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Narren in der Mehrheit?

Was vielen Menschen auf dieser Erde längst klar ist, muss man einigen doch immer wieder sagen: Gewalt ist keine Lösung, sondern der Schritt zu weiterer Gewalt und Gegengewalt, einer Spirale, die aus der Logik der Gewalttäter heraus niemals enden kann.
Zwei Meldungen der letzten Wochen aus dem Nahen Osten sind Beweise dafür, dass Gewalttätigkeit, und besonders Terrorismus, kein Problem löst, sondern Probleme nur verschärft.
Meldung 1: Die Friedensaktivistin Vivian Silver wurde am 07.10. bei dem Hamas-Gemetzel gegen friedliche Zivilpersonen getötet. Sie war eine Frau, die Versöhnung und tätige Hilfe für die Schwachen auch bei den Palästinensern auf ihre Fahne geschrieben hatte und für Menschlichkeit eintrat. Dazu gehörte für sie auch die Realisierung der Zwei-Staaten-Lösung zur Befriedung des Nahost-Konflikts. Ihre Ermordung führt den Irrsinn der Hamas-Terroristen vor Augen: Sie wollen nichts als Feindschaft und Hass zwischen Israelis und Palästinensern, sie wollen auf keinen Fall Frieden, denn ihr Kernprogramm beinhaltet die Vernichtung Israels.
Meldung 2: Bei den Kämpfen der israelischen Armee gegen die Hamas im Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten gezielt drei von der Hamas entführte Geiseln — aus Versehen. Auch das zeigt symbolisch den Irrsinn eines Krieges, in dem ohnehin nicht nach allgemeinen Kriegsregeln gehandelt wird. Denn die Hamas ist gar keine reguläre Armee, sondern eine Miliz. Und die Hamas versteckt sich mit voller Absicht in und unter zivilen Einrichtungen, die normalerweise in einem Krieg geschont werden (sollen). Um ihren Terror in Israel zu relativieren, provoziert die Hamas bewusst Bilder, die die israelische Seite vor der Welt in ein schlechtes Licht rücken und das Leiden der Bevölkerung allein den Israelis anlasten sollen.
Schon vor vielen Jahren konnte man, wenn man unvoreingenommen dachte, den Wahnsinn der immer wieder versuchten, gewaltsamen Lösungen erkennen. Inzwischen mischt aber aus dem Hintergrund ein Player mit, der ebenfalls seine Bevölkerung aufhetzt und in vom Staat organisierten Demos die Vernichtung Israels fordern lässt. Ihr wisst: Gemeint ist die Führung des Iran, eines sogenannten Gottesstaates, die ernsthaft behauptet, ihre Absichten seien aus der Religion begründet.
Aber was passiert in anderen Teilen der Welt? Autokraten kommen an die Macht, schwadronieren von neuer nationaler Größe (Ein alter Hut, der schon Hitlers Hauptargument war, ihn zu wählen und ihn Diktator werden zu lassen). Man serviert den Massen alte Kamellen als neues Rezept und Allheilmittel, man kehrt unter den Tisch, dass diese Kamellen ausgelutscht sind und sich als unverträglich erwiesen haben, weil die „starken Männer“ die Nation ins Unglück geführt haben.
Aber lernt die Menschheit aus der Geschichte? Anscheinend gilt das nur für eine Minderheit; die Mehrheit fällt auf (Ver-)Führer herein, die den Hoffnungsvollen nach dem Munde reden und sich als Heilsbringer darstellen. „Was man wünscht, das glaubt man gern,“ sagt ein altes Sprichwort. Wie wahr! Da kann man gleich an Superman oder den Weihnachtsmann glauben.
Und so glauben Menschen wider besseres Wissen immer wieder, Gewalt könne helfen und die Welt besser machen. Was für Narren! So wird das nichts mit dem Weltfrieden. Wie denn dann?

