung:

Rechtsradikale, „Reichsbürger“, durchgeknallte Sektenführer, russische und chinesische Agenten und Trumps nun abgelöster US-Botschafter (der Merkel ebenso hasst wie sein Chef) haben unbemerkt eine Substanz in das Kerosin sämtlicher Verkehrsflugzeuge gemischt, die Deutschland überfliegen. Die Kondensstreifen dieser Flugzeuge verteilen …

… Verdummungs-Aerosole über das Land. Wie die Corona-kritischen Demos zeigen, haben sie damit schon Erfolge erzielt, besonders bei Leuten, die sich nicht mit Gesichtsmasken schützen.
Damit Ihr das glaubt, gehe ich mit dieser Enthüllung morgen in die sozialen Netzwerke und eröffne zusätzlich einen YouTube-Kanal, wo diese Verschwörung aufgedeckt wird. Parole: „Endlich Beweise!!“ Wetten, dass ich hohe Klickzahlen und massenhaft Likes kriege?
W. R.

*Coronaleugner demonstrieren in Berlin: „Ihr denkt, ihr werdet verschont von den Tribunalen? Werdet ihr nicht!“ – Berlin – Tagesspiegel.

Die Verwirrten rufen auf der Demo nach Freiheit. Ja, was denn noch? Ihr nehmt Euch schon die Freiheit heraus, die Infektionsgefahr zu missachten, das Ansteckungsrisiko für Andere und damit deren Wunsch, frei und gesund zu bleiben, zu missachten. Die Freiheit, Party zu machen und in Gruppen dicht gedrängt herumzustehen ist Euch wichtiger als der Schutz Eurer eigenen und der Gesundheit Anderer, nicht zu reden von den Älteren und Immungeschwächten, die eine Covid-19-Infektion schwerkrank machen kann, auch im Hinblick auf Langzeitfolgen. Eure persönliche Freiheit ist der egoistische Wunsch, jederzeit zu tun oder zu lassen, was Euch gerade gefällt, ohne Rücksicht auf irgendwen und irgendwas. Wenn Ihr ältere Verwandte ansteckt – was soll’s, Ihr seid Euch natürlich keiner Schuld bewusst und feiert weiter.

Niemand will Euch – gerade in diesem Land – Eure Freiheit einschränken, darum geht es nicht. Hier geht es darum, die Bevölkerung (eingeschlossen Euch selbst) vor einer Erkrankung zu schützen, von der niemand im Voraus sagen kann, wen sie in welcher Heftigkeit treffen wird – wenn erst die Infektion da ist. Wir wissen noch nicht einmal, wie lange eine überstandene Infektion immun macht. Wir wissen aber, dass eine Anzahl Infizierter sehr schwere Krankheitsverläufe hatten, und dass einige daran gestorben sind.

Ich meine: Freiheit bedeutet Selbstverantwortung. Sichgehenlassen ist was für Besoffene, die sich nicht mehr im Griff haben. Wer sich nur hemmungslos austoben will, hat das noch nicht verstanden. Meine Freiheit besteht darin, mich nach eigenem Verstand zu entscheiden: Will ich gesund bleiben? Will ich mich sozial verhalten und Rücksicht auf Andere nehmen? Es hat in meinen Augen auch etwas mit Menschenwürde zu tun, wenn ich als Mensch wahrnehme, dass andere Menschen genauso Rechte haben und ihre Freiheit nicht durch mein Verhalten eingeschränkt sehen wollen. Und ehe Ihr Euch auf das Grundgesetz beruft, schaut doch erst einmal nach, was da überhaupt drin steht, z.B. im Artikel 1. Und lest auch Artikel 2 mal in Ruhe durch.

W. R.

Nachtrag am 12.09.2020: Die Verquerdenker demonstrieren immer noch gegen — was eigentlich? Dagegen, dass der Staat seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge für die Bevölkerung nachkommt? Oder für das Recht auf Dummheit? So langsam fragen sich die Vernünftigen: Was soll das?

