F.U.F. – der Club

Die  FREIE UNIVERSITÄT FRECHEN  32-FUF-ma. Logo-Entwurfist keine Universität im landläufigen Sinne, denn sie hat

  • kein Uni-Gebäude
  • kein festes Personal
  • keine Ämterhierarchie
  • keine umständlichen Aufnahmeformalitäten
  • keine Zugangsbeschränkungen wie Abiturzeugnis o.a. Nachweis der Hochschulreife
  • keinen Numerus Clausus, und erhebt
  • keine Gebühren für Zulassung, Studiensemester oder Exmatrikulation,

und sie vergibt

  • keine anerkannten Hochschulabschlüsse
  • keine anerkannten akademischenTitel, auch nicht gegen „Spenden“
  • keine formale Berechtigung zum Wechsel auf eine staatlich anerkannte Hochschule
  • keine Atteste zum Bezug kommunaler oder staatlicher Leistungen
  • keine steuerlich absetzbaren Spendenbescheinigungen

und gibt auch

  • keine moralische Berechtigung, die Nase in akademischem Dünkel hoch zu tragen und sich nur aufgrund der Mitgliedschaft für etwas Besseres zu halten.

Was aber ist die  FREIE UNIVERSITÄT FRECHEN, was hat sie, was gibt sie?

Die  FREIE UNIVERSITÄT FRECHEN  ist

  • frei in beinahe jeder Hinsicht
  • geistig universal orientiert
  • ein non-profit Unternehmen
  • eine NGO ohne feste Organisation
  • ein Club (allerdings ohne formalen Vorsitzenden, stattdessen geleitet vom „Spiritus Rector“, hier kurz „SR“, der zugleich als Sprecher fungiert)
  • unabhängig von jeglicher Förderung (und Forderung) seitens politischer, religiöser oder wirtschaftsnaher Gruppen oder Organisationen
  • bestrebt, vor allem durch Bildung in die Gesellschaft hineinzuwirken, ohne sich dabei für irgendwelche tagespolitischen Zwecke einspannen zu lassen
  • den Grundwerten der Demokratie verpflichtet, wie sie u.a. im Grundgesetz formuliert sind, und deshalb ist sie
  • für alles, was die Menschen anleitet, die Welt tiefer zu begreifen und sinnvoll mitzugestalten.

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Aus der Geschichte der Freien Universität Frechen:

Die F.U.F. wurde am 29.01.1970 von Wolfgang Reinert gegründet, um im Internationalen Jahr der Bildung (ausgerufen von der UNO) ein Zeichen zu setzen (zu verstehen vor dem zeitgeschichtlichen und soziokulturellen Hintergrund der ausgehenden 60er und beginnenden 70er Jahre — was an dieser Stelle aus Platzgründen nicht näher ausgeführt werden kann). Außerdem sollte der sich abzeichnenden Fraktionierung der „Studentenbewegung“ alias „anti-autoritäre Bewegung“ entgegengewirkt werden (in späteren Jahrzehnten „68er-Bewegung“ genannt). Dieses Auseinanderfasern hatte W.R. auf dem letzten Song-Festival auf Burg Waldeck im September 1969 live miterlebt.

Woher kam der Name „Freie Universität Frechen“? Anregungen flossen aus verschiedenen Quellen, z.B. aus der Gründungsgeschichte der FU Berlin, die quasi als Folie für die „Gegengründung“ zur Uni Köln herangezogen wurde*, was wiederum mehr mit Dada als mit Größenwahn zu tun hatte (Niemand hatte die Absicht, eine wirkliche Universität zu gründen). Kenner wissen, dass Dada in Köln eine Zeit lang eine Rolle spielte (mehr siehe: Günter Krüger, MAX ERNST MACHT SPASS, >FUF-Bibliothek / Animus-Preis).

Zwei Mitgieder der FUF posieren für ein Foto zum Jahrestag der Gegengründung vor der Uni Köln, Jan. 1971

Im Laufe der auf den 29.01.70 folgenden sieben Wochen, die später, im historischen Rückblick, als die legendäre Gründungsphase gesehen wurden, warb W.R. weitere Mitglieder, die sich offiziell einschrieben und eine Immatrikulationsbescheinigung erhielten. Im Februar und März besuchte er mit den bereits Eingeschriebenen kulturelle Veranstaltungen wie einen Auftritt des Politkabaretts „Floh de Cologne“ und die Ausstellung „Jetzt“ zur zeitgenössischen Kunst (in der Kunsthalle Köln). Bis 20. März 1970 war die F.U.F. auf 10 eingeschriebene Mitglieder angewachsen. (Diejenigen, die nicht mehr in Kontakt zur F.U.F. stehen oder verstorben sind [>Persönliches], werden hiermit als Alumni herzlich gegrüßt (wo immer sie sich aufhalten mögen).

Nach der Gründungsphase stellte W.R. seine Aktivitäten als Organisator einstweilen zurück, um seine Aufmerksamkeit und Energie schwerpunktmäßig dem Fortgang seines Studiums an der Universität zu Köln zu widmen (insbesondere eine Zwischenprüfung erfolgreich zu absolvieren). Außerdem war er immer vielseitig interessiert, betrieb neben seinem Fachstudium ein „Studium Generale“ (Motto: „It’s only the connection that makes sense.“), und betätigte sich auf mehreren Gebieten kreativ.

Die F.U.F. hatte sich soweit nur locker zusammengefunden, es gab noch kein ausgearbeitetes Konzept, und eine feste Organisationsstruktur war vom Gründer 1h+ohnehin nicht vorgesehen. Vielmehr sollten sich die Mitglieder gleichberechtigt und auf Augenhöhe begegnen, sich also eher König Arthurs Tafelrunde zum Vorbild nehmen** als einen organisierten „e.V.“ mit Vorstand, Kassenwart und womöglich einer Pöstchen-Hierarchie, bei der die Pöstchen für Manche wichtiger werden als der inhaltliche Zweck des Vereins. Daher taucht auf der Seite >Home/Start oben unter dem Emblem der F.U.F. die Bezeichnung „Club“ auf, die formale Fragen möglichst offen hält.

In diesem Sinne gab es in der Folgezeit eher spontane Treffen von Mitgliedern, das „Universitätsleben“ stand im Zeichen einer „Fröhlichen Wissenschaft“. Eine Art Vollversammlung aller Eingeschriebenen, auf der man ein detailliert ausgearbeitetes Konzept oder eine Satzung oder was immer sonst hätte beschließen können, fand nicht statt (und hätte womöglich den Gedankenaustausch zu sehr auf Formalien und konzeptionelle Detailfragen gelenkt). Also steht geschrieben: Wo zwei oder drei in diesem Geiste versammelt sind, da ist die F.U.F. mitten unter ihnen. [zit. aus „Kurz-Info: Die Freie Universität Frechen (FUF)“, in: Liederbuch der F.U.F., S. 159f.] —

Anfang Februar 1975 gab eine angeregte Diskussion unter Mitgliedern der FUF den Anstoß zu einer schriftlichen Niederlegung des S.R.: Nach dem formalen Vorbild einer päpstlichen Enzyklika predigt der Spiritus Rector der F.U.F. als Leitbild die unabhängige, individuelle Urteilsbildung. (Vgl. auch unten, Leitsätze, 2.) Diese Enzyklika des S. R., ein Schmankerl für Lateinkundige (mit Großem Latinum), blieb bis heute ohne autorisierte Übersetzung in andere Sprachen. —

Zu erwähnen wäre noch eine organisatorische Initiative des Spiritus Rector aus dem Jahre 1976: Am 13.11. stand ein Konzert von Wolf Biermann in Köln an, das erste in Westdeutschland (In der DDR hatte er seit Jahren Auftrittsverbot). W.R., Biermann-Fan seit 1966, besuchte das Konzert in der Kölner Sporthalle mit einigen F.U.F.-Mitgliedern und -Sympathisanten. Es wurde der legendäre Biermann-Auftritt, dem seine Ausbürgerung aus der DDR folgte, was wiederum für Unruhe unter Kulturschaffenden in der DDR sorgte… Manche Publizisten meinen, nach Jahrzehnten zurückblickend, dass damals mit diesem Vorgang der Anfang vom Ende der DDR eingeläutet worden sei. Wenn man es so sieht, dann wohnten wir damals live nicht nur einem großartigen und über weite Strecken sehr politischen Auftritt eines Künstlers und Alleinunterhalters bei, sondern auch einem historischen Ereignis. —

Ein paar von Biermanns Liedern, daneben ein breites Spektrum von Songs, die man zumeist auch gut bei Meetings der F.U.F. singen kann, sammelte W. R. anlässlich des Jubiläums „35 Jahre F.U.F.“ und gab das oben schon erwähnten Liederbuch heraus, das vor allem dem „Gaudeamus igitur“ dienen sollte (zu dem schon das gleichnamige Studentenlied im Mittelalter aufrief).  Abb. rechts: Detail aus dem Cover des Liederbuchs —

Die  FREIE UNIVERSITÄT FRECHEN  versteht sich seit Bekanntwerden der Beatus-Chronik (mehr >Frekena/Die Beatus-Chronik) in einem ideellen Sinn als Erbin und Sachwalterin des Projekts „Universitas Frekenae“.