Erstmal sollten Millionen von Männern weltweit mal innehalten und sich fragen: Das traditionelle Männlichkeits-Verständnis, zu dem Kraftmeierei, Aggressivität, Drohungen und Gewaltbereitschaft gehören — passt das überhaupt zusammen mit Lippenbekenntnissen zu Menschlichkeit, Schutz der Schwachen, Verständigungsbereitschaft? Des Weiteren sollten sich alle Menschen fragen, ob diese Macho-Kultur uns jemals weiter gebracht, oder ob sie immer nur zur Eskalation von Konflikten beigetragen hat. Vielleicht bekommen wir dann mehr Verständige und weniger Narren…

W. R.

Nachtrag am 02.01.2024: Wenn Menschen nichts Vernünftiges aus der Geschichte lernen, dann rennen sie in dieselben Fallen hinein wie schon Viele vor ihnen. Das führt uns dieser Tage auch der Narr Putin vor Augen.

Haben wir nicht im Zweiten Weltkrieg gesehen, dass die Briten vergeblich versuchten, mit ihren Bombardements von Wohnvierteln die Moral der Bevölkerung zu brechen? Diese Bemühungen bewirkten nicht, den Krieg zu verkürzen oder zu beenden. Diese ganze Luftkriegsstrategie fußte auf einer Fehlkalkulation des britischen Oberkommandos, in Person repräsentiert von Luftmarschall Harris.

Und was macht Putin seit Beginn seines Eroberungskrieges gegen die Ukraine? Seine Bomben, Raketen und Drohnen treffen alles Mögliche inklusive Wohnblocks und zivile Einrichtungen, er macht da keinen Unterschied, lässt aber stereotyp immer verlautbaren, man habe nur militärische Ziele getroffen und zerstört. Das sind Lügen, die kein Mensch mit intaktem Verstand glaubt. Denn offensichtlich führt Putin einen rücksichtslosen Vernichtungskrieg gegen das Land. Nicht einmal vor immens hohen Verlusten in den eigenen Reihen macht er halt. Sein heimliches Vorbild Stalin hat auch so Krieg geführt, Menschen waren ihm egal.

Putin, der in Hinterhofschlägereien und dann im Geheimdienst sozialisierte Machtmensch, lernt nichts Vernünftiges aus der Geschichte. Das sieht man an seinen eigenen, offiziellen Reden und Schriften über die russische Geschichte. Er fabuliert von der „russischen Welt“, in der alle Gebiete zusammmengehören, wo (zumindest teilweise) Russisch gesprochen wird. In unguter Tradition geht es dabei nur um Territorium, das Russland vergrößern soll, nicht aber um die Menschen und deren Wohlergehen. Putins „Helden“ sind die Zaren, die ohne Rücksicht auf Menschen „russische Erde“ sammelten und Russland territorial vergrößerten, und in dieser Reihe sieht er auch Stalin.

Wenn Machthaber eine glorreiche Vergangenheit bemühen, ist Misstrauen angebracht. Putins geistig-moralische Rolle rückwärts mit ihren blutigen Folgen sollte dieses Misstrauen schärfen. —

Nachtrag am 06.01.24: Oben war von Wahnsinnigen, aber auch von vielen Narren die Rede. Wenn man den Meldungen Glauben schenkt, die der AfD zurzeit hohe Umfragewerte zusprechen, dann fragt man sich schon: Sind diese Leute der Vernunft überdrüssig? Wollen die nur noch aus dem Bauch entscheiden? Das ist besonders in der Politik gefährlich, und auch sonst nicht immer angebracht. Denn als Mensch mit etwas Reife und Lebenserfahrung müsste Einem klar sein, dass man seinen Verstand nicht an der Kasse abgeben darf, und dass Politik nicht bloß eine Amüsier- und Dampfablass-Veranstaltung ist.

Wir müssen nicht unbedingt in die USA blicken, wo ein pöbelnder Politiker mit Lügen und Hassreden immer noch hohe Zustimmungswerte erzielt und seine Anhänger ihm sogar Spenden zukommen lassen, mit denen er seine teuren Anwälte in zahlreichen Prozessen bezahlt. Da wollen immer noch eine Menge Leute Trump wieder zum Präsidenten machen — was bedeutet, dass sie gegen die Demokratie in ihrem Lande stimmen wollen und Politik lieber den Großmäulern und Rechtsbrechern überlassen.

