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Erstmal nachdenken.

Muss mal eben noch die Welt retten — im Zeitalter des Social-Media-Wischens hat wohl manch Eine oder Einer den Überblick verloren und etwas geliket oder unterstützt, was sich bei näherem Hinsehen (und Nachdenken) als einseitige Parteinahme entpuppt. Das freut natürlich diejenigen, die eine Kampagne gestartet und Deine Stimme so leicht eingeheimst haben. Du kannst dein Votum auch nicht mehr einfach zurücknehmen, es ist schon registriert und verwertet als Teil „breiter Zustimmung“.
Erstmal Nachdenken, das ist anscheinend bei Vielen nicht populär. Es geht offenbar eher darum, „dabei“ zu sein, sich emotional mitreißen zu lassen und sich in einem Strom mitschwimmend stärker zu fühlen. Oder was?
Als Spiritus Rector der Freien Universität Frechen habe ich dazu eine dezidierte Meinung und vertrete diese nicht solitär, sondern weiß mich im Einklang mit vielen Menschen auch jenseits unseres Clubs, Menschen, die ihren Verstand nicht in Ruhestellung schicken, wenn ihre Stellungnahme angefragt wird.
Eine UNIVERSITÄT ist nach landläufiger Auffassung ein Ort des Wissens, des Denkens, der Kommunikation über Wissen, des Diskurses und auch des Disputs zwischen verschiedenen Meinungen. Es hat mich befremdet zu sehen, dass nun auch noch an der Kölner Universität ein Protestcamp entstanden ist, in dem bisher eine überschaubare Zahl von Menschen (die z.T. gar nicht hier studieren) eine propalästinensische und zugleich antiisraelische Kampagne unterstützen.
Mit Kopfschütteln habe ich bereits die Vorgänge in mehreren US-amerikanischen Universitäten zur Kenntnis genommen, bei denen es nicht mehr um Diskurs und Disput geht, sondern um Aktionen, die Druck aufbauen und Aufsehen erregen sollen. Der Erregungszustand vieler TeilnehmerInnen lässt sie handgreiflich und manchmal gewalttätig werden, wenn sie etwa jüdische Studierende angreifen und vom Campus fernhalten. Das hat nichts mehr mit dem Charakter einer Universität zu tun, vielmehr geht das in Richtung Meinungsterror und darf nicht toleriert werden, weder in den USA noch bei uns.
Worum geht es eigentlich in der Sache? Sachlich daneben sind auf jeden Fall einseitige Schuldzuweisungen und holzschnittartige Vereinfachungen der Lage im Nahen Osten wie der langen Geschichte des Konflikts. An Emotionalisierungen besteht und bestand in der Vergangenheit kein Mangel.
Leider hat das immer wieder zu Gewaltausbrüchen geführt, Scharfmacher und Hetzer hatten und haben in der Region leichtes Spiel. Seit im Hintergrund auch noch das Regime in Teheran mitmischt, ist es nicht besser geworden. Hamas, Hisbollah und Huthis sind verlängerte Arme Teherans und betreiben das Geschäft des Scharfmachens und des Hintertreibens aller Bemühungen um friedliche Lösungen. Hinzu kommt leider als Spiegelbild dieser Scharfmacherei eine rechtsradikale Regierung unter Netanjahu in Israel, die sowohl antidemokratische Ziele verfolgt als auch die Zweistaatenlösung bekämpft. Wer das zum Vorwand antiisraelischer Kampagnen und antisemitistischer Hetze nimmt, verfälscht die Wahrnehmung der Realität, da bekanntlich auch in Israel ein großer Teil der Bevölkerung gegen die Politik der Regierung Netanjahu ist und das in vielen großen Demonstrationen kundtut.
