DIE Investoren und die Manhattan-Fans lassen nicht locker: Schon in den frühen Nuller-Jahren gab es einen Anlauf von Investoren und Manhattan-begeisterten Stadtpolitikern, in Köln Wolkenkratzer hochzuziehen und damit das Stadtpanorama (in ihren Augen) zu verweltstädtischen, dabei aber die prägende Wirkung des Kölner Doms mit Hochhaussilhouetten zuzuballern. Das wurde damals verhindert, auch mit der Drohung der Unesco, den Dom von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen. Letzteres wäre konsequent gewesen, wenn Köln selbst gezeigt hätte, dass es seine Identität und das deutschlandweit beliebteste Wahrzeichen nicht mehr wertgeschätzt hätte.
Eine Folge des damaligen Streits war, dass Köln 2007 ein Höhenkonzept für die Bebauung beschloss, um künftig aus dem Rahmen fallende Bauplanungen schon im Vorfeld begrenzen zu können.
Dennoch versuchten immer mal wieder Bauherren, Ausnahmen von dieser Begrenzung zu erwirken. Aktuell ist es ein geplantes 50 m hohes Gebäude am „Weltstadthaus“ an der Schildergasse, das die Gemüter erregt. Das Vorhaben stößt auf Protest, auch vom Pfarrer der nahen Antoniterkirche. In einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers vom 7.11.24 beschwert er sich: Viele Auflagen waren bei Bauten rund um die Antoniterkirche zu beachten, nicht nur wegen des Höhenkonzeptes, auch wegen des benachbarten Weltstadthauses. Und nun dies!
Zudem: Würde diese Höhenausnahme zugelassen, gäbe es wahrscheinlich einen Dammbruch, weitere Bauherren stünden Schlange…
Im Kern geht es den Bauherren bzw. Investoren natürlich um die Rendite pro qm. Daher wollen sie auf teurem Baugrund möglichst viel umbauten Raum schaffen, also in die Höhe bauen. Das ist die finanzielle Seite.
Die andere Seite ist grundsätzlich, ob sich ein Bauvorhaben a) ins Gesamtbild der Umgebung einfügt oder störend heraussticht, und b) ob es sich mit dem Denkmalschutz verträgt und Rücksicht auf die Substanz und optische Wirkung vorhandener Denkmäler nimmt.
Ausführlich habe ich den Streit der Nuller-Jahre schon 2013 im Buch „Die Beatus-Chronik“, S. 120-123, kommentiert und eingeordnet. – – –
Anderes Thema: In den Köln-Notizen#18 vom 12.2.15 war bereits von der Sessionseröffnung des Kölner Karnevals und von Goethes „Qualitätssiegel“ die Rede. Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre im Bereich Zülpicher Straße und auf der „Ausweichfläche“ Uni-Wiesen muss man einräumen: Der Kölner Karneval, von Goethe vor ca. 100 Jahren zum Kulturgut geadelt, könnte seinen Ruf einbüßen und wie vor einem Jahrhundert wieder zum reinen Besäufnis mit Sittenlosigkeit herabsinken, wenn weiterhin Massen von jungen Leuten nach Köln strömen, um sich dort vollaufen und gehen zu lassen. – – –
W. R.
Archiv der Kategorie: Köln
Des Menschen Kampf gegen die Natur – und sich selbst
MIT dem Beitrag „Grundsätzlich“ vom 16./17.08.2022 wäre im Grunde alles Wichtige gesagt — oder davon abzuleiten, denn ich gehe davon aus, dass BesucherInnen dieser Website und dieses Blogs die Bereitschaft mitbringen, selbst zu denken. Also muss ich ihnen nicht jede Schlussfolgerung bis ins Kleinste vorkauen bzw. vordenken.
Nachdem also das Allerwichtigste zum weiteren Vorgehen geklärt ist, kann ich ruhig noch einmal ins Detail gehen und mich einem Unterthema widmen, das sowohl unser Verhältnis zur Natur und Umwelt betrifft als auch unser Selbstbild als Gattung Homo Sapiens.
Der Homo Sapiens der Gegenwart glaubt es meist nicht, doch unterscheidet er sich biologisch nicht nennenswert von den Menschen, die vor 50tausend, ja vor 100tausend Jahren auf diesem Planeten herumliefen. Fakt ist: „Der Mensch“ ändert sich nicht dadurch, dass er in Sneakers läuft, ein Mobiltelefon benutzt oder Fischstäbchen und Fast Food verzehrt. Der Mensch glaubt, sich durch „Zivilisation“ immer weiter von der Natur zu entfernen, bleibt in Wahrheit aber selbst immer Teil der Natur.
Beweis: die Corona-Pandemie. Woher kam dieses Virus, das Covid 19 genannt wurde? Die wahrscheinlichste Annahme ist, dass es irgendwo, vermutlich auf einem Tiermarkt in China, vom Tier auf den Menschen übersprang. Von dort breitete es sich aus, weil Menschen nicht auf dieses Virus vorbereitet waren und daher keine Antikörper zur Abwehr besaßen.
Wenn Leute glauben wollen, Corona gäbe es gar nicht — geschenkt! Es gibt jede Menge anderer Viren, Bakterien, und sonstiger natürlicher Wesen, die uns krank machen können. Gegen manche haben wir Mittel gefunden oder entwickelt, die dagegen wirken und heilen. Andere setzen uns weiter zu, wenn wir das Pech haben, uns so eine Krankheit einzufangen. Will sagen: Der Natur entkommen wir nicht, weil wir selbst auch Natur sind und natürlich funktionieren wie andere Tiere auch.
Wer sich sträubt, Menschen in einem Atemzug mit Tieren zu nennen, ist noch befangen in der hochmütigen Vorstellung, dass der Mensch „Krone der Schöpfung“ sei und daher eher Gottes Ebenbild denn ein Verwandter der Tiere. Diese Einbildung mag religiös geprägt sein, widerspricht aber längst anerkannten wissenschaftlichen Feststellungen.
Der Mensch ist — allen biblischen Behauptungen zum Trotz — ein Säugetier, das erst entstand, als andere Tierarten schon hunderte von Millionen Jahren existierten. Der biblische Schöpfungsbericht schnurrt die Entstehung unseres Planeten und die Evolution des Lebens zu sieben Tagen zusammen. Das ist vom Zeitbegriff her natürlich symbolisch gemeint. Wer hätte denn zur Zeit, als diese biblische Erzählung entstand, eine Vorstellung von den wahren Zeiträumen haben können? Einen realistisch geschilderten Schöpfungsvorgang hätte doch niemand verstanden.
Ich will hier kein Seminar über die Historie biblischer Texte und die Mentalitäts- und Philosophiegeschichte der europäischen Zivilisation eröffnen. Behalten wir aber im Blick, wie abgehoben und unrealistisch wir Menschen uns oft sehen, von der Natur getrennt, in einer eigenen, höheren Sphäre. Unsinn! Nicht nur Krankheiten holen uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Auch wenn wir menschliches Verhalten studieren, sehen wir jede Menge Parallelen zum Verhalten von Säugetieren, insbesondere von nahen Artverwandten, die wir Menschenaffen nennen.