Und bei uns breitet sich anscheinend auch so eine Trumpisten-Mentalität aus, die verächtlich auf Demokratie und Rechtsstaat blickt und die Herrschaft eines „starken Mannes“ gut findet (weil man da nicht mehr denken muss und der Führer sagt, wo’s lang geht). Bertolt Brecht schrieb dazu einmal den Satz: „Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.“ Die Vorhut dieser Kälber taucht in der Öffentlichkeit auf, wenn hochrangige Politiker zu Besuch kommen: Da tritt eine Abordnung von Brüllaffen auf, die „Haut ab, haut ab!“ und „Volksverräter“ rufen.

Da geht es offenbar nicht um Argumente, sondern um Störung und Chaos. Sowas kennen die sehr Alten unter uns noch aus Anfang der 1930er Jahre, die Jüngeren aus historischen Dokumentationen, in denen auch Auftritte der SA gezeigt werden. Fragt sich nur, ob genug Leute das Richtige aus der Geschichte gelernt haben und wissen, was dagegen zu tun ist — bevor es zu spät ist. Leider sehen manche Politiker noch immer nicht klar: Sie befürworten harte Strafen gegen „Klimakleber“, wollen den Rechtsstaat aber nicht gegen andere Verkehrsblockaden und Übergriffe in Stellung bringen…

Da fragt man sich wie in der Überschrift dieses Blog-Beitrags: Sind auch dort die Narren in der Mehrheit? —

Nachtrag vom 08.03.24 zu Meldung 1 (oben): Inzwischen haben uns etliche Nachrichten über weitere Details des Gemetzels vom 7. Oktober erreicht. Daraus ergibt sich zwingend ein Bild, das das Vorgehen der Hamas-Beteiligten als gezielt frauenfeindlich zeigt. Nicht nur im oben erwähnten Fall, sondern in dem ganzen Überfall haben sie sich besonders brutal gegen Frauen gezeigt. Und das hatte System, es war nicht Auswuchs eines spontanen Ausbruchs.

Angesichts dieser extremen Frauenfeindlichkeit sehe ich die Bilder von Demonstrantinnen in Europa mit Befremden, die nach dem Hamas-Überfall Schilder hochhalten mit der Parole „From the river to the sea“, womit das Hamas-Ziel artikuliert wird, Israel auszulöschen und das ganze Gebiet den Palästinensern zu geben. Wenn diese Frauen nicht weiter fanatisch der einseitigen Hamas-Doktrin folgen, sondern auch andere Informationen an sich heranlassen, müssen sie nachdenklich werden, und das nicht nur am Weltfrauentag.

Und die männlichen Demonstranten? Wollen sie rückhaltlos die frauenfeindliche Mörderbande unterstützen? Finden sie das okay, würden sie ähnlich handeln? Wollen sie die Gräueltaten entschuldigen mit Verweis auf Unrecht und Gewalt auf israelischer Seite? Dann wäre da wohl auch eine große Portion unkritischer Fanatismus festzustellen.

Es spricht schon Bände, wenn die laute Kritik an Israel mit keiner Silbe die Gräueltaten der Hamas erwähnt. Damit erwecken die Israel-feindlichen Aktivisten den Eindruck, es ginge ihnen gar nicht um Menschen und Menschlichkeit, sondern allein um politischen Aktionismus. Und für außenstehende Beobachter entsteht der Eindruck: Diese radikalen Israel-Feinde reden im selben, unversöhnlichen Geist wie Netanjahu und seine rechten Spießgesellen. Anders gesagt: Man gibt sich keine Mühe, wenigstens so zu erscheinen, als ginge es einem auch um Menschlichkeit, Empathie, und Vermeidung von Leid. Und um die Menschen. die die Hamas verschleppt hat, scheint sich kein Akteur wirklich kümmern zu wollen…