Was ist oder war dieses Projekt? Dazu hier kurz soviel: Sei es, dass im Jahre 1300 ein päpstliches Privileg zur Gründung einer Universitas (mehr im Beitrag unten: „Von der Universitas zur Universität“) in Frechen erteilt, die Gründung aber 1303 vereitelt wurde, oder sei es, dass dieses Projekt (aufgrund nur einer Quelle) aus streng wissenschaftlicher Sicht kein historisch genügend abgesichertes Faktum ist und (daher, genau genommen) bis auf Weiteres eher als eine Sage und ein Mythos einzuordnen wäre — wie auch immer, die 4+1970 (im internationalen Jahr der Bildung) gegründete Freie Universität Frechen hat dieses Projekt als historischen Vorläufer oder Paten „adoptiert“ — nicht in einem institutionellen Sinne, sondern im Hinblick auf Inhalte.

Inhalte, kurz angesagt: „Sol lucet omnibus“ hieß das Motto der Universitas Frekenae, das wir interpretieren als Wahlspruch „Die Sonne der Bildung scheint allen“. Das ist besonders der Stoff, der mündige BürgerInnen zu wachen, urteilsfähigen StaatsbürgerInnen machen kann, und solche sind wichtig für eine funktionierende Demokratie. Woran sich die BürgerInnen dabei orientieren sollten, das ergibt sich glasklar aus den ersten Artikeln des Grundgesetzes, den Grundrechten. Wer das nicht mehr so genau „auf dem Schirm“ hat, kann es hier nachlesen: I. Die Grundrechte (Art. 1-19) | bpb. Aus diesem „Grundrechtskatalog“, vor allem aus Artikel 1, ergibt sich auch der Inhalt der oben erwähnten Grundwerte der Demokratie, denen sich die F.U.F. verpflichtet sieht.

Seit April 2013 sorgt der Spiritus Rector dafür, dass solcherlei Inhalte im Netz auf einer besonderen Website verfügbar sind, nämlich fu-frechen.de (auf der Sie sich gerade befinden). Sie ist den Inhalten und der Lehre der F.U.F. gewidmet. Auf der Unterseite >F.U.F.-Bibliothek wird auch der Animus-Preis für bemerkenswerte Bücher vergeben (Näheres siehe dort). Denn wir können nicht alles Lesenswerte auf dieser einen Website präsentieren, und verweisen deshalb gern auf einige Bücher, die die FUF-Bibliothek besonders machen, weil sie food for thought bieten und Sie auf gute Gedanken bringen können. Denn, wie oben gesagt: Die F.U.F. möchte dazu beitragen, dass Menschen die Welt tiefer begreifen und sinnvoll mitgestalten können.

Im Jahr 2020 feierte die F.U.F. ihr 50jähriges Bestehen sowie sieben Jahre Homepage fu-frechen.de. Im Vorfeld des Jubiläums wurde ein allgemeines Clubtreffen angedacht, doch standen Termingründe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie einer Feier entgegen. Der S. R. gab zum Anlass eine Festschrift heraus, die während des Jubiläumsjahres hier online abrufbar war. Der Hauptbeitrag dieser Festschrift beleuchtet das Wesen der F.U.F. noch einmal aus einem weiteren Blickwinkel und stellt sowohl kulturgeschichtliche wie historisch-politische Bezüge her, die auch einen Diskussionsbeitrag zur Frage der deutschen Identität liefern. Aus inhaltlichen Gründen, und insbesondere als Diskussionspapier, soll dieser Beitrag weiterhin verfügbar sein und ist daher hier anzuklicken:  Freundschaft, oder – 2021-2 LH

 – S.R. –

* ausführlich dargelegt in dem Kernbeitrag der Festschrift, oben abrufbar                                      ** In der Artus-Sage begegnen sich die Mitglieder der Artus-Runde auf Augenhöhe, den  Vorsitz hat nicht Artus allein inne, sondern er wechselt nach dem Rotationsprinzip                                  

Aktueller Zusatz 2024: Der S. R. macht auf den 24. Januar aufmerksam, den die UNESCO zum Internationalen Tag der Bildung erklärt hat, in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt „Bildung für Frieden“ und „gegen Hate Speech“. Näheres > International Day of Education | UNESCO

.3h+

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 Gedenk- und Feierkalender

der Freien Universität Frechen

 

24.01. Internationaler Tag der Bildung

27.01. Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

29.01.1970 Gründung der Freien Universität Frechen5-Der Gründer der FUF, Selbstportr. als antiker Philosoph - 1969 (ideelle „Gegengründung“ zur Universität Köln)

25.02.1591 Friedrich Spee von Langenfeld geb., Autor der „Cautio Criminalis“ gegen die Hexenprozesse

20.03.1970 Ende des astronomischen Venusjahres 1969/70; die FUF hat 10 eingeschriebene Mitglieder; außerdem Geburtstag des Gründungsmitglieds Ulrich Schumann (1948-2001) , der später als Gymnasiallehrer von seinen SchülerInnen „der Professor“ genannt wird (mehr >Persönliches / Ulrich E. Schumann)

21.03. Welttag der Poesie28

23.04. Welttag des Buches u. vermutlicher Geburtstag von William Shakespeare 1564 (mehr >This wooden O)

03.05. Internationaler Tag der Pressefreiheit

06.05.1925 Hanns-Dieter Hüsch geb.

20.06.1789 Ballhaus-Schwur in Paris, Beginn der Großen Französischen Revolution

06.07. Tag des Kusses

06.08.1945 Atombombenabwurf auf Hiroshima

20.08.2018 Greta Thunberg beginnt ihre Freitags-Demo „Schulstreik für das Klima“ vor dem schwedischen Parlament, bald wird daraus die Bewegung „Fridays for Future“

28.08.1963 Martin Luther King hält in Washington D.C. seine berühmte Rede „I Have A Dream“

01.09. Antikriegstag

02.09.1951 Frechen wird Stadt

04.10. Tag des hl. Franz von Assisi / Internationaler Tierschutztag

09.10.1940 John Lennon geb.

16.10.1752 Adolf Freiherr von Knigge geb.

—1906 F. W. Voigt tritt als Hauptmann in Köpenick auf

10.11.1759 Friedrich Schiller geb.034b+Friedr. Schiller

—1807 Robert Blum geb.

3. Donnerstag im Nov. Internationaler Tag der Philosophie

21.11.1694 François-Marie Arouet geb., später bekannt als Voltaire, ein berühmter Kopf der Aufklärung

23.11.615 Tag des hl. Columbanus

30.11.1835 Mark Twain geb.

03.12.1923 Wolfgang Neuß geb.

10.12. Internationaler Tag der Menschenrechte041

13.12. Tag der hl. Luzia, Tagesmotto: „Es ist besser, das kleinste Licht zu entzünden, statt sich über Dunkelheit zu beklagen.“ (Kung-Fu-Tse)

—1878 Johann Semrau geb.

19.12.1940 Phil Ochs geb.

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Gratulation / Congratulations!

Die F.U.F. gratuliert…

,,,Conchita Wurst und dem ganzen Land Österreich zum Gewinn des Grand Prix Eurovision 2014. Österreich poliert sein Alm-Öhi-Image auf und katapultiert sich in der Außenwirkung weit nach vorn in die Moderne. Als Kommentar genügt, was man dazu auf folgendem link lesen kann: http://songtexte-schreiben-lernen.de/blog/ (Da muss man inzwischen, Aug. 2020, zur S. 13 gehen und dort herunterscrollen zum Beitrag „Merci Conchita“ vom 12.05.2014).

Im Übrigen sei daran erinnert, dass Österreich, im Besonderen Wien, durchaus auf der Höhe der Zeit ist, auch wenn sein Image ein wenig getrübt ist durch das, was in Nachrichtensendungen oft vorrangig gezeigt wird: Jubel für Hitler 1938, Wahlerfolge für Jörg Haider, alternder Multimillionär kauft sich Glamour-Begleitung für den Opernball, und so. Weniger schön auch: Oswald Wiener wurde weggemobbt und ging nach Berlin. Immerhin missioniert seine tüchtige Tochter Sarah Wiener in Sachen vernünftige und gesunde Ernährung (was man nur unterstützen kann!) und rät dringend davon ab, sich nur von der gängigen Industrie-Matsche zu ernähren, sondern empfiehlt, möglichst regionale Produkte zu kaufen, Fleischprodukte aus tierquälerischer Herstellung zu meiden sowie Nahrungsmittel, die zweifelhafte chemische Zusätze enthalten (wozu auch übermäßig verabreichte Antibiotika zählen). —

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… den 2001 Menschen, die zum Welt-Umwelttag am 05.06.2014 in einem Park vor Kathmandu/Nepal zwei Minuten lang Bäume umarmten. Egal, ob das als neuer Weltrekord im Bäumeumarmen gilt, auf jeden Fall ist dies ein064 Signal: „Hallo, Bruder Baum!“ Eine innige Verbundenheit mit anderen Geschöpfen der Natur wird hier sinnbildlich verdeutlicht.