Eine Folge dieser abgehobenen Denkweise, die in der Bibel in dem missverständlichen Satz „Macht Euch die Erde untertan“ gipfelt, sehen wir im Umgang der Menschen mit „der Natur“ (= der uns fremd gegenüberstehenden Welt). Menschen wüten geradezu gegen „die Natur“, holzen Wald in Quadratkilometern ab, fischen Meere leer, vermüllen die Ozeane, jagen Tiere bis zur Ausrottung, scheren sich einen Dreck um die zunehmende Verschmutzung des Planeten mit Abgasen, Plastik, nächtlicher Beleuchtung, Atommüll…
Daran ändert sich auch nichts, solange es als clever gilt, sich auf Kosten der Umwelt und wehrloser Menschen zu bereichern. Wenn globale Geldgier vor nichts halt macht und nur die Macht des Geldes respektiert wird, geht die Menschheit ihrem Untergang entgegen. Das ist ganz klar. Ebenso klar: Wenn die Warnungen vor der drohenden Klimakatastrophe zuwenig ernst genommen werden, kann die Menschheit langfristig nicht überleben.
I HR braucht nicht erst nach Brasilien zu schauen, wo ein Präsident namens Jair Bolsonaro den Krieg gegen die Natur für Ausbeutung und Mammon auf die Spitze treibt. Schaut Euch mal in Eurer Nähe um. Da wird es manch Einem und Einer ungemütlich: Viele Mitmenschen haben kein Problem damit, ihre Umgebung zu vermüllen. Sie haben kein Problem damit, die Verantwortung von sich zu schieben und darauf zu warten, dass „irgendwer“, der dafür zuständig sein muss, ihnen ihren Müll von der Liegewiese räumt — damit sie sich da wieder niederlassen und erneut ihren Müll hinterlassen können.
Irre: Das nennen sie dann FREIHEIT und glauben, das habe mit Verantwortung rein gar nichts zu tun. Das ist aber keine Freiheit, sondern Rücksichtslosigkeit auf Kosten Anderer und auf Kosten der Lebewesen, die außer uns Menschen auch in unserer Umwelt existieren. Welche Lebewesen (gemeint sind damit auch Pflanzen) freuen sich denn über Plastikmüll, Zigarettenkippen, Kronkorken, Glasscherben, etc. ? Das sind Fragen, die die Verantwortungsscheuen gar nicht an sich heranlassen. Denn es geht allein um die eigene Bequemlichkeit.
Ich wette, dass viele RaucherInnen gar nicht wissen, was für Schadstoffbomben ihre Kippen sind, die sie unter sich fallen lassen. Und manche kümmert selbst das nicht. Sehe ich das zu negativ? Nee, dafür habe ich schon zuviel menschliches Verhalten (und Fehlverhalten) gesehen. Muss das so sein?
Als wir Kinder waren und mit den Eltern auch mal raus „in die Natur“ wanderten und dort unser mitgebrachtes Essen verzehrten, ließen wir da zum Schluss alles liegen? Nein. Unsere Mutter leitete uns an: Was sich natürlich zersetzt, z.B. Obstschalen, das verschwand in einer Grube, die wir dafür buddelten. Und die nicht verrottbaren Abfälle kamen in eine Tüte, die wir mitnahmen, um sie in den nächsten Abfalleimer oder zu Hause in den Mülleimer zu entsorgen.
Wer jetzt hämisch meint, das sei so ein Öko-Gutmenschen-Gehabe, der nehme zur Kenntnis: Unsere Mutter war einfach nur sehr naturverbunden, sie mochte intakte Natur und wollte den Tieren und Pflanzen nicht schaden. Außerdem wollte sie die Landschaft genießen und sie nicht von Müll verunstaltet sehen. Das war kein „Gehabe“, das war ihr ein Bedürfnis, daher nur logisch und vernünftig. Und daher hatten wir Kinder auch kein Problem damit, diese Haltung unserer Mutter zu übernehmen — und als Erwachsene beizubehalten.
Wenn sich viele Leute anders verhalten und Krieg gegen die Natur immer noch angesagt finden (und sei es auch nur aus Bequemlichkeit), dann muss ich dafür kein Verständnis haben — oder? Schließlich schaden sich diese Rücksichtslosen auch selbst. Jedoch: Mancher denkfaule Plattkopf braucht Nachhilfe, um das zu erkennen. Solche Menschen brauchen Verbote und Kontrollen, die Verstöße ahnden und „Denkzettel“ verteilen. Anders lernen Manche es nie.
Manche leiden auch an einer gelernten Anspruchshaltung: Sie selbst dürfen alles, unverschämt sind immer nur die Anderen. Das sind Leute, die für Umweltschutz sind, aber sich selbst nicht einbeziehen — schon gar nicht, wenn es um eigene Bequemlichkeit geht. Und im Zweifel regen sie sich sogar über freilebende Tiere auf, die in den Parks und Grünanlagen natürliche Ausscheidungen hinterlassen. Ist das schlimmer als die Plastikverpackung, die das Kind fallen lässt, während Mutter oder Vater bewusst weg- und lieber zu den Gänsen schauen, die angeblich den Park verdrecken?*
Ja, da kommt bei Manchen hinzu, dass Erziehung der eigenen Kinder (und Vorbild sein) ihnen zuviel Mühe macht. Lieber zeigt man auf Andere…
W. R.
* Fakt ist: Im Gegensatz etwa zu Zigarettenkippen enthält Gänsekot keine Schadstoffe, und er baut sich zudem bald ab und düngt den Boden. — Zum Thema „Plastik in unserem Alltag“ lesen Sie mehr hier: (1) Plastikmüll: Verraten und verpackt – Meinung – Tagesspiegel
Murks mit Amtsstempel
Gern wird pauschal gesagt und hundertfach wiederholt: Das Vertrauen der Bürger in „die Politik“ schwindet. Dieser Tage gibt es aber Anlässe, die eher das Vertrauen in unsere Behörden schwinden lassen. Aktuell zwei Fälle in Köln:
1. Der Attentäter vom Hauptbahnhof, der am 15.10.18 eine Menge Menschen anzünden wollte und zwei Menschen schweren Schaden zugefügt hat, war offenbar nur deshalb in Deutschland, weil das BAMF vor Jahren geschludert und den Termin verpasst hatte, bis zu dem eine Rückführung nach Tschechien (wo er zuerst Asyl beantragt hatte) möglich gewesen wäre. Sogenanntes Behördenversagen
gibt es also nicht nur im sattsam bekannten Fall Amri — oder im Fall der NSU-Morde.
2. Ein bestens integrierter, fließend Deutsch sprechender, sein Geld als Chefkoch in einem Kölner Restaurant selbst verdienender Mensch, der vor Jahren als Flüchtling kam, bekommt von der für ihn zuständigen Ausländerbehörde in Siegburg keine Arbeitserlaubnis mehr! Niemand versteht den Sinn dieses Behördenbescheides. Anscheinend wollten da Entscheider nach Vorschrift eine Akte abarbeiten und hatten Angst vor einer Rüge „von oben“, wenn sie ihren Verstand ein wenig mehr einsetzen und ein wenig über den Sinn ihrer Maßnahme nachdenken würden. Jetzt folgt der verdiente Shitstorm für eine total blödsinnige Entscheidung.
Aber ehe ich nun auf die handelnden Amtleute draufhaue, frage ich: Was ist das für ein Murks-Laden bei unseren Behörden, wenn Mitarbeiter nicht nach gesundem Menschenverstand entscheiden dürfen, sondern stur nach Vorschrift vorgehen müssen? Da liegt doch Weiterlesen
Bach-Revival
Wer buddelt denn da? Es ist die Stadt Köln, die im Westen, zwischen Stadtwald und Marsdorf, Natur und Landschaft weiter zu beleben unternimmt: Sie „revitalisiert“ ein Teilstück des Frechener Bachs.