Heute kommt die Antwort! Achten Sie auf das erste Foto in diesem Bericht: Proteste gegen Corona-Maßnahmen: Polizei stoppt Demo in München – 10.000 unterwegs – Politik – Tagesspiegel Da enthüllt ein von Demonstranten gezeigtes Banner die Erklärung: Corona bringt als Nebenwirkung auch Verblödung unter die Leute! Damit ist das Rätsel gelöst: Weniger die Aerosole aus Kondensstreifen (s.o.), vielmehr das Covid19-Virus selbst ist eine Virus-Mutation, die viele Infizierte nicht mehr klar denken lässt. Die Infizierten selbst merken nichts, weil die Erkrankung oft symptomfrei verläuft. Und der Volksmund weiß schon lange: Blödheit tut nicht weh. Darum merken jene Demonstranten auf dem Foto nicht, dass sie ein Eigentor schießen.

Aber so isser, der Homo Sapiens: Leicht lässt er sich mitziehen, schöner als Selbstdenken ist die wohlige Wärme der Herde, da guckt man nicht mehr so genau hin, wer da alles unter welcher Flagge mitläuft …

Noch ein Nachtrag am 15.11.2020: Dass diese Verquerdenker den Begriff „Querdenker“ okkupiert haben, dass einige sich Corona-„Rebellen“ nennen, ist eine Anmaßung, die nichts Anderes ist als Etikettenschwindel. Das Wort Querdenker war früher eher positiv besetzt und bezeichnete nonkonformistisch und evtl. innovativ denkende Einzelgänger, die u.U. durchaus inspirierende Impulse einbrachten. Solche Qualitäten kann ich bei dieser Initiative nicht erkennen.

Schon eher sehe ich da Leute, die nach einer bei Nazis beliebten Methode Begriffe besetzen und umdeuten, um Leute zu irritieren und zu behumsen. Nicht zufällig mischen sich Neonazis erkennbar unter die Demonstranten und verbinden das Corona-Leugnen mit ihrer staatsfeindlichen Gesinnung. Was auch bedeutet: Wer mit dem Grundgesetz in der Hand gegen Corona-Maßnahmen protestiert und dabei die Nähe staatsfeindlicher Mitmarschierer duldet, der … (denken Sie selbst weiter!).

Und wer schon nachgedacht hat, münzt das folgende Zitat aus Goethes „Faust“ I, 2128f., gesprochen von Mephisto in Auerbachs Keller, auf die aktuelle Situation:

Den Teufel spürt das Völkchen nie / Und wenn er sie beim Kragen hätte.

Lasst mehr Frauen ran…

UM Weltfrauentag (8. März) finde ich einen Kommentar, der immerhin eins für sich hat: er klingt logisch > https://www.tagesspiegel.de/meinung/internationale-politik-ohne-gleichberechtigung-kein-frieden/24073842.html

Zum Thema „Waffen und Männer“ kann ich aus eigener Erfahrung und Einsicht beitragen: Entgegen der von populistischen Politikern wie Trump oder Salvini verkündeten Ansicht, dass mehr Waffen (insbesondere Schusswaffen) mehr Sicherheit geben sollen, sage ich: Mehr Waffen schaffen mehr Unsicherheit. Und eine Schusswaffe im Haus ist eine permanente Bedrohung für seine Bewohner. Denn oft wird diese Waffe, wenn sie denn zum Einsatz kommt, anders benutzt, als sich der Beschaffer das vorgestellt hat.

Gemeinhin denken die Leute, dass junge, heißblütige Männer die Welt unsicherer machen. Aber wenn man sich die älteren und alten Säcke anschaut, die einen großen Teil der Welt regieren, dann fragt man sich doch, wieso gerade unter deren Regierung so viele blutige Konflikte in der Welt existieren. Es ist offensichtlich, dass so ein Trump die Welt unsicherer macht, weil er multilaterale Abkommen kündigt und sich politisch unberechenbar verhält, weil er schon im Wahlkampf seine Nähe zu den Waffenfabrikanten nicht verbarg, und für zivile Amokläufe und Massaker nur das Mittel kennt, dass sich alle bewaffnen sollten. Toll, so einen Dummschwätzer hat die Welt noch gebraucht. Und wer hat ihn in dieses bedeutende Amt gewählt? Menschen, die einen politikunfähigen Selbstdarsteller als Rache am Establishment wählten, als Krawall-Otto und Anti-Kandidaten. Nur: Diese „Rache“ geht nach hinten los, wie die Ergebnisse seiner Politik zeigen. Am Ende haben auch und gerade viele Trump-WählerInnen* das Nachsehen.