Der Mensch kann sich zwar als von der Natur abgehobenes Wesen denken, aber er ist es nicht. Und wütendes Abholzen schafft ihm auch keine Distanz — weil ihn dieser Verlust auf die eine oder andere Art wieder einholt. Dafür kennt die Geschichte wie die Gegenwart zahllose Beispiele. —

Übrigens: Am 25.04. ist Tag des Baumes. Man sollte Bäume aber nicht nur an diesem Tag wertschätzen. Mehr >Happy Tree-Day! | Greenpeace Blog

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Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi zum Friedensnobelpreis 2014. Die Eine engagiert sich — trotz des knapp überlebten Mordanschlags — für die Bildung von Kindern, besonders der benachteiligten Mädchen; der Andere kämpft in Indien gegen die Versklavung von Kindern bzw. Kinderarbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen.

In einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York sagte Malala (17): „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“ Ganz bestimmt kann Bildung wesentlich dazu beitragen, dass Menschen nicht an längst überholten Ansichten über die Herrschaft des Mannes über die Frau festhalten; und überhaupt: dass Menschen nicht schicksalsergeben Herrschaftsverhältnisse hinnehmen müssen, die auf Ausbeutung und Unterdrückung ausgerichtet sind; dass geknechtete Menschen sich nicht in Abhängigkeit und Unwissenheit auch noch für die Zementierung mittelalterlicher Verhältnisse einsetzen, weil sie glauben, dass die von Menschen geschaffenen Machtverhältnisse natürlich oder gottgewollt seien.

Bildung und Aufklärung sind den Vertretern und Nutznießern einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung wie auch eines autoritären Regimes immer ein Dorn im Auge. Daher werden Ausgaben für das Bildungswesen in konservativ geprägten Ländern als zweitrangig betrachtet, und meist für Mädchen gar nicht erst vorgesehen. Den Herrschaftsnachwuchs schicken die Vermögenden sowieso auf Eliteschulen (vorzugsweise in Europa oder in den USA). Im eigenen Land reicht — aus der Sicht der Herrschenden — ein niedriges Bildungsniveau für die breite Bevölkerung vollkommen aus.

Im feudalistischen Europa früherer Jahrhunderte prägte einmal ein adliger Großgrundbesitzer die Formel: „Ein Ochse vor dem Pflug und einer hinter dem Pflug.“ So wünschten sich die Herrschenden die agrarisch geprägte Gesellschaft. „Zuviel“ Wissen war ihrer Meinung nach für die Untertanen unnötig, und suspekt — als möglicher Auslöser eigener Gedanken. Denken, und auch noch selbständig? Unerwünscht! So sehen das herrschende Kreise in vielen Ländern noch heute. —

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… Tushi (23) zu ihrem entschlossenen Vorgehen gegen unerwünschte Beobachtung durch eine Drohne: Im April 2015 griff sie zu einer fast 2m langen Weidenrute und holte damit schon beim zweiten Peitschenhieb die Drohne aus der Luft, die sie filmen sollte. Die Drohne stürzte zu Boden und war hinüber.

„Fein gemacht!“ möchte man ihr lobend zurufen: Eine Schimpansenfrau in einem Zoo in Arnheim demonstrierte den Menschenaffen beiderseits der Umzäunung des Freigeheges, dass man sich gegen Totalüberwachung wehren muss. Die Primaten außerhalb des Geheges, die Tushi verblüfft zuschauten, waren gewöhnt zu denken, sie seien die Oberschlauen, die Schimpansen dagegen bloß Affen mit bescheidener Intelligenz. Denkste! Wer sich „Mensch“ nennt, ist damit noch nicht selbstverständlich allen Tieren überlegen. Von Tushi können wir jedenfalls was lernen. —

Übrigens fragt sich der S.R. schon lange, warum es der Politik nicht einfällt, das Drohnen-Unwesen zu regulieren, bevor es zur Plage wird. Vor allem sollte man den privaten Käufern von Drohnen gleich die Information mit auf den Weg geben, was alles nicht geht. So ist z.B. die Privatsphäre des Nachbarn wie auch sonst anderer Menschen geschützt und zu respektieren. Schon das Überfliegen der Grenze zum Nachbargrundstück kann zu Konflikten führen, auch wenn keine Kamera an der Drohne eingeschaltet ist. Von der Verletzungsgefahr durch ein außer Kontrolle geratenes Flugobjekt wollen wir gar nicht erst reden.

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Snowden auf einem Poster

Snowden auf einem Poster

… Maximilian Schrems (28) zum Erfolg seiner Datenschutz-Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und schließt sich den Glückwünschen von Edward Snowden* vom 06.10.2015 an. Max Schrems zeigt wie schon zuvor u.a. Conchita Wurst (s.o.), dass Österreich helle Köpfe hat, die das Land weit nach vorn ins 21. Jahrhundert bringen. Das kann man aber nicht mal eben im Handstreich erledigen, vielmehr braucht man gute Kenntnisse und einen langen Atem: Der Jurist Schrems gründete in Wien den Verein „Europa versus Facebook“ und legte los mit Klagen, ließ sich auch von abschlägigen Bescheiden nicht bremsen und bekam nun vor dem EuGH recht. Noch sind unsere Daten nicht vollends in der Hand weltumspannender Datenkraken! —

* mehr zu Edward Snowdon → Chronik einer Enthüllung

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… Bob Dylan (75) zum Literatur-Nobelpreis, für den er seit Jahren vorgeschlagen wurde. Für FUF-Mitglieder des Jahres 1970 wie für Viele dieser Generation war Dylan eine Stimme des geistigen Aufbruchs hin zu einer kritischen Distanz zum etablierten Konservatismus, man hörte Songs von Bob Dylan (z.B. „The times, they are-a changing“) und tanzte zur Musik der Beatles und anderer Bands, die das Lebensgefühl der jungen Generation ausdrückten  Es war ein Aufbruchsgefühl, man wollte nicht mehr angepasst und folgsam sein:

          Your sons and your daughters / Are beyond your command / Your old road is / Rapidly agin‘

Dylan produzierte mehr als nur „Protest-Songs“ für die Jugend der 1960er Jahre, sein Werk ist vielfältig, seine Wandlungen über die Jahrzehnte sind legendär. —

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.… Michelle Obama (52, Präsidenten-Gattin, First Lady) zu ihrer Rede am 16. Oktober 2016, die mehr war als eine Unterstützung von Hillary Clinton im Präsidentschaftswahlkampf: Sie rückte nach den vielen Ausfällen und Entgleisungen auch frauenfeindlicher Art des Kandidaten D. Trump die moralischen Maßstäbe gerade. Sie bekräftigte die demokratischen Werte, insbesondere auch die Selbstbestimmung der Frauen. Wer des Englischen mächtig genug ist, sollte sich diese Rede anhören und anschauen: >#AmericanShortStories: Kampf ums Weiße Haus | ZEIT ONLINE  (Das Video kann mit engl. Untertiteln gesehen werden.) Dem ist nichts hinzuzufügen, auch der SR applaudiert. —

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… Carola Rackete, 31, Kapitänin der „Sea Watch 3“, zu ihrem Mut, trotz Verbot Ende Juni 2019 mit 40 aus Seenot Geretteten den Hafen der italienischen Insel Lampedusa anzulaufen und dort festzumachen, damit die erschöpften Menschen endlich an Land gehen konnten. Klar hat sie damit ein kurz zuvor erlassenes Gesetz gebrochen, das Italiens Küsten gegen Migranten und Flüchtlinge sperrt. Klar ist aber auch, dass sie damit die EU mit ihrer unsäglichen Politik gegenüber hilfsbedürftigen Flüchtlingen im Mittelmeer bloßgestellt und blamiert hat. Italiens rechtspopulistischer Innenminister Salvini, der gegen die Kapitänin als „Verbrecherin“ geifert, kann insgeheim doch froh sein, denn dieser Eklat bestätigt spektakulär seine Kritik an der EU, welche Italien mit dem Flüchtlingsproblem weitgehend allein lässt. —

Nachtrag im Okt. 2020: Congratulaions auch zur Verleihung des Karl-Küpper-Preises für Zivilcourage an Carola Rackete in Köln! —

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… dem Zonta-Club zum 100jährigen Bestehen. Zonta wurde 1919 in Buffalo, New York, gegründet. Hauptzweck ist die Stärkung der Frauenrechte und solidarisches Wirken gegen Benachteiligung von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft. mehr >Zonta in Deutschland | Union deutscher Zonta Clubs  und >Zonta International > Home

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Mai-Thi Nguyen-Kim zur Auszeichnung: Grimme-Preis für Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim | ZEIT ONLINE . Ganz im Sinne der F.U.F. bringt sie Wissen unters Volk, d.h. sie erklärt Wissenschaft und wissenschaftliche Erkenntnisse auf gut verständliche Art den Menschen, die mit akademischer Sprache nichts anzufangen wüssten. Sie ist Vielen bereits aus Fernsehsendungen bekannt, Viele schalten auch in ihren YouTube-Kanal: maiLab – YouTube.  Sehr gut, weiter so!