Apropos Zweistaatenlösung: Teheran und seine o.g. verlängerten Arme fordern die Vernichtung des Staates Israel — egal, wer dort das Sagen hat — und verbreiten die Parole „From the river to the sea“, gemeint ist Vernichtung und Vertreibung zugunsten eines pälästinensischen Staates.
Unglücklicherweise haben etliche Menschen in Europa diese Parole aufgegriffen. Tut mir leid, Greta, damit hast dich aus der positiven Bewegung „Fridays for Future“ herauskatapultiert und zur Influencerin der antijüdischen Kampagne gemacht. Ich unterstelle, dass du in einer schwachen Minute dem eingangs beschriebenen Social-Media-Effekt anheimgefallen bist und dich hast einspannen lassen…
Was die Hamas mit ihren ins Netz gestellten Videos am 7. Oktober 2023 selbst vorgeführt hat, spricht schon eine klare Sprache: Niedermetzeln und Entführung zahlreicher unbewaffneter Menschen wird hier stolz als Heldentaten gezeigt. Das ist Selbstlob für Verbrechen. Und sie bildet sich offenbar ein, das als Werbung für sich im Netz verbreiten zu können. Das erinnert doch stark an den IS und seine Präsenz im Netz (Videos zur Gewaltverherrlichung, gefilmte Greueltaten), und es legt den Schluss nahe, dass Hamas und IS Brüder im Geiste sind. Über wehrlose Menschen herzufallen soll Heldentum sein? Metzeleien und extreme Gewalt vor allem gegen Frauen? Da werden alle Maßstäbe auf den Kopf gestellt! Da herrscht eine extrem frauenfeindliche, gewalttätige Gesinnung, die versucht, sich einen religiösen Heiligenschein aufzusetzen.
Wie hassverblendet ticken Menschen, die daraufhin spontan in Berlin auf die Straße gingen und feierten? Geht’s noch?
Und an den Universitäten wollen offenbar einige Studierende zeigen, dass bei ihnen Hass über Verstand geht und aufgeputschte moralische Empörung über intellektuelle Denkarbeit. Wie anders soll man diese Aktionen denn verstehen?
Die ganze Scharfmacherei, die nun auch noch aus dem Nahen Osten zu uns herübergetragen werden soll — entspringt sie womöglich (bei cooler Betrachtung) zu einem großen Teil einer Macho-Haltung mit lauten, gewaltbereiten Zügen, wo die sich aufspielenden Männer alles bestimmen wollen und Rufe nach Frieden als Schwäche abtun? Ist doch auffällig, dass vom Mittelmeer bis an den Hindukusch meist frauenfeindliche Regime das Sagen haben, und je radikaler die religiöse Ausrichtung, desto frauenfeindlicher reden und handeln diese Glaubensextremisten. Im Unterschied zum Islam ist der Islamismus eine Abart des Glaubens, dem es vor allem um die vorislamische Männerherrschaft geht. Darum legen sie die religiöse Überlieferung in einem einseitig-radikalen Sinne aus, und das entspricht nach meiner Beobachtung durchaus nicht der Haltung und dem Verhalten des Propheten.