Lange Zeit, d.h. seit Jahrtausenden, floss der Frechener Bach, ähnlich dem Duffesbach in Hürth, von der Ville herunter ins Rheintal der Kölner Bucht. Im Unterschied zum Duffesbach, der in den Rhein mündete, floss der Frechener Bach nur bis zum Gebiet des heutigen Stadtwald und versickerte dort in einem Sumpf, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Park umgewandelt wurde. Durchlässige Kiesschichten unter dem Sumpf leiteten das zufließende Wasser ins Grundwasser und weiter Richtung Rhein.
Der Bachlauf wurde im späten 19. Jahrhundert ab Stüttgenhof geändert: Statt durch die flache Talsenke wurde er nun durch einen Graben geführt, der sich entlang des neu gebauten Bahnkörpers Richtung Militärring zog.
Damit wurde in diesem Bereich der historische Bachlauf beseitigt. Später wurde das Wasser meist nicht einmal mehr durch den Graben geleitet, sondern in den in Marsdorf quer laufenden Randkanal, der Sümpfungswasser des Braunkohletagebaus abführte.
Ab Marsdorf wird nun der Bach „revitalisiert“, was bedeutet, dass man ihn in ein halbwegs natürliches Fließgewässer zurückverwandeln will. Dazu wird das Bachbett neu gestaltet und in besagtem Abschnitt hinter dem Stüttgenhof ganz neu gegraben. Die Versickerung soll dann in einem Kiesbett vor dem Militärring stattfinden.
Im neu belebten Frechener Bach soll eine Flora und Fauna angesiedelt werden, die einem natürlichen Bachlauf entspricht. Man darf gespannt sein, wie sich das Ganze in den kommenden Jahren entwickelt.
Aus der Sicht des Historikers wäre anzumerken, dass der neu gegrabene Bachverlauf nicht ganz dem historischen entspricht. Um genau zu sein: auf jeden Fall nicht dem prähistorischen in der Jungsteinzeit (siehe auch unten: Kartenskizze). Denn das jungsteinzeitliche Dorf der Bandkeramiker, das um 1930 archäologisch untersucht wurde, lag zum Schutz vor Hochwasser erhöht über dem Bachbett in einem Bereich (punktierte Linie in der Kartenskizze), den der neu entstehende Bachverlauf jetzt durchschneidet. Der prähistorische Bach floss in der (heute kaum erkennbaren) Talsohle, doch kann er durchaus in den folgenden Jahrtausenden seinen Verlauf variiert haben. Die Bahntrasse durchschneidet den Dorfbereich im südlichen Zipfel, sie existiert seit 1893.
Mehr Einzelheiten zu diesem Projekt eines Bach-„Revival“ findet man hier: Frechener Bach wird revitalisiert – Stadt Köln Eine Kleinigkeit in diesem Text ist zu berichtigen: Im Unterschied zu Haus Vorst war der Stüttgenhof nie ein Adelssitz, auch wenn er von einem Wassergraben geschützt wird (der besonders zur Blüte der Rododendron-Büsche einen idyllischen Anblick bietet).
Für diejenigen, die noch weitere historische Fakten genau wissen wollen, sei hier Folgendes berichtet:
In historischer Perspektive floss der Frechener Bach vom Quellgebiet an der Burg Benzelrath bis ca. 300m vor der Versickerung immer durch Frechener Gebiet. Genauer gesagt: Seit dem Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts war es die „Herrschaft Frechen“. Im 19. Jahrhundert, in
preußischer Zeit, wurde der Landkreis Köln westlich der Stadt Köln gebildet, und dabei wurde Üsdorf aus der ehemaligen Herrschaft Frechen der Gemeinde Lövenich zugeteilt; der östliche Zipfel der Herrschaft Frechen, der bis knapp vor den Militärring reichte, wurde gleich hinter dem Stüttgenhof abgezwackt und der Gemeinde Efferen zugeschlagen. Ab diesem Zeitpunkt endete das Gebiet der Gemeinde Frechen direkt hinter dem Stüttgenhof (siehe Karte). Das blieb so bis zur „Gebietsreform“, die 1974 festlegte, dass ab 1.1.1975 Kölns Stadtgrenze weiter westlich verlief und damit Marsdorf und der Stüttgenhof fortan zu Köln gehörten. Das Stadtgebiet Kölns reichte nun bis zur Autobahn A4, das Frechener Kreuz wurde umgetauft in Kreuz Köln-West.
Der alte Lauf des Frechener Baches ist übrigens in der oben abgebildeten, historischen Karte als dünne, schwarze Linie gut zu sehen, wenn man sie anklickt. (Die fetteren Linien zeigen die Gemeindegrenzen an.)
W. R.
Anmerkung im August 2019: Bachbett und Brücke zwischen Stüttgenhof und Militärring sind fertig, aber das Bachbett harrt noch seiner Ausgestaltung, und man kann noch kein Wasser fließen sehen. — Anm. Apr. 2021: Im Verlauf von Marsdorf zum Militärring fließt bisher kein Wasser, am Militärring wird noch gebuddelt an der „Erneuerung des Einlaufbauwerks Frechener Bach“. — Anm. Juni 2021: Zur Enttäuschung der Bach-Fans fließt in dem Schluss-Abschnitt (vgl. Kartenskizze oben: hellblaues Band) noch immer kein Bach. In Marsdorf ließ man ein paar Mal Wasser in Richtung Stüttgenhof fließen, davon blieben ein paar Tümpel und Pfützen, die teils bei warmem Wetter wegtrocknen. Ab Stüttgenhof bis vor den Militärring ist das extra gegrabene Bachbett (siehe Foto ganz oben) meist trocken.
Aktualisierung (oder, in besserem Neudeutsch: Update) Juli 2021: Inzwischen war des öfteren zu beobachten, dass dem Bachlauf Wasser zugeführt wurde. Dieses erreichte aber selten das Endstück, das ab der neuen Brücke verbreitert und zur Versickerung bestimmt ist. Wer auf der schicken Brücke stand und einen fließenden, gar rauschenden Bach erwartete, wurde meist enttäuscht. Doch am Nachmittag des 14. Juli sah man — oh Wunder! — einen fließenden Bach von Westen herbeiströmen und sich hinter der Brücke zu einem Teich ausdehnen. Die unwetterartigen Regenfälle hatten dem Bach anscheinend ein bachwürdiges Erscheinungsbild beschert (vielen Menschen allerdings vollgelaufene Keller und unbewohnbare Häuser). Die starken Regenfälle setzten sich am Abend fort. Am folgenden Nachmittag (15.7.) war der ganze Endabschnitt ab der Brücke in ein stehendes Gewässer verwandelt, wo die Versickerungsschicht überfordert war und das Wasser sogar bis Ende teils kniehoch stand.
Auch in den Senken im benachbarten Gelände standen kleine Seen. Am Abend war das Wasser im Versickerungsabschnitt trotz weiteren Zuflusses aber schon soweit verschwunden, dass kein großflächiger Wasserspiegel mehr zu sehen war.