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Josephine Baker (1906-1975) posthum zum Einzug in das Pantheon in Paris am 30.11.2021. Sie hat diese Ehrung verdient.

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Philomena Franz, die am 21.07.2022 100 Jahre alt wird. Mehr über sie > PHILOMENA-FRANZ-FORUM e.V. – „Wenn wir hassen, verlieren wir, wenn wir lieben, gewinnen wir“

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… Yoko Ono, die am 18.02.2023 90 Jahre alt wird. Sie war schon in den 1960er Jahren eine bekannte Künstlerin, als sie John Lennon kennenlernte und heiratete. Mit John zusammen wie auch in Solo-Aktionen war sie weiterhin künstlerisch tätig und blieb es auch nach seinem Tod (1980). Man bezeichnet sie als eine bedeutende Vertreterin des Fluxus.

In ihrem vielseitigen Schaffen gefiel mir u.a. ihr White Chess, ein komplett weißes Schachspiel, bei dem die Spielenden im Verlauf den Überblick verloren und kreativ die Spielregeln modifizierten. Yoko Onos Absicht: Die Spielenden machen aus dem Gegeneinander ein Miteinander. Aus gegenwärtiger Sicht kann ich nur sagen: Das ist eine geniale Parabel, wie aus dem ursprünglichen (Kriegs-)Spiel der Könige eine Verständigung auf ein konstruktives Miteinander werden kann.      – SR –

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— Leitsätze —

4-allegor. Fig.+Res severa est verum gaudium. (Seneca). – Heißt, sehr frei übersetzt: Let’s have a Durchblick, yeah!

Des Geistes Substanz ist die Freiheit. (Georg Wilhelm Friedrich Hegel) – Heißt: Der echte Philosoph und der wahre Durchblicker kennen keine Denkverbote.

Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. (Albert Einstein) — … sonst wird es nichts mit dem Durchblick!

13g+

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Selber denken!

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Da gibt es doch tatsächlich…

… zum Ärger der Saturierten, Autokraten, Potentaten, Konzernmagnaten, diktatorischen Psychopathen, Egomanen und anderen Machtbesessenen sowie in ihrem Gefolge an ihrer Schleimspur erkennbaren Opportunisten…

… einige Menschen, die sich erdreisten, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen und geistiger Verfettung entgegenzuwirken – indem sie nachfragen, indem sie Antworten nicht nur in den Verlautbarungen suchen, die ihnen von amtlicher Seite und von kommerziellen Medien angeboten werden, indem sie auch mal weiter nachforschen und sich nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden geben, kurzum: Menschen, die sich nicht für dumm verkaufen lassen wollen und dafür auch mal etwas Zeit und Denkarbeit investieren, öfter mal das Kleingedruckte lesen, zwischen den Zeilen lesen, genau hinhören und auch mal da hinsehen, wovon sie der Mainstream mit seiner Reiz- und Informationsüberflutung eher ablenken will.IMG_0483

Zu diesem Verhalten will die F.U.F. nicht nur ermutigen. Da sie soviel Aufklärung, wie nötig ist und nachgefragt wird, allein gar nicht bereitstellen und anbieten kann, verweist sie bei Gelegenheit auf Fundstellen im Netz, wo ergänzend und ausführlicher informiert wird. Deshalb werden in dieser Website hier und da Links gesetzt. Die F.U.F. ist ja frei in (fast) jeder Hinsicht, wie oben bereits gesagt, also werden auch Hinweise auf Zusatzinformation sowie auf offene Fragen kostenlos an Interessierte weitergegeben.

Natürlich bedeutet ein empfohlener Link nicht, dass die F.U.F. bedenkenlos alles und jede Einzelmeinung unterstützt, die sich irgendwo auf einer verlinkten Seite findet.  Wer den Geist der F.U.F. richtig einschätzt und versteht, der weiß, dass hier nicht dazu aufgerufen wird, das eigene Hirn und Denkvermögen zeitweise abzuschalten oder in einen Schlafmodus zu versetzen, während man einen Text liest. Vielmehr sollte man nie auf eine kritische Distanz verzichten. Das gilt natürlich auch für diese Website hier! Man sollte im Prinzip alles kritisch prüfen und hinterfragen, aber ja doch! Etwas Anderes zu behaupten wäre unglaubwürdig. Denn unsere Seite dient nicht einer Gehirnwäsche und Indoktrination, und daher rufen wir nicht dazu auf, nur uns und sonst niemandem zu glauben.

Wir empfehlen: Grundsätzlich sollte man nicht vorschnell glauben, was dem gesunden Menschenverstand, sicheren Fakten und klarer Logik widerspricht. Und man sollte auch nicht nur auf Textinhalte achten, sondern immer beachten, welches Medium und welcher Kommunikator diese Inhalte vermittelt. Und eins sollte auch klar sein: Jede Darstellung oder Analyse bedeutet eine Auswahl und Bewertung von Fakten — selbst dann, wenn sie um Objektivität bemüht ist und vermeintlich neutral und unvoreingenommen berichtet.

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Es gibt mehr zu entdecken, als man im vorgegebenen Rahmen sieht… Und Achtung: Jede Auswahl ist auch schon eine Interpretation! (Blick aus dem Staff-Landschaftspark in Lemgo)

Das berechtigt aber nicht dazu, jeder Informationsquelle von vorneherein verborgene, womöglich finstere Absichten zu unterstellen, wenn sie der eigenen Meinung widerspricht. Im Übrigen dürfen Sie sich darüber freuen, dass es die F.U.F. und andere kostenlose Bildungsangebote gibt, die nicht bloß Informationen liefern, sondern auch geistige Anregung und moralische Orientierung anbieten — ohne Sie zu bevormunden. Denn in der F.U.F. gilt:

Selber Denken bringt’s!

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30a-Allegorie auf die Gelehrsamkeit - Frechen, Ringschule

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Aber Weisheit, personifiziert in obiger Statue in Frechen, erwirbt man nicht mit einer kurzen Anstrengung, man frisst sie auch nicht mit Löffeln, wie eine alte, ironische Redewendung es formuliert. „Weisheit“ leitet sich aus dem Wort Wissen ab und bedeutet eine qualitative Steigerung, weniger eine quantitative Anhäufung von Wissen. Weisheit wächst aus Wissen und dem Abgleich von erworbenem Wissen mit Lebenserfahrung, also aus der Reflexion und tieferen Durchdringung von Wissen und Erleben.

So spricht man auch von Altersweisheit, da dieser langandauernde Prozess vielen Menschen mit zunehmendem Alter einen Zuwachs an Weisheit bringt — aber nicht zwangsläufig. Denn dieser Prozess setzt schon ein eigenes Bemühen voraus, nämlich ein Bemühen um mehr Verständnis der Welt und der Menschen.

6d

Nepomuk-Figur, Burg Bachem

Eine gewisse Weltoffenheit und Lernbereitschaft gehören dazu; hinderlich dagegen ist eine Haltung, die immer nur die Bestätigung bisheriger Erkenntnisse und die Bestätigung liebgewonnener Vorurteile sucht, und dabei alles ignoriert, was nicht ins eigene, feststehende Weltbild passt. Gerade in unserer heutigen Welt mit Beschleunigung, Informationsflut und Globalisierung ist Lernbereitschaft — auch im fortgeschrittenen Alter — unverzichtbar, um noch halbwegs durchzublicken; aber ebenso nötig ist auch das gelegentliche Innehalten, um Erlebtes „sacken zu lassen“, gedanklich zu ordnen und in Ruhe zu reflektieren.

Selbstredend verbietet es sich, Urteile und Bewertungen von Anderen einfach kritiklos zu übernehmen, solange man zu eigenem Denken fähig ist; und es ist eines vernunftbegabten Wesens unwürdig, ohne ausreichende Sachinformation Urteile zu fällen. In diesem Sinne gilt die oben schon ausgerufene Parole: Selber denken bringt’s!

Das sollte man auch denjenigen Menschen nahelegen, die sich für oberkritisch halten und z.B. in letzter Zeit auf gewissen Demos den Medienvertretern „Lügenpresse!“ zurufen. Wer hat denen bloß eingeredet, etablierte Medien seien grundsätzlich nicht vertrauenswürdig? Und woher beziehen sie dann ihre „vertrauenswürdigen Informationen“? Aus eher obskuren Quellen, die oft geschwängert sind mit allerlei Verschwörungstheorien. Na, toll!