Wenn Gewalt weitgehend als „männlich“ verstanden wird, dann wird die Welt wohl kaum friedlicher werden, solange das Machotum weltweit verbreitet ist. Und die Frauen? Sollen sie — trotz aller Bekenntnisse zu den Menschenrechten — weiterhin für Viele als Menschen zweiter Klasse gelten? Dazu ein denkwürdiger Beitrag hier >TikTok – Bär oder Mann: Auf wen allein im Wald lieber treffen? – DER SPIEGEL

Viel Spaß beim Denken!

S. R.

P.S.: War obiger Beitrag einseitig? Ich denke: Nein, denn es dürfte doch selbstverständlich sein, dass die täglichen Nachrichtenbilder aus dem Gaza-Streifen entsetzlich und kaum zu ertragen sind und es keiner ausdrücklichen Erwähnung bedarf, dass die Kriegführung in diesem dichtbesiedelten Gebiet nicht hinnehmbar ist (genau wie in der Ukraine). Der Gipfel des Zynismus ist, dass die Hamas die Reaktion der israelischen Führung auf den Hamas-Überfall vom 7.10.23 von Vorneherein eingeplant hat. Frage: Welche Seite nimmt dort am wenigsten Rücksicht auf die Zivilbevölkerung? (Nicht vorschnell antworten, erst überlegen!)

Mehr zum Thema siehe Blog-Beitrag vom 18.12.23 „Narren in der Mehrheit“, und besonders den Nachtrag darunter vom 08.03.24 (Weltfrauentag). —

Nachtrag vom 30.07.2024: Worüber reden wir eigentlich, was heißt Machismo / Männlichkeitswahn konkret? Dazu informiert z.B. dieser Beitrag: WHO-Bericht: Ein Viertel aller Frauen erlebt Gewalt in Beziehungen vor ihrem 20. Geburtstag – DER SPIEGEL

Dazu weitere aktuelle Ergänzungen im August 2024:

Großbritannien will Frauenfeindlichkeit als Form des Extremismus werten – DER SPIEGEL

Am derzeit finstersten Pol der Frauenfeindlichkeit, in Afghanistan, haben die im August 2021 wieder an die Macht gekommenen Taliban weitere Gesetze gegen Frauen erlassen. Man glaubt es kaum, den Frauen wird dort so ziemlich alles verboten, was menschliche Existenz von der eines Haus- bzw. Nutztieres unterscheidet. Nicht einmal singen oder laut reden dürfen sie. Klingt irre? Die meinen das aber ernst! Da ist weiterer Kommentar überflüssig. —

Siehe auch den Beitrag „Gottes Wille?“ vom 28.08.2024. —

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Abstoßende Bilder

Viele Menschen fragen sich beklommen: In was für einer Welt leben wir? Wir hatten geglaubt, die Zeit von blutigen Diktatoren, von Kriegen und Gewaltorgien, von gewaltsamen Grenzverschiebungen sei so gut wie vorbei, und die Welt werde überwiegend von Vernunft regiert.
Aber was sehen, was erleben wir? In immer mehr Gebieten der Erde nimmt Gewalttätigkeit zu, kommen gewaltbereite Männer an die Macht, wird Machtpolitik ungeschminkt mit allen Mitteln verfolgt.
Wo sind die moralischen Maßstäbe, auf die sich die Welt einigen kann? Viele Staaten, die Mitglied der UN sind und die UN-Charta unterschrieben haben, halten deren moralische Gebote nicht ein. Manche haben sich von den Grundsätzen der Charta ziemlich abgewendet, wollen das aber nicht zugeben und machen im Zweifel immer Andere für ihr Verhalten verantwortlich.

Wer denn zum Beispiel? Russland etwa stellt die kühne Behauptung auf, sein Krieg (der in Russland bei Strafe nicht einmal so genannt werden darf) sei bloße Selbstverteidigung. Putins Sprecher bemühen dabei uralte Klischees: Russland sei (wie vor gut hundert Jahren das kaiserliche Deutschland) von fremden Mächten eingekreist, die bösen USA wollten mit Hilfe der Ukraine Russland zerstören, und die Ukraine werde von Nazis beherrscht. Besonders Letzteres, meinen Putins Leute, zieht bei den Russen immer, dazu werden bemühte (Schein-)Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gezogen (1. weil es gegen Nazis ging, 2. weil Putin den großen Diktator Stalin als großen Helden der russischen Geschichte sehen und ihn beerben will, und 3. weil er seinen Eroberungskrieg gegen die Ukraine als Teil der Wiederherstellung des historischen Großrusslands gefeiert sehen will. In Putins Gedankenwelt zählen nur die eigenwillig interpretierte Geschichte und skrupellose Machtpolitik, da bleiben Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht der Völker außen vor.