Köln-Notizen März-2017
Während die diesjährige LitCologne zu Ende ging, legte Oberbürgermeisterin Henriette Reker feierlich am Eifelwall den Grundstein für den Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln. Als erstes Stadtoberhaupt hatte sie am 3.3. auch an der Gedenkfeier für den Archiveinsturz und seine drei Opfer teilgenommen und dort gesprochen. Kurz zuvor hatte der Stadtrat die Schenkung des Hinweisschildes (s. Foto links) angenommen, das Mischa Kuball für den Einsturzort entworfen hatte.
Auf der Gedenkfeier wurde auch das Stück „Kölner Klagegesang“ aufgeführt; mehr dazu >ArchivKomplex ist eine Webseite von Künstlern und Architekten zum Archiveinsturz in Köln Auch der S.R. der FUF wohnte der Feier bei und machte ein paar Fotos.
Da man immer von zwei Todesopfern des Einsturz hörte, nämlich den beiden jungen Männern Khalil (24) und Kevin (17), dabei aber ein weiterer Mensch vergessen wurde, der indirekt auch Opfer des Einsturzes war, brachte der Kölner Stadt-Anzeiger am 3.3. einen ausführlichen Nachruf auf Josefine Borcilo (84): Sie verlor zunächst durch den Einsturz ihre Wohnung, wurde in einem Hotel untergebracht, verlor einige Tage später auch ihren Lebensmut und schied aus dem Leben, ohne die schon bereitstehende neue Wohnung zu beziehen. Mehr > Kölner Stadtarchiv: Nachruf auf Josefine Borcilo: Die wunde Seele vom Waidmarkt kam nicht zur Ruhe | Kölner Stadt-Anzeiger
Foto oben links: 2 der (lesenswerten!) Infotafeln zum Ereignis 2009 (Bild anklicken!) —– rechts: Die Anwesenden lauschen dem „Kölner Klagegesang“ während der Gedenkfeier am Einsturzort.
S. R.
Aktueller Nachtrag am 26.05.2017: Nach Berichten des Kölner Stadt-Anzeigers im Mai 2017 erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage „wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung“ gegen mehrere Personen, die am Bau und an der Bauaufsicht beteiligt waren. Anscheinend führten unter Zeitdruck schlampig ausgeführte Arbeiten an Teilen der Schlitzwand in über 20m Tiefe sowie Vertuschung und mangelnde Kontrolle durch die Bauaufsicht zum Schlamm- und Gerölleinbruch, der dem Stadtarchiv den Untergrund entzog und zum Einsturz führte. Mehr und Genaueres >Archiveinsturz Köln: Vorwürfe an Baufirma und Kölner Verkehrsbetriebe wegen Baugefährdung | Kölner Stadt-Anzeiger
Aktueller Nachtrag am 11.12.2019: Um auf dem Laufenden zu bleiben, hier ein Link zum Stand der Arbeiten am Neubau des Kölner Stadtarchivs >Köln: Arbeiten am neuen Historischen Archiv schreiten voran | Kölner Stadt-Anzeiger
Köln-Notizen Dez. 2016
Wollen wir einen vorausschauenden Blick in den bevorstehenden Jahreswechsel wagen? Was sehen wir in der Kristallkugel? Zumindest eins: Nach dem großen Medien-Hype „Silvesternacht 2015 in Köln“ werden soviele Polizisten und andere Ordnungshüter Dom und Hauptbahnhof umschwirren, dass jeder trotzdem noch hergekommene Übergriffige fürchten muss, eine unerkannte Polizistin in Zivil anzupacken, die ihn gleich auf’s Kreuz und in Handschellen legen wird. Seine „Heldentat“ kann er sich anschließend auf der Wache im Videobeweis gestochen scharf ansehen.
Ein Bekannter erzählte mir vor Jahren, dass er in einer gerammelt vollen Kneipe an Karneval mit einer attraktiven Frau tanzte und sie im Gedränge am Hintern begrapschte. Das gefiel ihr wohl nicht, denn unvermittelt griff sie ihm in den Schritt und drückte fest zu. Er kriegte kaum Luft vor Schmerz, die Frau verschwand im Gewühl. Könnte das nicht eine Alternative sein für diejenigen, die einen Übergriffigen nicht auf Armlänge halten können?
Was bringt das Jahr 2017 für Köln? Die Zeitungen unken bereits: Da wird es nicht weniger, eher mehr Staus auf den Straßen in und um Köln geben. Wenn man dem etwas Positives abgewinnen kann, dann dies: schlecht für Kriminelle, die schnell das Weite suchen wollen. Folglich positiver Nebeneffekt: weniger Einbrüche in Köln, und damit rechnerisch eine höhere Aufklärungsquote, sofern die Polizei nicht Unmengen von Überstunden abfeiern muss. Überall wurde in letzter Zeit mehr Polizei-Präsenz gefordert; da man aber jahrelang Personal abgebaut hat, können die zusätzlichen Polizisten nun nicht aus dem Hut gezaubert werden. Sie müssen erst einmal ausgebildet werden, und solange muss das vorhandene Personal vermehrt Überstunden machen. —
Was wird es sonst im Neuen Jahr 2017 geben? „Reichsbürger“ aufgemerkt: Wer nicht in diesem Staat, sondern in einer echten GmbH leben will, der wandere nach der Inauguration des neuen Präsidenten Donald Trump (20.Januar) flugs in die USA aus! Jetzt schon zeichnet sich ab, dass er sein Kabinett großenteils aus Geschäftsleuten bildet, die wie er selbst im Geldmachen groß sind, und denen er wegen ihres „Verhandlungsgeschicks“ im Big Business zutraut, das bisschen Politik flott zu erledigen.
Und wenn es mit der USA-GmbH nicht so laufen sollte, wie er es seinen Wählern (oder Kunden?) versprochen hat, dann… ja meine Güte, Leute, dann macht Trump eben keine 2. Amtszeit und entzieht sich den Konsequenzen, schließlich bedeutet GmbH doch „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“! Dann wird Amerika eben nicht „great again“, die Mittelschicht wird ganz abgehängt, Ölkonzerne ruinieren weitere Landstriche, und China als großer Gläubiger übernimmt am Ende den überschuldeten Laden, während Trump twittert, dass er dann mal weg ist, nämlich ins Exil nach Russland, zu seinem Gönner Putin. Und der übernächste Präsident der US-GmbH hat womöglich einen chinesisch klingenden Namen und macht die USA zu einem Sonderverwaltungsgebiet Chinas — wie Hongkong.
Übrigens haben die Chinesen ein Sprichwort, das sagt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die Einen Mauern, die Anderen Windmühlen.“ Denkt mal drüber nach.
W. R.
Köln-Notizen 4/2016
Zunächst: Wir erinnern uns (oder lesen nach), was zum Blog auf der >Startseite von fu-frechen.de geschrieben steht. Darum verweisen wir erstmal auf den Kalender der FUF (>FUF – der Club/Gedenk- und Feier-Kalender der FUF) zum heutigen 01.09. Gestern allerdings wollten unsere Medien gern den Jahrestag von Merkels „Wir schaffen das!“ thematisieren, wobei nicht mehr herauskam als die bekannten Pro- und Kontra-Standpunkte. Mir ist dabei längst klar, dass Merkel ihre Politik gar nicht seit dem 31.08.2015 stur verfolgt hat, wie Gegner ihr gern vorhalten, vielmehr sah ich danach verschiedene Anzeichen einer realpolitischen Anpassung an die sich ändernde Lage. Das wurde leicht übersehen wegen Horst Seehofers Getöse um Obergrenze und Grenzendichtmachen. Aber das nur am Rande, denn ich sehe mich nicht berufen, hier zur großen Verteidigung von Merkel bzw. ihrer Politik auszuholen oder zum großen CSU-Bashing. Letztlich geht es da auch um Verhinderung weiterer Wahlerfolge der AfD.