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positiver Ausblick

N‘ Abend, Freunde des guten Hopfentrunks! Schön, Euch zu sehen und und dieser Runde dem Alltag ein Stück weit zu entfliehen. Aber jetzt mal ohne Geschwurbel: Leev Lück, wie hält mer dat us, immer diese Nachrichten mit Gewalt und Krieg, und Greueltaten, die beschönigt werden. Mannomann… So jetzt erst mal — aha, da steht es schon vor mir, das frisch gezappte Kölsch. Jupp, du bes wie immer op Zack! Prost!
Wat es da bloß los im Nahen Osten, alle Mühe um Frieden wird kaputtgemacht, die Hardliner schüren Hass und rufen zu noch mehr Gewalt auf. Wo soll das denn hinführen?
Jetzt hacken sie auf Israel rum und meinen, die würden zu hart vorgehen im Gaza-Streifen, sollten die Zivilbevölkerung schonen…. Wenn Putin das hört, kriegt er nen Lachkrampf. Aber das lassen wir hier mal beiseite. Die Hamas hat doch all das in ihre Taktik einkalkuliert, sie wartet geradezu auf schlimme Bilder aus Gaza, die um die Welt gehen. Damit soll ihr Terror am 7. Oktober relativiert oder ganz vergessen werden.
Alle, die noch nicht fanatisiert sind, sprechen vom Dilemma der israelischen Armee, nämlich von der schwierigen Bekämpfung der Terrorbande, die sich unter die Zivilbevölkerung von Gaza mischt und neben Kindergärten und Krankenhäusern Raketen auf Israel abschießt und ihre Waffen lagert.
Ich sag schon seit Tagen: Wie wäre es, wenn Israel verkünden würde, dass es seine Armee sofort aus dem Gaza-Streifen abzieht unter der Bedingung, dass sofort alle Geiseln von der Hamas freigelassen werden? Das wäre doch ein Coup! Plötzlich stünde die Hamas vor der Weltöffentlichkeit im Dilemma, sie hätte die alleinige moralische Verantwortung für weiteres Blutvergießen im Gaza-Streifen. Und wenn sie nicht darauf einginge, wäre sie in Erklärungsnot, warum sie die Geiseln weiter festhielte, und warum sie weiter die Palästinenser im Gaza-Streifen opferte.
Ich finde, das wäre ein kühner Schachzug, der Israel aus der Bredouille bringen könnte. Außerdem würde das Verhandlungen über die zukünftige Lösung der Palästina-Frage günstig beeinflussen.
Aber dazu würde auch gehören, dass man auf allen Seiten nicht mehr auf die besinnungslosen Scharfmacher und Kriegtreiber hört, sondern den Blick auf eine mögliche Zukunft in Frieden und Wohlstand richtet.
Ach, Leute, das sollte ein Vorschlag zur Güte sein, ein Ausblick auf einen positiven Ausweg aus der Misere im Nahen Osten.
Ohne positive Perspektiven ist doch alles düster und verloren, findet Ihr nicht auch?
In der Runde am Tresen schwiegen alle und nickten bedächtig.
„Jung, dat häste jot jesaat,“ sprach schließlich Einer.

Abstoßende Bilder

Viele Menschen fragen sich beklommen: In was für einer Welt leben wir? Wir hatten geglaubt, die Zeit von blutigen Diktatoren, von Kriegen und Gewaltorgien, von gewaltsamen Grenzverschiebungen sei so gut wie vorbei, und die Welt werde überwiegend von Vernunft regiert.
Aber was sehen, was erleben wir? In immer mehr Gebieten der Erde nimmt Gewalttätigkeit zu, kommen gewaltbereite Männer an die Macht, wird Machtpolitik ungeschminkt mit allen Mitteln verfolgt.
Wo sind die moralischen Maßstäbe, auf die sich die Welt einigen kann? Viele Staaten, die Mitglied der UN sind und die UN-Charta unterschrieben haben, halten deren moralische Gebote nicht ein. Manche haben sich von den Grundsätzen der Charta ziemlich abgewendet, wollen das aber nicht zugeben und machen im Zweifel immer Andere für ihr Verhalten verantwortlich.