Immerhin haben viele Regierungen in der Welt dieses Spiel durchschaut, sodass Russland in der UN-Vollversammlung nur wenig Unterstützung findet. In Deutschland glauben aber immer noch ein paar Leute, der arme Putin sei ein Opfer und wehre sich nur, denn es sei ja von Vorneherein klar, dass die USA immer die Bösen seien. Wer so ein simples, undifferenziertes Weltbild hat, der folgt eben den russischen Propaganda-Erzählungen und findet auch gut, was Sahra Wagenknecht oder die AfD-Leute dazu sagen. Dabei helfen Putins Troll-Fabriken kräftig mit — oder bist du sicher, dass hinter einem russlandfreundlichen Post in den social media wirklich Fritz Meier aus Goslar steckt und nicht der Student Pjotr mit guten Deutschkenntnissen in einem IT-Büro in Sankt Petersburg, das bis vor Kurzem noch Prigoschin gehörte?

Aber ich nannte ja Russland nur als ein Beispiel für Länder, deren Regierungen vergessen, was in der UN-Charta steht. Eine vollständige Liste wäre lang, ich nenne hier nur einige: China, Nordkorea, Myanmar, Afghanistan, Iran, Syrien… da geht mir schon die Puste aus.

Und Manche fragen sich: Kann das Zufall sein, dass in all den Ländern, wo autoritär oder diktatorisch regiert wird, auch immer ein ausgeprägtes Machotum auffällt? Die Machthaber, die sich als „starke Männer“ aufblasen, zeigen ein betont kraftmeierisches, lautes, gewaltbereites Auftreten, und in ihren Reden sind sie schnell dabei, mit Gewalt oder Krieg zu drohen.

Peinlich wird es, wenn sich herausstellt, dass diese Machthaber vor allem gelernt haben, großmäulig aufzutreten, aber dann nicht liefern können, was sie ihren Anhängern und dem Land versprochen haben. So haben wir derzeit in Israel eine rechtsgerichtete Regierung, an deren Spitze Premier Netanjahu um seine persönliche Macht kämpft, weil ihm sonst ein Gerichtsverfahren mit einer möglichen Verurteilung droht. Zum Erhalt der Macht paktierte er quasi mit dem Teufel, mit rechtsaußen stehenden Radikalen und Scharfmachern, die das Ziel ultraorthodoxer Radikaler erreichen wollen: Keine Zweistaatenlösung in Koexistenz mit den Palästinensern, sondern Annexion der Westbank als „gelobtes Land“, in sagenumwobener, grauer Vorzeit von Gott den Juden versprochen — glauben sie.

Diese sich oft mit markigen Sprüchen überbietenden Radikalen schienen Israel Stabilität und Stärke zu versprechen. Umso böser das Erwachen am 7. Oktober 2023, als schlagartig Israels Geheimdienst, Militär und vor allem die „starken Männer“ an der Staatsspitze blamiert wurden, die das Land nicht vor dem Massaker der Hamas geschützt hatten.

Das können auch nachträgliche Vergeltungsangriffe gegen den Gaza-Streifen nicht ungeschehen machen, geschweige denn heilen. Die Hamas wusste im Voraus, wie Israel reagieren würde, und hat trotzdem diesen Überfall mit den vielen Greueltaten verübt.

Vielleicht hat die Hamas sich aber in einer Hinsicht weniger geschickt verhalten: Die Mörderbanden (anders kann ich sie aufgrund ihres Verhaltens nicht nennen) filmten sich teilweise mit Handys bei ihrem Gemetzel und den Geiselnahmen und stellten diese Aufnahmen ins Netz. Ich persönlich war über die Maßen entsetzt über diese Ausbrüche von bestialischer Gewalt, diesem extremen Terror, und dachte mir dann: Das wird teilweise nach hinten losgehen. Solche Aufnahmen, in denen sich diese Verbrecher mit ihrem tierischen Blutdurst brüsten, wirken auf alle zivilisierten Menschen mit etwas Menschlichkeit nur abstoßend. Damit kann die Hamas weder Sympathie noch Verständnis gewinnen. Offenbar glaubt sie aber, damit Eigenwerbung betreiben zu können: mit zur Schau gestellter Unmenschlichkeit.