Und so sehr ich manche sachlich begründete Kritik an der Regierung verstehen kann, so sehr widerstrebt es mir, gewissen Kotzbrocken der AfD Gehör zu schenken, allen voran jenem Geschichtslehrer H. (eine Schande für seine Zunft!), der in meinen Augen einige Disziplinarverfahren und Anzeigen wegen Volksverhetzung verdient. Es fällt mir auch sehr schwer, Leute nicht als Nazis zu bezeichnen, die sich rassistisch äußern. Dieselben empören sich aber, dass sie „in die rechte Ecke gestellt“ werden.
Natürlich ist Rassismus auch ein wesentlicher Kernpunkt der NS-Ideologie, ganz klar! Wie geschichtsvergessen muss man denn sein, das nicht zu wissen (oder sich dumm zu stellen) und sich ganz naiv als braven Demokraten zu bezeichnen?! Wie wenig vom Grundgesetz weiß so ein Mensch? Wie fremd sind ihm die Menschenrechte?
Mich erstaunt oder erschreckt oft, wie Menschen neue Nachrichten einfach in ihr altes Weltbild einordnen oder, wenn das nicht geht, diese schlicht ignorieren. Klar, der Mensch hängt am Gewohnten, aber muss er deshalb sein Weltbild mit einer Mauer aus Vorurteilen schützen, muss er deshalb wider besseres Wissen-Können an falschen Behauptungen kleben bleiben?
Da wir oben das Signet „Köln-Notizen“ haben, will ich auch aus Köln ein Beispiel anführen: Die Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs (2003) wird immer noch untersucht. Einige Leute unkten bereits: Das zieht sich ja ewig hin, das wird solange verschleppt, bis keiner mehr schuld ist… Das passt schön in das Weltbild, das sich kritisch gibt und überall nur Machenschaften wittert. Wahr hingegen scheint mir, dass die technische Ermittlung der Einsturzursache (die gerichtsfest sein muss — und mit hohen Schadenersatzforderungen verbunden ist!) größtmögliche Sorgfalt erfordert und nicht beliebig beschleunigt werden kann. Also dauert das eben — in einem Rechtsstaat.
Beim Neubau des Stadtarchivs am Eifelwall gibt es auch Verzögerungen und Kostensteigerungen. Das passt wiederum ins Bild für diejenigen, die inzwischen gewohnheitsmäßig auf die Stadt Köln bzw. die Stadtverwaltung einprügeln. Dabei sind diese Verzögerungen u.a. auf die erhöhte Vorsicht bei der Kampfmittelräumung zurückzuführen, denn Köln ist im Zweiten Weltkrieg ziemlich plattgebombt worden und hat seither eine Menge Blindgänger im Boden.
Das nochmal als Erinnerung, auch an den 1. September. Jedem sind hoffentlich noch die Fotos der Kölner Ruinenlandschaft von 1945 im Gedächtnis (>Koeln 1945 – Köln – Wikipedia) , auch wenn aktuell ähnliche Bilder z.B. aus Syrien in den Fernsehnachrichten zu sehen sind. Hier in Köln, in ganz Deutschland hoffentlich ist das eine bleibende Erinnerung und Erfahrung: Krieg ist das schlimmste, was uns passieren kann. Und das fängt damit an, dass man sich zerstreitet und den Streit eskalieren lässt, anstatt friedliche Mittel zum Gespräch und zum Interessenausgleich zu nutzen — und fest zu etablieren. Dazu gibt es auch eine EU.
Doch manche Polit-Clowns wollen uns die überholte Vorstellung auftischen, dass NATIONAL das allein seligmachende Prinzip der Politik sein sollte. Schmarrn! Ein „Europa der Vaterländer“ hatten wir schon, z. B. vor dem Ersten Weltkrieg, und vor dem Zweiten. Unsere blutig und teuer erkauften Erfahrungen sollten uns eine Lehre sein! Wer das für eine billige Phrase hält und nichts davon wissen will, wie Krieg entsteht, kann sich gern hier über die konkrete Wahrheit informieren: Krieg in Jugoslawien: Ein Filmemacher aus Sarajevo erzählt – SPIEGEL ONLINE
Doch diese Erfahrungen muss man eben auch zur Kenntnis nehmen! Das heißt vor allem: nicht mit der Zuspitzung von Konflikten spielen, erst recht nicht mit Gewalt und Krieg als Möglichkeit der Auseinandersetzung. Damit sollte man nicht einmal drohen. Doch dazu muss man mental auch in diesem Jahrhundert ankommen und nicht Vorstellungen anhängen oder nachtrauern, die uns früher in Kriegstreiberei und Kriegswahn geführt haben. Dazu muss man auch die alten Illusionen vom Nationalstaat mit homogenem Staatsvolk ablegen und sich die Wirklichkeit anschauen: Wo man versucht hat, mit Gewalt ein uniformes Staatsvolk zu schaffen, gab es unterdrückte Minderheiten, Konflikte, Aufstände. Am besten fahren Staaten oder Staatenbünde, die von vorneherein Vielfalt zulassen und den Staat nicht völkisch definieren, sondern über das, was alle wollen: das gemeinsame Wohl.
Damit hat man beispielsweise in Köln auch weniger ein Problem. So war es kein Zufall, dass ein Pegida-Ableger „Kögida“ sich in Köln nicht etablieren konnte (mehr >Blog / Köln-Notizen #17, vom 09.01.2015). Ein rechtsradikal gesinnter Mann, verzweifelt über mangelnden Rassismus in Köln, glaubte sich daraufhin berechtigt, zur Mordtat zu schreiten in der verblendeten Hoffnung, damit seinen politischen Vorstellungen Realität zu geben >Blog / DD in Köln, vom 17.10.2015. Wie bei anderen Terroristen auch, steht da Gewalt und Blutvergießen als Mittel an erster Stelle. Wer so etwas gutheißt, verlässt nicht nur den Boden unserer Verfassung, er stellt sich vielmehr auch außerhalb der menschlichen Gesellschaft.
Wie sagt eine kölnische Redensart: „Levve un levve losse.“ (Leben und leben lassen.) …!
W. R.
Kurzer Nachtrag: Der erwartete Erfolg der AfD bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern verstärkt leider auch den Eindruck, dass Menschen am (geografischen) Rande der Republik, anscheinend wenig beleckt von politischem Grundwissen, mit dem Bauch ihr Kreuz in der Wahlkabine gemacht haben: Wo fast keine Flüchtlinge oder überhaupt Ausländer gesichtet werden, ist die Abwehr und Angst am größten!
Die wenigsten Wähler wissen überhaupt, was die aus verschwommener Protest-Haltung gewählte AfD an konkreten programmatischen Zielen nennt. Das ist geradezu die Stärke der AfD-Propaganda: drastische Sprüche klopfen, aber im Ungefähren bleiben. Damit wird keiner der o.g. Wähler überfordert, oder abgeschreckt, oder gar zum Denken verleitet. Na dann: Viel Spaß im Deutschen-Getto! Eines ist leider auch zu erwarten: Ausländische Investoren werden sich nicht darum reißen, in diesem Landstrich Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist das Traurigste an diesem Wählerverhalten (nicht nur in MV): Sie sehen keine Zusammenhänge, wo sie sie sehen sollten. Mehr zu MeckPomm >Mecklenburg-Vorpommern: Das passiv-aggressive Bundesland – SPIEGEL ONLINE – (Ja, hat nicht direkt mit „Köln-Notizen“ zu tun. Sollte man aber mal anschauen, damit man sich in Deutschland besser auskennt.)