Es ist ja schön und lobenswert, wenn sich ein Mensch bemüht, Zusammenhänge zwischen einzelnen Dingen zu sehen oder aufzuspüren; aber es führt zu nichts Gutem, wenn jemand mit aller Gewalt Zusammenhänge konstruiert, die so beim besten Willen nicht erkennbar oder nicht nachweisbar sind, und dann noch Anderen unterstellt, sie würden diese Zusammenhänge bewusst verschleiern oder leugnen.

Und da kommen wir wieder zur Unterscheidung von seriösen Informationsquellen und solchen, die nur eine bestimmte Meinung oder ein bestimmtes Weltbild propagieren wollen.

Der Anspruch an die Medien

Wer, wie z.B. der S.R. der F.U.F., schon seit Jahrzehnten die Medienwelt mit kritischem Interesse beobachtet, und sich ein wenig für Journalismus und die Arbeitsbedingungen der Medien interessiert, der sieht eher den Unterschied zwischen gelenkter oder voreingenommener Berichterstattung einerseits und dem Bemühen andererseits, die Öffentlichkeit sowohl möglichst neutral zu informieren als auch die Informationen einzuordnen und — deutlich getrennt davon — zu kommentieren.

Das muss der Anspruch an „die Medien“ generell sein, und im Besonderen an solche, die sich nicht in die Boulevard-Schublade einsortiert sehen wollen. Was damit gemeint ist: Wenn ein Boulevard-Blatt bzw. seine Online-Ausgabe mit der Nachricht gleich auch Emotionen und Meinung in einem Zug mitliefert, dann wird dem Leser/der Leserin nahegelegt und suggeriert, was er/sie dabei fühlen und denken soll (bzw. ihm/ihr wird das Denken gleich abgenommen — was geistig bequemen Leuten entgegenkommt).

Dagegen nimmt ein QualitätsBlatt bzw. seine Online-Ausgabe seine LeserInnen ernst in ihrer Erwartung, zuerst sachlich informiert zu werden, um sich dann eine eigene Meinung zu bilden. Voraussetzung ist, dass gut ausgebildete JournalistInnen beschäftigt werden, die professionell recherchieren, statt bloß Gerüchte zu kolportieren oder sich auf der Basis weniger Informationen vorschnell eine Meinung zu bilden. Guter Journalismus, also gute Recherche, Prüfung und Einordnung der Informationen, kostet aber auch, und dazu muss ein Blatt finanziell in der Lage sein — was heutzutage schwieriger geworden ist.

3n-Zi

Detail am Zeitungsbrunnen in Köln, Breite Straße

Auch hier gilt für LeserInnen: Selber Denken bringt’s! Es steht uns frei, dem Kommentar eines Redakteurs zu einem bestimmten Thema zu folgen und seine Meinung für gut zu befinden, oder uns eine andere zu bilden. Wem das zu mühsam ist, der liest halt nur ein Tendenzblatt, das eine Meinungsrichtung von vorneherein bevorzugt und es darauf anlegt, diese zu bestätigen und für sie zu werben.

Eine besondere Kategorie ist der Bereich der öffentlich-rechtlichen Medien. Sie arbeiten unter bestimmten gesetzlichen Vorgaben: Hier soll sich das Meinungsspektrum der Gesellschaft abbilden, und hier soll auch der demokratische Diskurs gefördert werden.

Doch mit dem demokratischen Diskurs ist das so eine Sache: Wo ein Meinungsaustausch und eine sachliche Diskussion stattfinden sollen, muss von den TeilnehmerInnen erwartet werden, dass sie Anderen zuhören und auf ihre Argumente eingehen. Oft erlebt man aber, z.B. in Talk-Runden im Fernsehen, dass nicht sachlich diskutiert und debattiert wird, sondern insbesondere parteipolitisch engagierte Leute nur ihre eigene Position darstellen wollen und jedem ins Wort fallen, der eine andere Position darzustellen versucht. Damit verärgern sie aber das Publikum, soweit es aus der Diskussion sachliche Informationen über die verschiedenen Positionen erhalten und sich selbst eine Meinung bilden will.

Im Übrigen würde ich sagen: Wer schlecht zuhören kann, wer andere Meinungen nicht ertragen kann, sollte sich nicht wundern, wenn man lieber ohne seine Anwesenheit diskutiert. Denn eine der demokratischen Tugenden ist: andere Meinungen respektieren, statt sie niederzuschreien.

Lebendige Demokratie

Grundsätzlich lebt eine Demokratie davon, dass Leute sich informieren und diskutieren. Das war schon im alten Athen so, als man für die Polis (=den Stadtstaat) die Demokratie erfunden und eingeführt hatte. Die freien, stimmberechtigten Bürger interessierten sich selbstverständlich für Politik (=die Angelegenheiten der Polis), und wer das nicht tat und nicht mitreden konnte, wurde verachtet. Der Bürger der griechischen Polis war ein engagierter Staatsbürger, der sein Recht zur Teilhabe als Pflicht verstand und wahrnahm.

Nach diesem Vorbild entwickelte man in der Großen Französischen Revolution von 1789 das Ideal des Citoyen, eines engagiert an der Politik teilnehmenden Staatsbürgers, der sich dieses Recht auch nicht nehmen lässt. Voraussetzung dafür ist natürlich Information, die hauptsächlich von Massenmedien bereitgestellt wird. Deshalb sind oben die Medien so ausführlich behandelt worden: Sie spielen eine wichtige Rolle.

Und darum gab und gibt es auch immer Versuche, über die Massenmedien eine bestimmte Meinung zu verbreiten bzw. eine bestimmte Partei zu unterstützen. Das ist okay, wenn das offen gesagt wird und der/die Informationshungrige weiß, welche Tendenz er/sie in einer bestimmten Zeitung, in einem bestimmten Radio- oder Fersehsender, auf einer bestimmten Internet-Seite usw. zu erwarten hat. Aber Medien, die sich „unabhängig“ nennen, sollten sich tendenziöser Berichterstattung enthalten und Versuche zurückweisen, auf ihre Berichterstattung Einfluss zu nehmen, sei es von Interessenvertretern aus der Politik, der Wirtschaft, oder von sonstigen Interessenverbänden.

Um als Citoyens eine Demokratie zu beleben, sollten wir 1. als interessierte BürgerInnen die Politik beobachten, 2. zuverlässige, unabhängige Informationsmedien nutzen, und 3. den Willen zum Mitbestimmen und Mitgestalten haben. Letzteres bedeutet mehr als  bloß Teilnahme an Wahlen, sondern darüber hinaus Beteiligung an anderen Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitbestimmung in verschiedenen Lebensbereichen — auf jeden Fall da, wo man selbst betroffen ist und sich auskennt, denn da kann man am ehesten an einer Verbesserung der Zustände mitarbeiten. Ansonsten muss man sich informieren, um qualifiziert mitreden und urteilen zu können.

Motto: „We’re not gonna sit in silence“ (aus dem Song „You’re the Voice“ von John Farnham)

So, das musste einmal so deutlich und ausführlich dargestellt werden. Für viele BesucherInnen dieser Website war das sicher schon vorher klar, für Andere war das hoffentlich eine Erinnerung, und ein Anstoß zu eigener Aktivität: nicht bloß meckern, sondern Demokratie aktiv mitgestalten!

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P.S. Gehören Sie vielleicht zu den Menschen, die längeren Texten nicht oder nur mit Anstrengung gedanklich folgen können, und die selbst in Boulevard-Zeitungen nur die fetten Überschriften lesen? Dann hat Sie der obige Text sicherlich ermüdet, und Sie haben unterwegs geistig abgeschaltet. Nun, da hilft die Empfehlung: Lesen Sie die „Leitsätze“ oben, und versuchen Sie, diese für sich selbst zu beherzigen!

Dazu noch eine dringende Empfehlung gegen schnelles Ermüden: Schlafen Sie sich aus! Ausreichender (Nacht-)Schlaf ist wichtig für die Gesundheit und Fitness, der Körper führt im Tiefschlaf zahlreiche Reparaturarbeiten aus, die Psyche verarbeitet liegengebliebene Dinge in den Traumphasen. Lassen Sie sich nicht von den Medien (Fernsehen, Computer, Smartphone) Ihren Tagesablauf diktieren, hören Sie auf die Signale Ihres Körpers wie Hunger, Durst, Müdigkeit, und seien Sie HerrIn Ihrer Entscheidungen! (ein wohlmeinender Rat aus dem Ganzheitlichen Institut der Freien Universität Frechen). —

Nachtrag zu den öffentlich-rechtlichen Medien vom 05.05.2016: Man kann sich genaues Hinsehen und qualifizierte Kritik sparen, simpel „Lügenpresse“ rufen und den Rundfunkbeitrag eine „Zwangssteuer“ nennen… oder sich mal genauer mit der Thematik beschäftigen und z.B. das Fernsehen von ARD und ZDF mit sachlichen Argumenten kritisieren, wie es dieser Wortbeitrag aus dem Mai 2016 macht: >Öffentlich-rechtliche in der Kritik: Wie ARD und ZDF ihren Programmauftrag verraten – Medien – Tagesspiegel

S. R.

13g+.