Abstoßend fand ich auch die spontane Freuden-Demo von einigen Leuten in Berlin, die das Massaker feierten. Was soll das denn? Ich glaube, als Führer der Polizei-Einheit vor Ort hätte ich zumindest die Straße räumen lassen.

Jemand Anderes äußert sich zu den Sympathie-Bekundungen noch viel dezidierter: Terror der Hamas: Warum schweigst du immer noch? – Kolumne – DER SPIEGEL

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P.S. Einige Tage später zeigt sich, dass die Hamas Anhänger und Sympathisanten in vielen Städten auch in Europa zu mobilisieren versucht. Demonstranten halten Schilder mit pro-palästinensischen Parolen hoch. Da wird versucht, Unterschiede zu verwischen und für die Hamas Solidarität zu gewinnen. Aber alle, die eine Krempe am Hut haben, alle, die nicht völlig einseitig informiert sind, wissen doch, dass die Hamas nicht für alle Palästinenser spricht, und dass sie im Gaza-Streifen seit Jahren eine Diktatur ausübt, und bei Angriffen Israels auf die Hamas die Bevölkerung als Geisel und Schutzschild missbraucht. Davor scheut sie genauso wenig zurück wie vor Tagen beim wahllosen Abschlachten von Menschen auf israelischem Gebiet.

Hamas ist ähnlich dem IS bemüht, maximalen Terror zu verbreiten und mit Grausamkeit sowohl die Furchtsamen einzuschüchtern als auch die sadistischen Gewaltbereiten zu beeindrucken und zu rekrutieren.

Ehe nun wieder Palästinenser-Freunde (von denen etliche wohl eher Israel-Gegner und oft auch Antisemiten sind) hier mit ihrem „Aaaaber“ kommen und grausames Vorgehen israelischen Militärs dagegenrechnen wollen, sei hier klargestellt: Natürlich gibt es durch eine teils harte Besatzungspolitik, durch Unterstützung immer neuer jüdischer Ansiedlungen in der Westbank kritikwürdiges Vorgehen, teils auch das Ignorieren von UN-Resolutionen. Aber auch das reicht nicht, um die ganze Geschichte des Nahostkonflikts zu erfassen und Schuldzuweisungen angemessen zu verteilen.

Wer Leid immer mit Leid aufrechnet und die Wunden mit noch mehr Leid und Gewalt heilen will, ist unfähig zum Dialog und zum Aushandeln echter Lösungen. Die Scharfmacher auf beiden Seiten haben wesentlich dazu beigetragen, die Nahost-Problematik zur Dauerkrise zu machen und — wie gerade die Hamas — jede friedliche Annäherung zwischen Konfliktparteien zu torpedieren. Damit wird auch der Sache der Palästinenser nicht gedient.

Netanjahu hat einige Großmäuler und Scharfmacher in seine Regierung geholt (Wir haben das oben schon angesprochen) und den Verfassungskonflikt um den obersten Gerichtshof vom Zaun gebrochen.

Wir kennen andere Länder, wo auch versucht wird, die Demokratie auszuhöhlen und den aktuell Regierenden weitreichende und fortdauernde Macht zuzuschanzen. Da werden Spannungen zu anderen Ländern in Kauf genommen oder sogar provoziert, um die Bevölkerung hinter der eigenen Fahne zu sammeln und das als nationales Interesse auszugeben. Ihr wisst hoffentlich, von welchen Ländern ich spreche!