Wer denn zum Beispiel? Russland etwa stellt die kühne Behauptung auf, sein Krieg (der in Russland bei Strafe nicht einmal so genannt werden darf) sei bloße Selbstverteidigung. Putins Sprecher bemühen dabei uralte Klischees: Russland sei (wie vor gut hundert Jahren das kaiserliche Deutschland) von fremden Mächten eingekreist, die bösen USA wollten mit Hilfe der Ukraine Russland zerstören, und die Ukraine werde von Nazis beherrscht. Besonders Letzteres, meinen Putins Leute, zieht bei den Russen immer, dazu werden bemühte (Schein-)Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gezogen (1. weil es gegen Nazis ging, 2. weil Putin den großen Diktator Stalin als großen Helden der russischen Geschichte sehen und ihn beerben will, und 3. weil er seinen Eroberungskrieg gegen die Ukraine als Teil der Wiederherstellung des historischen Großrusslands gefeiert sehen will. In Putins Gedankenwelt zählen nur die eigenwillig interpretierte Geschichte und skrupellose Machtpolitik, da bleiben Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht der Völker außen vor.

Immerhin haben viele Regierungen in der Welt dieses Spiel durchschaut, sodass Russland in der UN-Vollversammlung nur wenig Unterstützung findet. In Deutschland glauben aber immer noch ein paar Leute, der arme Putin sei ein Opfer und wehre sich nur, denn es sei ja von Vorneherein klar, dass die USA immer die Bösen seien. Wer so ein simples, undifferenziertes Weltbild hat, der folgt eben den russischen Propaganda-Erzählungen und findet auch gut, was Sahra Wagenknecht oder die AfD-Leute dazu sagen. Dabei helfen Putins Troll-Fabriken kräftig mit — oder bist du sicher, dass hinter einem russlandfreundlichen Post in den social media wirklich Fritz Meier aus Goslar steckt und nicht der Student Pjotr mit guten Deutschkenntnissen in einem IT-Büro in Sankt Petersburg, das bis vor Kurzem noch Prigoschin gehörte?

Aber ich nannte ja Russland nur als ein Beispiel für Länder, deren Regierungen vergessen, was in der UN-Charta steht. Eine vollständige Liste wäre lang, ich nenne hier nur einige: China, Nordkorea, Myanmar, Afghanistan, Iran, Syrien… da geht mir schon die Puste aus.

Und Manche fragen sich: Kann das Zufall sein, dass in all den Ländern, wo autoritär oder diktatorisch regiert wird, auch immer ein ausgeprägtes Machotum auffällt? Die Machthaber, die sich als „starke Männer“ aufblasen, zeigen ein betont kraftmeierisches, lautes, gewaltbereites Auftreten, und in ihren Reden sind sie schnell dabei, mit Gewalt oder Krieg zu drohen.

Peinlich wird es, wenn sich herausstellt, dass diese Machthaber vor allem gelernt haben, großmäulig aufzutreten, aber dann nicht liefern können, was sie ihren Anhängern und dem Land versprochen haben. So haben wir derzeit in Israel eine rechtsgerichtete Regierung, an deren Spitze Premier Netanjahu um seine persönliche Macht kämpft, weil ihm sonst ein Gerichtsverfahren mit einer möglichen Verurteilung droht. Zum Erhalt der Macht paktierte er quasi mit dem Teufel, mit rechtsaußen stehenden Radikalen und Scharfmachern, die das Ziel ultraorthodoxer Radikaler erreichen wollen: Keine Zweistaatenlösung in Koexistenz mit den Palästinensern, sondern Annexion der Westbank als „gelobtes Land“, in sagenumwobener, grauer Vorzeit von Gott den Juden versprochen — glauben sie.

Diese sich oft mit markigen Sprüchen überbietenden Radikalen schienen Israel Stabilität und Stärke zu versprechen. Umso böser das Erwachen am 7. Oktober 2023, als schlagartig Israels Geheimdienst, Militär und vor allem die „starken Männer“ an der Staatsspitze blamiert wurden, die das Land nicht vor dem Massaker der Hamas geschützt hatten.

Das können auch nachträgliche Vergeltungsangriffe gegen den Gaza-Streifen nicht ungeschehen machen, geschweige denn heilen. Die Hamas wusste im Voraus, wie Israel reagieren würde, und hat trotzdem diesen Überfall mit den vielen Greueltaten verübt.