Bildung — wozu?

Wozu Bildung gut sein soll, ist für Viele eine gänzlich überflüssige Frage. Natürlich, so finden sie, ist Bildung grundsätzlich erstrebenswert, und erworbene Bildung ein hohes Gut. Die Schulbildung, ergänzt durch weitere Aus- und Fortbildung, ist ihnen nicht nur eine Bereicherung ihrer Persönlichkeit und eine Erweiterung ihres Horizonts, sondern auch eine Bereicherung im Hinblick auf berufliche Chancen zu Aufstieg und höherem Einkommen.

Doch das Mantra von mehr Bildung = mehr Berufschancen, oder mehr Qualifikation = mehr Gehalt, dieser in den letzten Jahrzehnten ständig wiederholte Glaubenssatz stimmt so nicht ganz. Abgesehen davon, dass mancher Jobsuchende für manche Stelle überqualifiziert ist, gibt es noch ganz andere Gesichtspunkte, die dieses Bildungsmantra heutzutage in Frage stellen. Der Grund hierfür ist in der realen Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Einkommen zu suchen.

Ein Artikel, genau genommen, ein Interview mit einem Buchautor, der dazu Näheres ausführt und zu denken gibt, findet sich hier: >Kapitalismuskritik: Was macht die Angst vorm Abstieg mit uns? – SPIEGEL ONLINE

In der BRD gab es eine Zeit, da wurde von der Politik weitgehend akzeptiert, dass der Staat mehr für die Bildung einer breiten Bevölkerung tun müsse, da verkündete ein Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung die Parole „Mehr Demokratie wagen“, da wurde die Gesamtschule als Modellversuch eingeführt (und von Konservativen heftig abgelehnt). Neben dem politischen Aspekt stand auch ein Interesse der Wirtschaft, die Potentiale der Bevölkerung besser auszuschöpfen, d.h. vorhandene Begabungen und Fähigkeiten besser zu nutzen, als es das traditionelle, dreigliedrige Schulsystem bis dahin leistete.

So machten im Laufe der 1970er Jahre zunehmend mehr junge Leute Abitur, die Zahl der Studierenden an den Hochschulen stieg, u.a.m. Der Trend hielt an, zugleich aber setzte in den 1980er und 1990er Jahren eine Sparpolitik ein, die das Lehrpersonal reduzierte und dabei vorgab, so durch eine Zeit steigender Schülerzahlen hindurch wirtschaften zu können. (In NRW verlautete das zuständige Landesministerium damals, man werde den zu erwartenden „Schülerberg untertunneln“. Diese Worthülse verschleierte: Man würde sich mit kurzatmigen Maßnahmen durchwursteln, ohne die nötige Zahl an Lehrkräften fest einzustellen.)

Seit dieser Zeit gab es immer wieder Elternbeschwerden über ausfallende oder nur unzureichend vertretene Unterrichtsstunden. Eine „Lehrerfeuerwehr“ (bestehend aus arbeitslosen Lehrkräften mit Zeitvertrag) sollte Ausfall durch längerfristige Erkrankungen auffangen, was statistisch zu weniger Unterrichtsausfall führte, praktisch aber Reibungsverluste und mangelnde Kontinuität im realen Unterricht nach sich zog. So streiten sich seitdem immer wieder Elternvertreter mit dem Schulministerium über die Bewertung von Unterrichtsausfall und dessen Auswirkungen.

Dass dieser Streit nicht abebbt, macht u.a. das oben zitierte Interview deutlich: Eltern fürchten Bildungsdefizite bei ihren Kindern und damit Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt. Diese Ängste haben sich eher noch verschärft. (Den weiteren Zusammenhang entnehme man dort.)

Bildung dient also nicht nur der Persönlichkeitsentfaltung und Horizonterweiterung (=Humboldtsches Bildungsideal), sondern ganz konkret dem späteren höheren Gehalt und damit dem besseren Leben. Danach streben sehr Viele. Und doch ist die Situation in dem Interview mit Oliver Nachtwey so beschrieben: „Für viele Menschen stellt sich unsere Gesellschaft als eine nach unten fahrende Rolltreppe dar, gegen die sie anlaufen müssen, um nicht abzusteigen.“

Bildung bietet heute keine Garantie mehr für einen sicheren, gut bezahlten Arbeitsplatz. Das bedeutet, dass Verunsicherung sich auch im Bildungsbürgertum ausbreitet. Aber wie konnte es dazu kommen? Wir sprachen oben von der Sparpolitik an Schulen. Die Idee dazu kam nicht aus dem Schulbereich, sondern von Unternehmensberatern, gerufen von Schulministern, die sich überreden ließen: Überall ist jetzt neoliberale Wirtschaftspolitik angesagt, da darf die Bildungs-Branche nicht abseits stehen, auch sie kann Personalkosten reduzieren und dem Staat weitere Verschuldung ersparen.

Der fatale Wendepunkt war, dass in Politik und Verwaltung nun ein Umdenken forciert wurde: Es ist altmodisch, wie früher zu wirtschaften, seid auf der Höhe der Zeit und „verschlankt“ vor allem die personalintensive Verwaltung! Und dann wurden auch die Bildungseinrichtungen als personalintensives Einsparpotential ins Visier genommen. Und die Gesundheitsfürsorge! An Krankenhäusern begann man nun, den Patienten als Kostenfaktor zu berechnen, für den nicht mehr soviel Zeit und Aufwand nötig sein durfte. Ebenso drängten die Krankenkassen nun die niedergelassenen Ärzte, usw. Die negativen Auswirkungen sind bekannt.

Auch Polizei, Justiz und Justizvollzug wurden personell „bespart“, bis in den frühen Jahren des 21. Jahrhunderts immer deutlicher wurde: So geht es nicht! Der Staat muss die Daseinsvorsorge wahrnehmen und für die Sicherheit der BürgerInnen sorgen.

Vor einigen Jahren beschrieb schon Dr. Bogner-Lafranc kritisch den Siegeszug „der neoliberalen Wirtschaftsideologie, die den Ökonomismus selbst in Bereiche vortreibt, wo er nichts zu suchen hat, etwa im Bereich der Erziehung, der sozialen und der Krankenfürsorge.“ (Man lese mit Gewinn den ganzen Text in DIE BEATUS-CHRONIK: „Nachwort für das akademische Publikum“, S. 137-145). Denn ethisch schwer zu vertreten sind Einsparungen im Bereich der Daseinsvorsorge, wenn andererseits der Staat mit Steuergeldern Unternehmensgewinne maximiert (z.B. per Subventionierung von Niedriglöhnen durch Aufstockung auf Hartz-IV-Niveau).

Nun, Bildung mag heute kein Garant mehr für gute, sichere Jobs sein; aber sie hilft zumindest, den Durchblick zu bekommen und vielleicht sogar zu erkennen, von wem man ausgenommen und von wem man hinter’s Licht geführt wird. Denn immer noch schwebt der Kallendresser in Köln über dem Alter Markt… (zur Bedeutung siehe  >Blog / Köln-Notizen #16, vom 23.11.2014).

S. R.

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Als food for thought sei hier noch der Leitgedanke der Michael Horbach Stiftung  zitiert:

Eine gerechte Welt ist möglich.

Ok, und abgehakt? Nein! So schnell gehen wir nicht über einen solchen Satz hinweg, als wär’s ein beliebiger Werbespruch aus dem Werbeblock in einer Fernsehsendung. Wir halten inne, lesen den Satz noch einmal. Und dann noch einmal gaaaanz in Ruhe. Wort für Wort. Besonders das letzte Wort. Und dann dämmert uns hoffentlich, was in diesem Satz steckt! Viel Spaß beim Denken! Und was folgt dann? „We’re not gonna sit in silence“…

S. R., 29.04.2017

13g+

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Von der Universitas zur Universität

Oben war bereits die Rede von einer Universitas, die in Frechen um 1300 gegründet werden sollte. Doch nur wenige Leute wissen, was die Universitas jener Zeit im Mittelalter von einer Universität im 20. oder 21. Jahrhundert unterscheidet. Natürlich lässt schon das Wort vermuten, dass damals, im Mittelalter, Latein als Wissenschafts- und Unterrichtssprache die beherrschende Rolle spielte, während in den heutigen Universitäten in der Landessprache unterrichtet wird.

Doch gravierende Unterschiede liegen woanders: Die Universitas war im Hochmittelalter zu einem Rechtsbegriff geworden, der eine bestimmte Gemeinschaft von Personen mit einem besonderen Rechtsstatus privilegierte. Es gab z. B. Kaufleute. die sich in einer fremden Stadt zusammenschlossen und eine Universitas bildeten, der eine eigene Rechtsstellung mit eigener Rechtsprechung zuerkannt wurde. Ähnlich bildeten sich in den ersten Universitätsstädten Gemeinschaften der Studierenden und Dozenten, die zusammen von der sonstigen Rechtsprechung exempt, also ausgenommen waren und einer eigenen Gerichtsbarkeit 4-allegor. Fig.+unterstanden. Man könnte hier universitas gleichbedeutend mit Zunft verstehen.