Der Nachtrag war doch nicht so kurz. Tschuldigung, aber man will ja den BesucherInnen dieser Website ein möglichst fundiertes Informationsangebot liefern — über den Tag hinaus. Für’s geifernde Schnellkommentieren sind Andere zuständig.
W. R. 05.09.2016
Köln-Notizen 3/2016
„Deutsche Männer können nicht mehr prügeln.“ So ist eine dpa-Meldung im Kölner Stadt-Anzeiger vom 21./22.5.2016 übertitelt. Nanu! Was heißt das denn?
Der Gewaltforscher J. Barberowski wird dort mit der o.g. These zitiert, die er am Beispiel der „Kölner Siivesternacht“ veranschaulicht sieht: Diese Vorgänge (>Köln-Notizen 1/2016) ließen erkennen, dass deutsche Männer ihre Frauen nicht gegen Übergriffe verteidigt hätten – weil „Männer in Deutschland gar nicht mehr wissen, wie man mit Gewalt umgeht.“ Und er meint: „Gott sei Dank.“ Deutsche Männer vertrauen auf den Staat, auch in einer Situation wie in der Silvesternacht. Sie erwarten, dass der Staat aber sein Gewaltmonopol auch wahrnimmt (was bekanntlich in jener Nacht in Köln nicht funktionierte, warum auch immer).
Es ist in der Tat ein Fortschritt, wenn in einem zivilisierten Land die Bürger friedlich zusammenleben und nicht wie im Wilden Westen zu Selbst- und Lynchjustiz greifen. Es ist ein weiterer Fortschritt, wenn die Bürger auch in privaten Auseinandersetzungen nicht gewalttätig werden, wenn sie sich im Griff haben, wenn sie nicht Frust oder schlechte Laune aggressiv an Schwächeren auslassen.
In patriarchalischen, männerdominierten Gesellschaften sieht man oft etwas Anderes: Männer dürfen zu Gewalt greifen, „weil sie nun mal so sind“, sie dürfen auch mal eine Frau vergewaltigen, „weil es mit ihnen durchging“ oder die Frau sie angeblich gereizt hat, usw. In solchen Gesellschaften wird üblicherweise der Mann entschuldigt und das Opfer für erlittene Übergriffe verantwortlich gemacht.
Deutsche Männer haben dazugelernt, und das nicht nur wegen Fortschritten in der Emanzipation der Frauen. Vielmehr ist es ein wichtiges Element demokratischer Gesinnung, Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung zu ächten und nur in Notwehr anzuwenden.
In einer gelebten Demokratie gibt es Regeln, die eine friedliche Diskussion und Auseinandersetzung ermöglichen. Und wer sich ungerecht behandelt sieht, kann sich beschweren oder Gerichte anrufen.
Hinzu kommt ein gesellschaftlicher Wandel: In der Wirtschaft werden immer weniger Muskelmänner benötigt, aber immer mehr Menschen mit Grips und Nerven, um mit der Digitalisierung der Arbeitswelt und der weitgehend automatisierten Produktion umzugehen. Diese Entwicklung findet schon seit Jahrzehnten statt und ist in den Industrieländern weit fortgeschritten. Trotzdem hinken einige Menschen mental dieser Entwicklung hinterher, z.B. in ihrer Auffassung von den Geschechterrollen. Das trifft umso mehr auf Migranten aus Ländern zu, wo dieser Wandel erst in Gang kommt oder noch gar nicht stattgefunden hat. Für Machos aus solchen Ländern muss es ein Kulturschock sein, dass in unserer Gesellschaft ein Mann nicht automatisch mehr gilt als eine Frau, und dass Männlichkeit hier nicht primär durch Muskeln und Gewaltbereitschaft gezeigt wird. Auch dürfte vielen von ihnen neu sein, dass sexuelle Übergriffe auf Frauen hier Empörung auslösen und nicht hingenommen werden. Ich möchte an dieser Stelle kein bestimmtes Herkunftsland als Beispiel nennen, vielmehr zu bedenken geben, dass es auch immer noch deutsche Männer gibt, die mental mindestens ein halbes Jahrhundert zurückliegen und sich die alten Macho-Zeiten zurückwünschen (weil sie sich nicht anpassen wollen). Im Klartext: Da schlummern immer noch latente Gewaltbereitschaft und Machtgelüste. Denn bei den sexuellen Übergriffen geht es nicht um Sex, sondern um Machtausübung. Dabei suchen sich schwache Männer noch schwächere Menschen aus, um sich einmal überlegen zu fühlen. Die psychologische Seite ist ziemlich klar und durchsichtig.
Die oben benannte Entwicklung in der Wirtschaft fordert von immer mehr Beschäftigten, dass sie teamfähig sind, und besonders von Personen in leitenden Funktionen, dass sie über „soft skills“ verfügen. Das heißt, man erwartet von diesen Arbeitnehmern Fähigkeiten im Umgang mit Menschen, man erwartet Kommunikationsbereitschaft und flexibles Eingehen auf Probleme und Konflikte mit oder unter MitarbeiterInnen. Man fasst das unter dem Begriff „soziale Kompetenzen“ zusammen.
Der Chef „alter Schule“, der kommandiert und den Chef ‚raushängen lässt, ist out. Man liest sogar in einschlägigen Zeitungsartikeln, dass Probleme in den Betrieben oft hausgemacht sind und vom Führungspersonal verursacht werden, wenn es z.B. um mangelnde Motivation und hohe Krankenstände in der Belegschaft geht.
Die Unterhaltungsindustrie, speziell die Filmproduktion, bedient immer noch reichlich das nostalgische Interesse an der guten(?) alten Zeit, als (angeblich) Männer noch Männer waren, und sie versucht, in vielen Filmen moderne Helden oder Supermänner zu kreieren, die mit modernster Technik, vor allem Waffentechnik, umgehen, in ihrem Handeln aber von antiquierten Vorstellungen und Idealen geleitet werden. Das gilt besonders für viele Computerspiele. Bedenklich wird es, wenn solche Film- oder Ballerspiel-Helden jungen Männern als Identifikationsfiguren dienen, noch bedenklicher, wenn das ihre aus Frust und Unsicherheit geborene Gewaltbereitschaft verstärkt, wenn sie zunehmend Gewalt als „normales“ Mittel der Auseinandersetzung verstehen und Gelegenheiten suchen, wo ihnen Gewalttätigkeit Bestätigung und Männlichkeit zu geben scheint.
Wir brauchen hier nicht erst auf die Krawalle von Hooligans bei Fußballspielen zu verweisen. Aggressivität kann sich, besonders unter Alkoholeinfluss, überall Bahn brechen. Das lässt sich nicht ganz aus der Welt schaffen. Aber wir sollten entschieden dem Eindruck entgegentreten, dass Gewalttätigkeit toleriert werden könnte. Und wir sollten entschieden widersprechen, wenn gewalttätige Menschen ihr Verhalten als normal bezeichnen, sich gar als Vorbilder hinstellen. Es ist in der Tat nicht schlimm, wenn deutsche Männer nicht mehr prügeln können, wie es in der oben zitierten Meldung hieß. Es muss aber klar sein, dass im Zweifel Polizei etc. das Gewaltmonopol haben und, wenn nötig, auch ausüben. Der Schutz der Bevölkerung vor Gewalt und sonstiger Kriminalität ist eine staatliche Aufgabe.