Vielleicht hat die Hamas sich aber in einer Hinsicht weniger geschickt verhalten: Die Mörderbanden (anders kann ich sie aufgrund ihres Verhaltens nicht nennen) filmten sich teilweise mit Handys bei ihrem Gemetzel und den Geiselnahmen und stellten diese Aufnahmen ins Netz. Ich persönlich war über die Maßen entsetzt über diese Ausbrüche von bestialischer Gewalt, diesem extremen Terror, und dachte mir dann: Das wird teilweise nach hinten losgehen. Solche Aufnahmen, in denen sich diese Verbrecher mit ihrem tierischen Blutdurst brüsten, wirken auf alle zivilisierten Menschen mit etwas Menschlichkeit nur abstoßend. Damit kann die Hamas weder Sympathie noch Verständnis gewinnen. Offenbar glaubt sie aber, damit Eigenwerbung betreiben zu können: mit zur Schau gestellter Unmenschlichkeit.

Abstoßend fand ich auch die spontane Freuden-Demo von einigen Leuten in Berlin, die das Massaker feierten. Was soll das denn? Ich glaube, als Führer der Polizei-Einheit vor Ort hätte ich zumindest die Straße räumen lassen.

Jemand Anderes äußert sich zu den Sympathie-Bekundungen noch viel dezidierter: Terror der Hamas: Warum schweigst du immer noch? – Kolumne – DER SPIEGEL

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P.S. Einige Tage später zeigt sich, dass die Hamas Anhänger und Sympathisanten in vielen Städten auch in Europa zu mobilisieren versucht. Demonstranten halten Schilder mit pro-palästinensischen Parolen hoch. Da wird versucht, Unterschiede zu verwischen und für die Hamas Solidarität zu gewinnen. Aber alle, die eine Krempe am Hut haben, alle, die nicht völlig einseitig informiert sind, wissen doch, dass die Hamas nicht für alle Palästinenser spricht, und dass sie im Gaza-Streifen seit Jahren eine Diktatur ausübt, und bei Angriffen Israels auf die Hamas die Bevölkerung als Geisel und Schutzschild missbraucht. Davor scheut sie genauso wenig zurück wie vor Tagen beim wahllosen Abschlachten von Menschen auf israelischem Gebiet.

Hamas ist ähnlich dem IS bemüht, maximalen Terror zu verbreiten und mit Grausamkeit sowohl die Furchtsamen einzuschüchtern als auch die sadistischen Gewaltbereiten zu beeindrucken und zu rekrutieren.

Ehe nun wieder Palästinenser-Freunde (von denen etliche wohl eher Israel-Gegner und oft auch Antisemiten sind) hier mit ihrem „Aaaaber“ kommen und grausames Vorgehen israelischen Militärs dagegenrechnen wollen, sei hier klargestellt: Natürlich gibt es durch eine teils harte Besatzungspolitik, durch Unterstützung immer neuer jüdischer Ansiedlungen in der Westbank kritikwürdiges Vorgehen, teils auch das Ignorieren von UN-Resolutionen. Aber auch das reicht nicht, um die ganze Geschichte des Nahostkonflikts zu erfassen und Schuldzuweisungen angemessen zu verteilen.

Wer Leid immer mit Leid aufrechnet und die Wunden mit noch mehr Leid und Gewalt heilen will, ist unfähig zum Dialog und zum Aushandeln echter Lösungen. Die Scharfmacher auf beiden Seiten haben wesentlich dazu beigetragen, die Nahost-Problematik zur Dauerkrise zu machen und — wie gerade die Hamas — jede friedliche Annäherung zwischen Konfliktparteien zu torpedieren. Damit wird auch der Sache der Palästinenser nicht gedient.

Netanjahu hat einige Großmäuler und Scharfmacher in seine Regierung geholt (Wir haben das oben schon angesprochen) und den Verfassungskonflikt um den obersten Gerichtshof vom Zaun gebrochen.

Wir kennen andere Länder, wo auch versucht wird, die Demokratie auszuhöhlen und den aktuell Regierenden weitreichende und fortdauernde Macht zuzuschanzen. Da werden Spannungen zu anderen Ländern in Kauf genommen oder sogar provoziert, um die Bevölkerung hinter der eigenen Fahne zu sammeln und das als nationales Interesse auszugeben. Ihr wisst hoffentlich, von welchen Ländern ich spreche!