Die Menschen, die an einer Hochschule lehrten und lernten, kamen aus verschiedenen Gegenden und Orten, sie unterlagen in ihrer jeweiligen Rechtsstellung ganz unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten und rechtlichen Abhängigkeiten. Um chaotische Rechtsprobleme zu vermeiden, wurde die ganze Gemeinschaft unter einheitliches Sonderrecht gestellt. Der einzelne Dozent wie der einzelne Studierende unterstand für die Dauer der Mitgliedschaft in dieser Universitas also ihrem Recht.

Die ab dem 12. Jahrhundert entstehenden Universitäten lehrten auch Theologie und Kirchenrecht, wodurch die Kirche mit im Boot war: Eine solche Universität bekam vom Papst die Erlaubnis der Lehre, ein päpstliches Privileg (= eine schriftliche Urkunde, die meist auch bestimmte, wie die Finanzierung geregelt wurde. So wurden die kirchlichen Pfründe bestimmt, deren Einkünfte die Dozenten ernähren sollten). Der Papst wurde mit Erteilung dieses Privilegs auch oberster Gerichtsherr der Universitas, und ihr Schutzherr.

Doch ehe wir uns lange an den großen Unterschieden der Rechtsverhältnisse zwischen Mittelalter und Moderne aufhalten, schauen wir uns die Universitas vor Ort an. Zunächst einmal: Es gab kein zentrales Universitätsgebäude, wie es in unserer Zeit üblich ist. Die Dozenten, genannt Magister, bewohnten Häuser am Ort und beherbergten dort zumindest einen Teil der Studenten, die sie unterrichteten. Sie hielten Vorlesungen oft ebendort ab, darüber hinaus waren sie quasi Haushaltsvorstand und Familienoberhaupt für die Scholaren unter ihrem Dach.

Die Studierenden bezahlten Studiengelder, für ärmere Studenten gab es oft Unterstützung, ggf. auch Stipendien. Neben den Vorlesungen gab es Disputationen, in denen eine vorgegebene Frage oder ein Problem von verschiedenen Seiten her betrachtet und diskutiert wurde. War dies eine größere Veranstaltung, dann fand sie oft in einer Kirche statt. Das kennen wir auch von Luther, der seine Thesen 1517 in der Schlosskirche zu Wittenberg zur Disputation stellte. Er ließ sie vorab auf Latein drucken. Das zeigt: Seine Thesen waren zunächst für eine akademische Verwendung geschrieben, erst später wurden sie übersetzt und im Druck verbreitet.

Der akademische Betrieb lief in lateinischer Sprache ab, die Studenten wurden angehalten, in Latein auch untereinander zu kommunizieren. In wenigen Ausnahmen lehrten ab Beginn der Neuzeit einzelne Magister in der Landessprache.

Das Studium Generale, also der eigentliche, inhaltliche Lehrbetrieb, bestand in der Regel an jeder Universitas aus zwei Durchläufen: 1. das Trivium, quasi das Grundstudium (von daher stammt das Wort „trivial“), und 2. das Quadrivium. (Dazu später mehr). Die Vorlesungen dienten dazu, Lernstoff zu vermitteln, wobei anders als in modernen Zeiten die Studierenden kaum Bücher kaufen konnten, um den Stoff nachzulesen. Es gab zwar in den Universitätsstädten Kopierstuben, wo Abschriften von Büchern oder Vorlesungs-Mitschriften verkauft wurden, doch waren diese nur begrenzt verfügbar und teuer.

Als Abschluss des Triviums erlangten Studierende den Baccalaureus (das Wort lebt heute im Bachelor fort), um ggf. später das Quadrivium mit dem Magister (davon abgeleitet der heutige Master) abzuschließen. Mit dem Doctor erhielten sie die begehrte Lizenz, überall zu lehren, sie konnten dann zu einer anderen Universitas wechseln. Davon machten z.B. Magister der Universitas zu Heidelberg Gebrauch, als sie sich vor einer Pestwelle in Sicherheit bringen wollten und nach Köln gingen, wo 1388 eine Universitas mit päpstlichem Privileg gegründet wurde. Hier gab es zwar vorher schon Generalstudien mehrerer Orden, aber erst mit Zuzug von außen (auch aus Paris) hatte man genügend qualifiziertes Personal für den Lehrbetrieb der Universitas.

In Köln war die Initiative zur Gründung vom Rat der Stadt ausgegangen, man hatte die Gunst der Lage genutzt, als der Papst zu Rom mit einem Gegenpapst, der in Avignon residierte, um die Gefolgschaft der Christenheit rang. Während der Gegenpapst von Frankreich unterstützt wurde, hielten einige Magister an der Pariser Universitas es mit Rom, konnten aber ihre aus dem Reich bezogenenen Pfründe nicht mehr erhalten und wechselten deshalb an die neue Universitas zu Köln. So hatte Köln auf einen Schlag aus Heidelberg und Paris erfahrenes Personal am Start.

Papst Urban empfing 1388 eine Kölner Delegation zu Rom und gewährte bereitwillig das Privileg für die neue Universitas, gewann er doch so die Gefolgschaft des „hilligen Kölle“, des berühmten Wallfahrtsziels (die Nr. 3 im Abendland, nach Rom und Santiago de Compostela). Er konnte auf Kölner Theologen rechnen, um seine Ansprüche auf den Papstthron zu unterstützen. Der Lehrbetrieb in Köln startete offiziell am Dreikönigstag, dem 6.1.1389.

Andere Universitäten wurden von Königen und Fürsten ins Leben gerufen, die für ihr Land ausgebildete Juristen und Verwaltungspersonal benötigten, denn im späten Mittelalter griff die Schriftlichkeit in Wirtschaft und Verwaltung immer mehr um sich. Der Kölner Gründung waren so die in Prag (1348), Wien (1365) und Heidelberg (1386) vorangegangen, weitere Gründungen von Landesvätern folgten bis weit in die Neuzeit. Dabei zogen ein Wille zur Gründung und das nötige Privileg des Papstes nicht automatisch eine Erfolgsgeschichte nach sich. Eine Universitas war kein Selbstläufer, manche Gründungen kamen trotz Privileg nicht zustande oder gingen bald wieder ein, manchmal hatte erst ein zweiter Anlauf dauerhaft Erfolg.

Hatte Köln 1388 die politische Großwetterlage erfolgreich genutzt, um ein päpstliches Privileg für die Gründung seiner Universitas zu erhalten, so hatten frühere Bestrebungen um 1300, eine Universitas im Rheinland zu gründen, weniger Glück: Eine im Großdorf Frechen von der dort begüterten Abtei Saint-Bertin in Saint-Omer beabsichtigte Gründung einer Universitas hätte vielleicht zum Erfolg führen können, denn eine Universitätsgründung im westlichen Römischen Reich Deutscher Nation lag sozusagen in der Luft, der Bedarf war gegeben. Nur hatte sich bis dahin noch niemand gefunden, der den Versuch unternommen hätte, im Westen des Reiches eine Hochschule ins Leben zu rufen.

4+Im Rheinland wäre einer solchen Hochschule Zulauf aus dem Rhein-Maas-Gebiet sowie aus weiter östlich gelegenen Reichsteilen sicher gewesen, denn die Studierwilligen hätten ansonsten den weiten Weg nach Paris, der nächstgelegenen Hochschule, auf sich nehmen müssen. Was allerdings vor Ort (in Frechen) fehlte, das waren Bildungseinrichtungen, z.B. Ordensschulen, auf denen man einen Lehrbetrieb hätte aufbauen können. Dies war aber kein absolutes Hindernis, wie das Beispiel Heidelberg bald darauf (1386) zeigt.

Wichtiger waren zugkräftige Namen von Gelehrten, die an der Universität lehren sollten. Für die projektierte rheinische Universitas zu Frechen (Universitas Frekenae) hoffte man den in Paris in Ungnade gefallenen, berühmten Theologen Johannes Duns Scotus zu gewinnen. Just zur fraglichen Zeit trugen der Papst und der König von Frankreich einen Konflikt aus, der die Magister der Pariser Universität zwang, sich für oder gegen den König zu entscheiden. Duns Scotus verließ Paris und hätte, wenn es gut laufen würde, hoffnungsvoller Kandidat für das Amt des Rektors der neuen Universität im Rheinland werden können.