Und es muss klar sein, dass in unserer Gesellschaft keine Unterdrückung toleriert wird, weder im privaten Bereich noch im öffentlichen.
W. R.
Köln-Notizen 2/2016
Also doch, es gibt sie, die ausgleichende Gerechtigkeit. Über Wochen war Köln wegen Silvester in den Negativ-Schlagzeilen, immer hieß es „Köln“, kaum einmal wurde erwähnt, dass auch andere Städte von den Übergriffen betroffen waren. Das Image von Köln litt darunter.
Nun hatte „höhere Gewalt“ ein Einsehen. Sturmwarnungen für Rosenmontag führten in vielen Städten zu Absagen des Rosenmontagszuges, die Fernseh-Übertragungen fielen ins Wasser…
Nicht so in Köln! Man entschied, den Zug mit ein paar Sicherheits-Einschränkungen (keine Wagen mit allzu hohen Papp-Aufbauten, keine Pferde) losgehen zu lassen. Das WDR-Fernsehen übertrug live aus Köln, während andere „Karnevals-Hochburgen“ am Rhein (Düsseldorf, Mainz) passen mussten. Und die Übertragung aus Köln war für Karnevals-Jecke und -Interessierte durchaus sehenswert: ein Lob für den WDR! Die Kameraleute gaben ihr Bestes und lieferten gute Bilder, die abwechlungsreich gemischt wurden. Und dazu schien zeitweise sogar die Sonne, und blauer Himmel lachte über den Kölner Karnevalisten!
Im Vorfeld hatte auch der Kölner Stadt-Anzeiger schon am 26.1. wieder die „Kölner Rosenmontagszeitung“ als Beilage herausgebracht und damit quasi die „Fachliteratur“ bereitgestellt, mit Karte des Zugweges, mit Informationen zu den im Zug laufenden Gruppen bzw. Karnevalsgesellschaften und zu ihren Motto-Wagen. Auch dafür ein Lob!
Apropos: Wie auch die Kommentatoren bei der Live-Übertragung des WDR betonten, fußt sehr viel im Karneval auf unentgeltlich geleisteter Arbeit, die Karnevals-Begeisterte in ihrer Freizeit aufbringen, oft über Monate hinweg. Was Karnevals-Verächter gern übersehen: Hier kann man wirklich von Brauchtum reden, weil es fest in der Bevölkerung verankert ist und Viele sich dafür engagieren, ohne materiellen Lohn zu erwarten. Im Gegenteil, die Aktivisten bezahlen Kostüme und — als Teilnehmer an einem Karnevalszug — das Wurfmaterial aus eigener Tasche. Hier gilt: Dabeisein ist alles! —
Leider haben an diesem Tag anderenorts Menschen etwas wiederaufgelegt, was man in Köln als schlimme Entgleisung in den Geschichts-Annalen finden kann: Im Rosenmontagszug 1935 etwa fuhr ein von Nazis gestalteter Wagen mit judenfeindlicher Aussage.* Mit Entsetzen konnte man am Rosenmontag 2016 in den Abendnachrichten des Fernsehens einen Wagen in einer thüringischen Stadt und einen in einem bayrischen Ort sehen, die im menschenverachtenden Geist vergangener Zeiten (die man vergangen glaubte) gestaltet waren und sich gegen Flüchtlinge richteten.
Es wird Zeit zu erkennen: Viele, die sagen, sie seien keine Nazis, haben in ihrem Kopf Ansichten über Menschen, die das Gegenteil sagen. Ein Beispiel: >Kommentar zur Häme für Alica Trovatello und Bläck Fööss: Widerlicher als Dominik Roeselers Reaktion geht es nicht | Köln – Kölner Stadt-Anzeiger Und sie äußern diese Ansichten jetzt öfter, und meinen, sich in einer Mehrheitsmeinung suhlen zu können, wenn ihnen nicht sofort jemand widerspricht und ihnen sagt, was von ihren Äußerungen zu halten ist.**
Erst gestern konnte man auf Phoenix eine Fernsehsendung mit dem Titel „Die Suche nach Hitlers Volk“ sehen. Da erzählte z.B. eine Lehrerin (!) im Jahr 1945, sie sei ein unpolitischer Mensch — aber ihre geäußerten Ansichten gaben genau die politische Propaganda der Nazis wieder. Und eine andere Frau äußerte sinngemäß, Deutsche seien etwas Besseres als Andere… Und diese Leute glaubten in aller „Unschuld“, dass ihre Ansichten nichts mit dem bösen Hitler (an den sie vorher geglaubt hatten) und nichts mit dem Krieg zu tun hätten, sondern dass sie einfach nur „gute Deutsche“ wären.***
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann glauben wohl Viele das noch heute (auch wenn sie an Klapperstorch und Weihnachtsmann nicht mehr glauben). Man sollte immer wieder daran erinnern, wohin so etwas führt, denn diese teuer erkauften historischen Erfahrungen sind keine Hirngespinste!
W. R.
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* Vgl. Carl Dietmar, Die Chronik Kölns, 1991, S. 386; mehr zum Thema >Kölner Karneval im Nationalsozialismus
** Nachtrag dazu vom 21.02.16: „Gerade die Meinungsmacher müssten klarstellen, dass Europa eine emanzipatorische Utopie war, ist, sein könnte, sein muss, sonst versinkt dieser Kontinent wieder in seiner Vergangenheit, ein kleiner Fleck auf der Erde, zerklüftet, zersplittert, verloren. Aber seit Monaten tun die reaktionären deutschen Eliten genau das Gegenteil, sie betreiben eine Rhetorik des permanenten Notstands, und zwar nicht irgendwo weit rechts, sondern dort, wo sie die Mitte sehen: Da lassen Leitartikler die Schranken runter, da verwandeln sich Feuilletonisten in Grenzpfosten, da sind auf einmal die Menschenrechte keine Realität mehr, sondern nur noch „Rhetorik“. zitiert aus: >Flüchtlinge: Was Clausnitz über unsere Gesellschaft sagt – SPIEGEL ONLINE
*** zum Thema Nation und Nationalismus vgl. ausführlich >Clio / 5.
Köln-Notizen 1/2016
Köln in allen Nachrichtensendungen: „Die Ereignisse der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof…“ Keiner weiß noch nix Genaues, aber in den Medien, bei den Politikern und — wie man hört — in den sozialen Netzwerken ist schwer ‚was los. Selten war soviel Rechtbaberei und Schaum-vor-dem-Mund zu hören und zu lesen, und verbale Kraftmeierei. Viele wollen, ehe sie rechts überholt werden, auf den Lukas hauen und noch eins draufsetzen. Fast scheint es, als wollte kaum jemand noch belastbare Informationen zur Kenntnis nehmen, hat man doch längst seine eigene Meinung, und diese auch schon herausposaunt. Sachliche Wortmeldungen gehen in der hochkochenden Aufregung fast unter.