Und da wir gerade von Scharfmachern sprechen: Die Vorgänge in Aserbeidschan wegen der Armenier in Berg-Karabach, die aktuellen Drohungen der serbischen Regierung gegen den Kosovo — das sind nur zwei Beispiele dafür, wie sich derzeit nicht nur Spannungen verschärfen, sondern wie sich Machthaber und Scharfmacher geradezu ermuntert fühlen, mehr auf die Karte Gewalt und gewaltsame Verschiebung von Grenzen zu setzen…

So wird die Welt nicht sicherer, und so nehmen die Flüchtlingsströme noch zu, denn so sind weitere Konflikt-Eskalationen zu erwarten. Das, wie gesagt, verdanken wir zu einem großen Teil den gewaltaffinen Machos, die körperlich die Gewaltanwendung trainieren, aber das miteinander Reden und Deeskalieren nicht gelernt haben und daher schon im Privaten zum Draufhauen neigen — gegenüber ihren Frauen und Kindern, und mit der Waffe in der Hand gegen irgendwelche Feinde.

Traurig, dass sich dieses Verhaltensmuster in vielen Gesellschaften dieser Erde zeigt — und damit einen Grund liefert, warum immer wieder Gewalt ausbricht… Fragt nicht nach weiteren Gründen: Dieses Motiv ist so gut wie immer beteiligt!

Ergänzung am 06.02.2024: Uns erreichen Nachrichten, die leider bestätigen, wie grausam frauenfeindlich die Hamas-Terroristen bei ihrem Überfall am 7. Oktober vorgingen. Details sind so schrecklich, dass kein Nachrichtenportal in Einzelheiten geht. Offensichtlich sind aber zwei Dinge: 1. Der ganze Überfall auf das Musikfestival wie auf die Kibbuzim in der Nähe des Gaza-Streifens war bis ins Einzelne durchgeplant, und 2. die gezielten Greueltaten an Frauen waren Teil des Plans.

Wenn wir das Entsetzen über diese Menschenfeindlichkeit einigermaßen unter Kontrölle gebracht haben, fragen wir uns: Was sollen wir daraus lernen?

Klar ist, dass die Hamas als einzigen Zweck ihres Tuns die Vertiefung der Feindschaft und als Fernziel die Vernichtung Israels im Sinn hat. Dafür, diesen „höchsten Zweck“, ist alles an Missetaten und Grausamkeiten erlaubt und entschuldigt. Da sprechen die Taten eine eindeutige Sprache, hinzu kommen die ständigen Verlautbarungen — im Gleichklang mit dem Gottesstaatsregime in Teheran, wo das Ganze noch eine religiöse und weltpolitische Weihe bekommt.

Apropos Teheran: Wie war das noch mit der frauenfeindlichen Unterdrückung…? Passt doch perfekt zur Haltung der Hamas-Banditen. Aber nicht nur zu denen. Wo auch immer in islamisch geprägten Staaten autoritäre Herrschaft ausgeübt wird, ist sie von Männern dominiert, für die Machismo und Frauen-Unterdrückung elementarer Bestandteil ihres Weltbildes sind. Afghanistan ist dafür ein Extrem-Beispiel: Was die Machthaber dort gegen Frauen verfügen, grenzt fast ans Lächerliche, ist aber todernst gemeint. Übrigens hat das nichts mit Mohammed zu tun, sondern mit einer archaischen, aus der Dschahiliya (Zeit der Unwissenheit vor Mohammed) stammenden, verhärteten Moral der Wüste. So betrachtet, sticht die religiöse Karte nicht: Nicht der Islam, sondern Männerbündelei und egoistisches Machtstreben bleiben als Motiv.

Wenn ich sehe, wie auch Frauen sich auf Demonstrationen für die Hamas und gegen Israel zeigen, frage ich mich, wie lange das noch funktionieren kann mit politischen Zielen, die mit Religion verrührt werden, um weniger bzw. einseitig informierte Leute zu behumsen. Aber das ist ein weiteres Thema.