Doch soweit kam es nicht. Denn anders als die spätere Kölner Gründung von 1388 stand das Projekt Universitas Frekenae unter keinem guten Stern. Die politische Großwetterlage, zudem die Nähe der Stadt Köln mit ihren Ordensschulen (denen Konkurrenz durch jenes Projekt nicht gelegen sein konnte), vor allem aber die Lage von Saint-Omer im Machtbereich des französischen Königs, waren zuviele widrige Umstände. Wie die Beatus-Chronik berichtet, waren der Überfall auf Papst Bonifaz VIII. in Anagni im September 1303 und der darauf folgende nächtliche Raubüberfall mit Brandstiftung in Frechen wohl die ausschlaggebenden Ereignisse, die das Projekt endgültig zu Fall brachten.

In Saint-Omer beschloss die Abteiführung in Abstimmung mit dem Stift von Notre-Dame (sie verwalteten gemeinsam die Güter im Rheinland), die Gründung nicht etwa zu verschieben, sondern ganz abzublasen. Aus politischen Erwägungen, und um weitere Nachteile zu vermeiden, beschloss man außerdem, das ganze Projekt kleinzureden bzw. die Gründungsabsicht als bloßes Gedankenspiel hinzustellen. Selbstredend wurden Dokumente zur Planung der Universitas aus dem Verkehr gezogen, auch die Klosterchronik von Saint-Bertin schweigt darüber. So konnte die Abteiführung im Nachhinein behaupten, eine solche Planung habe es nicht wirklich gegeben.

Aus den Immatrikulationslisten der Kölner Universität geht hervor, dass auch der eine oder andere Mönch aus der Abtei Saint-Bertin später, im 15. Jahrhundert, in Köln studierte, und dass sein Unterhalt aus Frechener Einkünften der Abtei bestritten werden sollte. (Ironie der Geschichte: Die Pfründe in Frechen hätten zu Beginn des 14. Jahrhunderts dazu dienen sollen, Mittel für die Universitas Frekenae bereitzustellen.)

Die Kölner Universität entwickelte sich im ausgehenden Mittelalter zu einem Hort der Reaktion, zu einer Bastion erstarrter Tradition, die sich vehement gegen die im 16. Jahrhundert aufkommende Reformation stellte und wesentlich dazu beitrug, dass Köln treu zum Papst stand und theologisch wie politisch gegen die protestantische Bewegung Front machte. Der Lehrbetrieb an der Universität wurde bis weit in die Neuzeit von der scholastischen Methode bestimmt, während diese an anderen Universitäten als überholt galt. Unter den Franzosen wurde die Universität 1798 geschlossen, und nachdem das Rheinland 1815 preußisch geworden war, fand eine Neugründung nicht in Köln, sondern in Bonn statt, weil es dort im späten 18. Jahrhundert eine Gegengründung zu Köln gegeben hatte, die in einem eher fortschrittlichen Ruf stand. Köln erhielt erst 1919 wieder eine Universität.

Foto links: Hauptgebäude der Kölner Universität (Teilansicht), die heute als Massenuniversität eine der größten in Deutschland ist. Die Figur des Albertus Magnus von Gerhard Marcks vor dem Haupteingang soll auch eine Kontinuität der Tradition von Wissenschaft in Köln repräsentieren. Der Universalgelehrte Albert starb 1280 in Köln.

Inzwischen war die Universitas mittelalterlicher Struktur, das Studium Generale mit Trivium und Quadrivium, längst Geschichte; die modernen Universitäten gliedern sich in Fakultäten, in denen Fächergruppen zusammengefasst sind. Im heutigen Hochschulwesen sind Universitäten staatliche Einrichtungen, daneben gibt es auch Hochschulen in kirchlicher und privater Hand.

Die Studiengänge wurden in Europa unter dem Stichwort Bologna-Reform teilweise vereinheitlicht, es gibt nun den Studienabschluss Bachelor und den höheren Abschluss Master.

Weit entfernt davon, hier einen Abriss der Universitätsgeschichte in Deutschland zu liefern, möchte ich nur noch auf einen wichtigen Aspekt hinweisen. Die Gunst der Lage erkennend und ein sich öffnendes Zeitfenster nutzend, engagierte sich in Preußen Wilhelm von Humboldt für eine Universität in neuem Geist und erreichte 1810 die Gründung  einer Universität in Berlin, die Friedrich-Wilhelms-Universität (benannt nach dem preußischen König), die anderen zum Vorbild wurde.

Diese Universität wurde nach 1945 in Humboldt-Universität umbenannt, was eigentlich Sinn machte, jedoch wurde sie auf eine marxistisch-leninistische Ideologie-Basis zwangsverpflichtet, was sowohl Humboldt Geist als auch dem allgemeinen Verständnis von akademischer Freiheit widersprach und 1948 zur Ausgründung der Freien Universität Berlin im Westteil der Stadt führte.

Die Humboldtsche Bildungs-Konzeption lässt sich wie folgt beschreiben:

Die Humboldt’sche Universität sollte eine Einrichtung sein, an der die Professoren nicht mehr aus enzyklopädischen Lehrbüchern den Stoff einer Wissenschaft vorlasen, damit ihn die Studenten als gesichertes Wissen nach Hause tragen konnten. Vielmehr sollten die Studenten an der Entwicklung neuer Fragen und Erkenntnisse teilhaben, zunächst dem Lehrer zuhörend, dann im Fortgang des Studiums immer mehr durch eigenes Mittun bei der Entwicklung neuer Fragen. In die Wissenschaft, wie sie an der Universität betrieben wurde, kamen so als entscheidende Momente eine mit dem gerade Erreichten immer von Neuem unzufriedene Neugier, ein Verlangen nach Fortschritt. Es kam nicht mehr auf das Erlernen von anwendbaren Fähigkeiten an, sondern auf das Verstehen von Zusammenhängen — ein Konzept, das man einmal als die „vielleicht einzige wahre Reform“ bezeichnet hat, die „die deutsche Universität je erfahren hat.“ (Wapnewski 1994, S. 56) —

zitiert aus: Hans-Albrecht Koch, Die Universität: Geschichte einer europäischen Institution. Darmstadt 2008, S. 137

Als S.R. der F.U.F. möchte ich dem nur hinzufügen: Gerade das Verstehen von Zusammenhängen halte ich für ein wesentliches Ziel des Forschens, Nachdenkens, ja Denkens überhaupt. Das Lernen an Schulen und Hochschulen sollte immer vom Erwerb von Basiswissen zum Erlernen von Methoden und Wegen zur Erkenntnis fortschreiten und den Menschen zu selbständigem Denken und zur Offenheit für Neues ermuntern und befähigen.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass die modernen Universitäten, und in diesen besonders die Geisteswissenschaften, immer wieder in den Konflikt zwischen dem Verlangen nach geistiger Horizonterweiterung und den Forderungen nach praktischer Anwendbarkeit und wirtschaftlichem Nutzen ihrer Forschung und Lehre getrieben werden. Daraus können sich leicht finanzielle Folgen entwickeln, indem etwa Forschungsaufträge aus der Wirtschaft oder vom Militär in bestimmte Fächer reichlich sprudelnde „Drittmittel“ fließen lassen, wogegen andere Fächer und Fakultäten, besonders die Geisteswissenschaften, eher am Tropf staatlicher Fördermittel hängen.

Viel ist um die Bologna-Reform der Studiengänge debattiert worden. Daran wird immer noch Kritik vorgebracht, die sich z.T. gegen die Verschulung des Studiums richtet, z.T. gegen andere Punkte. Die Einen begrüßen die Veränderungen, Andere kritisieren die Abkehr vom Humboldtschen Bildungsideal.

In einem Zeitungsinterview führt Professor Harald Lesch aus, dass wir im „Kapitalozän“ leben:

Das Kapitalozän ist das Erdzeitalter, in dem das Geld eine dominierende Rolle spielt. Wir tun nicht etwas, um die Welt zu verbessern, sondern um einen Profit zu erhalten. Das haben wir in der liberalen Wirtschaft zur Maxime erhoben. Unser Leben ist erfolgreich, wenn wir möglichst reich geworden sind. Nicht reich an Erkenntnissen, sondern reich an Geld.

Und im Hinblick auf die Universitäten kritisiert er:

Bologna produziert zuviele Spezialisten und zu wenige Generalisten. (…) Lernen bedeutet, Informationen in einen Zusammenhang zu bringen, dann wird es zu Wissen. Wir leben nicht in einer Wissensgesellschaft, wir leben in einer Informationsgesellschaft. Aus Informationen Wissen zu machen, das können nur wir. Die Länder sollten zusehen, dass ihre Hochschulen mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattet sind. Eine so reiche Gesellschaft wie unsere (…) sollte in der Lage sein, ihre Bildungseinrichtungen so gut auszustatten, dass [die] Gesellschaft von ihren Bildungseinrichtungen Kreativität, Fantasie, und Innovationen erwarten kann. Wenn wir wollen, dass Hochschulen so etwas wie die Scouts sind, die für uns neue Routen in der Zukunft suchen, muss man ihnen auch die entsprechenden Mittel anbieten.    

(zit. aus: Kölner Stadt-Anzeiger, 08.02.2019, S. 19)

-SR-

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