Das haben auch diejenigen Briten, die 2016 für den „Brexit“ gestimmt haben. Ihre heillos zerstrittene Politiker-Kaste hat ihnen nicht nur das Plebiszit eingebrockt, sondern auch die endlosen Nervereien um die Art und Weise, wie der Brexit vollzogen werden soll. Männlicher Macht-Poker auf Kosten des Gemeinwohls findet da statt, auch die wenigen weiblichen Politiker mühen sich, auf männliche Art mitzumischen — wie es schon Margaret Thatcher tat (die sogar übte, ihre Stimme tiefer und damit männlicher klingen zu lassen). Was hat Thatcher dem Land beschert? Knallharte neoliberale Politik. Und auch Kriegsherrin war sie, um die Falkland-Inseln für Großbritannien gegen argentinische Ansprüche zu halten. Um welchen Preis?

Darum: Der oben verlinkte Kommentar ist zumindest diskussionswürdig.

W. R.

* Im Sinne von Gender-Sensibilität wird auf dieser Website oft, aber nicht in allen möglichen Fällen, das große i im Wort gesetzt (Binnen-I), um (im vorliegenden Fall) Wählerinnen und Wähler gleichermaßen zu benennen. Die Sache mit dem Sternchen (*) im Wort (Gendersternchen) hält der SR derzeit für nicht notwendig. Eine Diskussion darüber kann ganz schön vertrackt werden, wie z.B. dieser scharfsinnige und kompetente Artikel zeigt:  Debatte Geschlechtergerechte Sprache: Eine für alle – taz.de

„Drah di net um…“

Noch vor einigen Tagen dachte ich, Trump und Erdogan wetteiferten darum, wer von beiden das größte Rumpelstilzchen in der Politik sei. Doch seit gestern muss ich zugeben: Erdogan liegt eindeutig vorn mit seiner Drohung an alle Europäer, sie sollten sich in Acht nehmen, wenn sie raus auf die Straße gehen… Erdogan droht: “Kein Europäer wird mehr sicher sein”
Da kann man nur noch das Lied von Falco (leicht abgewandelt) singen: „Drah di net um, der Erdogan geht um…“ Wobei der hier nicht den Kommissar, sondern eher den Mafia-Boss gibt.*
Gar nicht lustig finden das mit Sicherheit alle, die in der Türkei mit Urlaubern aus Europa Geld verdienen. Erdogan zieht die türkische Wirtschaft damit weiter nach unten.

Mich beschleicht der Gedanke, dass wir diesem Möchtegern-Sultan eines Tages im Rückblick noch dankbar sein könnten, weil er das populistische „Starker-Mann“-Schema dermaßen überstrapaziert und ad absurdum führt, dass man es nur noch lächerlich finden kann.

Erdogans schon längst autokratisches Regieren hat zwar die Gefängnisse statt mit Kriminellen mit politischen Gefangenen gefüllt, aber den Terror hat er im Lande weder verhindert noch besiegt (Sogar der russische Botschafter wurde im Dezember 2016 auf offener Bühne ermordet). By the way: Wie nennt man eigentlich jemanden, der die Bevölkerung der ganzen EU bedroht? Dieser Mann ist doch wohl mit dem Ausdruck zu bezeichnen, mit dem er selbst so gern um sich wirft, um seine Kritiker zu kriminalisieren: Terrorist. Sorry, was denn sonst? —
Unser neuer Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 22.3.2017 in seiner Antrittsrede im Bundestag klare Worte gesprochen. Gut so! Die ganze Rede zum Nachlesen >Steinmeiers Antrittsrede im Wortlaut – Politik – Süddeutsche.de

W. R. (ein Europäer)

* Das Original kann man hier hören >Falco – Der Kommissar – YouTube

Nachtrag vom 23.04.2017: In den Rumpelstilzchen-Wettbewerb hat sich nun auch Nordkoreas Gottkönig Kim Jong Un eingeschaltet. Er droht Australien mit dem Einsatz seiner Atomwaffen und zeigt sich als ein Vertreter des Diktatorentyps „Kraftmeier&Sprücheklopfer“. In der Sportart „Personenkult“ ist er seit langem Weltmeister. Aber trotz der schönen Satire-Vorlagen sollte man nicht vergessen, dass er nach dem Vorbild Stalins keine starken Figuren neben sich duldet; und er versteht keinen Spaß. Bei ihm gibt es z.B. auch einen Schießbefehl auf Menschen, die seinem Machtbereich entfliehen wollen.