Und da wir gerade von Scharfmachern sprechen: Die Vorgänge in Aserbeidschan wegen der Armenier in Berg-Karabach, die aktuellen Drohungen der serbischen Regierung gegen den Kosovo — das sind nur zwei Beispiele dafür, wie sich derzeit nicht nur Spannungen verschärfen, sondern wie sich Machthaber und Scharfmacher geradezu ermuntert fühlen, mehr auf die Karte Gewalt und gewaltsame Verschiebung von Grenzen zu setzen…

So wird die Welt nicht sicherer, und so nehmen die Flüchtlingsströme noch zu, denn so sind weitere Konflikt-Eskalationen zu erwarten. Das, wie gesagt, verdanken wir zu einem großen Teil den gewaltaffinen Machos, die körperlich die Gewaltanwendung trainieren, aber das miteinander Reden und Deeskalieren nicht gelernt haben und daher schon im Privaten zum Draufhauen neigen — gegenüber ihren Frauen und Kindern, und mit der Waffe in der Hand gegen irgendwelche Feinde.

Traurig, dass sich dieses Verhaltensmuster in vielen Gesellschaften dieser Erde zeigt — und damit einen Grund liefert, warum immer wieder Gewalt ausbricht… Fragt nicht nach weiteren Gründen: Dieses Motiv ist so gut wie immer beteiligt!

Ergänzung am 06.02.2024: Uns erreichen Nachrichten, die leider bestätigen, wie grausam frauenfeindlich die Hamas-Terroristen bei ihrem Überfall am 7. Oktober vorgingen. Details sind so schrecklich, dass kein Nachrichtenportal in Einzelheiten geht. Offensichtlich sind aber zwei Dinge: 1. Der ganze Überfall auf das Musikfestival wie auf die Kibbuzim in der Nähe des Gaza-Streifens war bis ins Einzelne durchgeplant, und 2. die gezielten Greueltaten an Frauen waren Teil des Plans.

Wenn wir das Entsetzen über diese Menschenfeindlichkeit einigermaßen unter Kontrölle gebracht haben, fragen wir uns: Was sollen wir daraus lernen?

Klar ist, dass die Hamas als einzigen Zweck ihres Tuns die Vertiefung der Feindschaft und als Fernziel die Vernichtung Israels im Sinn hat. Dafür, diesen „höchsten Zweck“, ist alles an Missetaten und Grausamkeiten erlaubt und entschuldigt. Da sprechen die Taten eine eindeutige Sprache, hinzu kommen die ständigen Verlautbarungen — im Gleichklang mit dem Gottesstaatsregime in Teheran, wo das Ganze noch eine religiöse und weltpolitische Weihe bekommt.

Apropos Teheran: Wie war das noch mit der frauenfeindlichen Unterdrückung…? Passt doch perfekt zur Haltung der Hamas-Banditen. Aber nicht nur zu denen. Wo auch immer in islamisch geprägten Staaten autoritäre Herrschaft ausgeübt wird, ist sie von Männern dominiert, für die Machismo und Frauen-Unterdrückung elementarer Bestandteil ihres Weltbildes sind. Afghanistan ist dafür ein Extrem-Beispiel: Was die Machthaber dort gegen Frauen verfügen, grenzt fast ans Lächerliche, ist aber todernst gemeint. Übrigens hat das nichts mit Mohammed zu tun, sondern mit einer archaischen, aus der Dschahiliya (Zeit der Unwissenheit vor Mohammed) stammenden, verhärteten Moral der Wüste. So betrachtet, sticht die religiöse Karte nicht: Nicht der Islam, sondern Männerbündelei und egoistisches Machtstreben bleiben als Motiv.

Wenn ich sehe, wie auch Frauen sich auf Demonstrationen für die Hamas und gegen Israel zeigen, frage ich mich, wie lange das noch funktionieren kann mit politischen Zielen, die mit Religion verrührt werden, um weniger bzw. einseitig informierte Leute zu behumsen. Aber das ist ein weiteres Thema.