In diesem emotionalen Gebrodel beantwortet Kölns Oberbürgermeisterin eine Frage und erntet einen plötzlichen Shitstorm. Was genau passierte, kann man diesem Kommentar entnehmen: Kommentar zu #Armlaenge: Henriette Reker im Shitstorm der Ignoranten | Politik – Berliner Zeitung
Da sieht man wieder einmal, wie gedanken- und hemmungslos viele Menschen im Netz drauflos kommentieren. Man/frau prügelt auf Frau Reker ein, die schließlich aus eigener Erfahrung spricht: Sie selbst überlebte kürzlich das Messerattentat eines Gewalttäters nur knapp. Also, geht’s noch?
Der S.R. der F.U.F. sieht da eine weitere Bestätigung seiner Ausführungen auf der Seite >Home/Start zur Frage: Warum keine Kommentarfunktion auf dieser Website? Der Eindruck verstärkt sich, dass viele Menschen glauben, im Netz nahezu alles äußern und hinausrotzen zu können. Und sie tun das auch im Brustton der Überzeugung: Ich rotze, also habe ich recht.
Wenn der S.R. mal (zum Glück selten) auf einer Online-Seite von Medien die Kommentare anliest, dann vergeht ihm die Lust am Lesen ziemlich schnell. Spätestens beim dritten oder vierten dieser Kommentare hat jemand vergessen, sein Hirn einzuschalten, oder ignoriert fröhlich Fakten und schleudert einfach Behauptungen als Tatsachen in die Welt, oder hat jeglichen Anstand vergessen, vergreift sich im Ton — wobei man bedenken muss, dass die schlimmsten Ausfälle und Beleidigungen schon von der Redaktion gelöscht wurden. (Außerdem langweilen die Kommentarspalten, weil immer ein Schwall höhnisch-hetzerischer Müll aus der Pegida/AfD-Ecke dabei ist.)
Der S.R. fragt sich manchmal auch, wieso es einer Erwähnung in den seriösen Nachrichten wert ist, wenn in den sozialen Netzwerken irgendein Shitstorm tobt oder eine Hetzkampagne rollt. Denn Vieles im Netz ist inszeniert — oder ist irgendjemand so blauäugig zu glauben, da ertöne „Volkes Stimme“? (vgl. >Start, Fußnote, sowie Fußnoten hier unten)
Wer will, organisiert sowas wie einen Shitstorm mit ein paar Helfern, no problem.* Oder wie kommt z.B. ein Flashmob zustande? Und wie hat jener Mob sich zusammengefunden, aus dem heraus in der o.a. Silvesternacht zahlreiche Diebstähle und sexuelle Übergriffe verübt wurden? In wenn auch geringerem Umfang wurde so etwas übrigens auch aus mehreren anderen Städten in Deutschland gemeldet. Aber die Medien fokussierten sich auf Köln.**
Ach, fast hätte ich’s vergessen: Allen Besuchern dieser Website ein frohes und gesegnetes Neues Jahr — trotz einiger Chaoten und Idioten, die es auch schon im letzten Jahr gab. Mehr zu den allgemeinen Aussichten >Zusammenleben: Die Welt wird nicht untergehen – Kolumne – SPIEGEL ONLINE — lesenswert und diskussionswürdig!
S.R.
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* Man kann immer wieder darüber staunen, wie naiv viele Menschen das Internet und seine Foren als eine Art „Gegenöffentlichkeit“ sehen (oder besser: missverstehen). Wer von „Lügenpresse“ redet, ist hoffentlich so medienkritisch, auch das Internet einzubeziehen! Was da herausgepostet und -gepustet wird, ist oft märchenhaft und bestenfalls amüsant, aber meist eher Gewäsch und kein Gegengewicht zu den etablierten, journalistischen Medien. Also Vorsicht: Es gibt im Internet nicht nur Qualitätsseiten, z.B. fu-frechen.de, sondern auch eine Menge Schund und Hetze, die sich nicht scheut, Falschmeldungen und verfälschte Videos in die Welt zu setzen — und zugleich auf „die Medien“ schimpft, die angeblich „die Wahrheit“ nicht berichten wollen.
„Die Wahrheit“ findet Mancher dann im Internet bei staatlich gelenkten Medien fremder Länder. Ja, was soll man davon halten!! Und wer will sich von Kommentarlawinen beeindrucken lassen, die als getarnte Privatmeinungen von speziell eingerichteten Propaganda-Agenturen ins Netz geschwemmt werden? Wer „Lügenpresse“ ruft und zugleich die Lügen-Posts und Fakes im Internet als Enthüllungen konsumiert, der sollte im Kölner Rosenmontagszug mitgehen: als Narr, der kein Narrenkostüm braucht.
Das vermeintliche Argument „Schwarmintelligenz“ zieht auch nicht mehr. Es erinnert mich fatal an den sarkastischer Spruch: „Sch… schmeckt gut, denn millionen Fliegen können nicht irren.“ Kurzum — bei uns in der F.U.F. gilt immer noch und weiterhin: Selber denken bringt’s! ***
Unter uns, und im Ernst: Wenn es an „den Medien“ eins zu kritisieren gibt, dann wohl das Folgende. Aus Auflagen- oder Quotengründen sehen sich viele einigermaßen unabhängige Zeitungen, Sender etc. genötigt, dem Massengeschmack und den Konsumgewohnheiten der Mehrheit entgegenzukommen und mehr Emotionen und Boulevard-Elemente zu bringen, was zu der bekannten Erscheinung führt: Wie am Beispiel „Silvesternacht in Köln“ zu sehen, treiben alle dieselbe Sau durch’s Dorf und befeuern dabei die Emotionalisierung dieses Themas, das ohnehin schon zum Aufputschen von Emotionen ausgeschlachtet wird. Zugleich werden leider andere, auch wichtige Themen aus den Schlagzeilen nahezu verdrängt.
Weniger beachtet wird z.B. dieses: (2) Oxfam-Studie: 62 Superreiche besitzen so viel wie die ärmsten 3,6 Milliarden – Wirtschaft – Tagesspiegel Aber auch diesem Thema sollte man sich nicht nur emotional stellen, sondern statt einer oberflächlichen Neiddebatte mit schnellen Sprüchen lieber eine sachliche, tiefer gehende Diskussion anstreben (und sich natürlich dazu erst einmal in Ruhe informieren). Ja, und zum obigen Thema sei, ohne schlimme Vorfälle zu relativieren, noch angemerkt: So manche Frau hat quasi eine kleine „Silvesternacht“ schon am hellen Tag, unter deutschen, hellhäutigen Männern, erleben müssen. Da muss auch noch einige „Integrationsarbeit“ geleistet werden!
Wo wir gerade beim Thema „Innere Mission“ (wie das bei den Kirchen heißt) sind: Sind diese Kriminellen integrierbar, die Flüchtlingsheime anzünden, welche immerhin mit unseren Steuergeldern finanziert wurden? Wohin sollen die im Zweifel abgeschoben werden? In Russland hat man dafür Arbeitslager — bei uns nicht, solange wir einen demokratischen Rechtsstaat haben. Denkt mal drüber nach.
** So langsam reicht es mit dem „Köln-Bashing“. Es reicht immer dann, wenn Leute nur noch draufkloppen, ohne vorher nachzudenken. Siehe auch: ***.
*** Zur Schnellschuss-Kommentiererei im Netz fand ich am 20.01. einen sehr dezidierten Kommentar: Social Media und die Hetze: Mehr Dummheit als Hass (Lobo-Kolumne) – SPIEGEL ONLINE Man/frau bilde sich dazu selbst eine Meinung!
S.R.