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Köln-Notizen und Sonstiges Köln betreffend

Köln-Notizen #2

50Köln hat nicht nur Klüngel und teils kitschigen Karneval zu bieten (woran sich kritische Geister gern abarbeiten), Köln ist auch eine Stadt der Kultur – immer noch, trotz einiger Misstöne (siehe z.B. Köln-Notizen #1).

Also mal positiv: In Köln gibt es auch echt witzigen und ideenreichen Karneval; und seit einigen Jahren finden so erfreuliche Veranstaltungsreihen statt wie die LitCologne (im März) und neuerdings die PhilCologne (im Juni).

Daneben floriert ganzjährig eine lebendige Kulturszene, die z.T. vom amtlichen Köln kaum oder wenig wahrgenommen und gefördert wird und daher vom privaten Engagement und Initiativen „von unten“ lebt — und natürlich von einem Publikum, das die Vielfalt zu schätzen weiß und die Aufführungen, Lesungen, Events, Gigs und Konzerte etc. besucht, was einer Großstadt wie Köln, die sich auch als Kulturstadt rühmt, gut zu Gesicht steht. Entsprechend interessiert und ggf. kritisch beobachtet dieses großstädtische Publikum aber auch den Umgang des offiziellen Köln mit Kultur.

Entsprechend laut sind dann Proteste gegen Kürzungen oder Streichungen von Fördergeldern für kulturelle Zwecke zu hören. „Kultur“ zu fördern ist ja bekanntlich keine der gesetzlichen „Pflichtaufgaben“ einer Kommune, also wird bei klammer Kasse dort auch zuerst der Rotstift angesetzt. In Köln gab es deswegen in den letzten Jahren viel Zoff — z.B. bei der Streichung von Zuschüssen für die Freie-Theater-Szene.

Aber bleiben wir mal beim Erfreulichen. Die beiden o.g. Veranstaltungsreihen sehe ich auch im Lichte der Frage, wie sich die Geisteswissenschaften angemessener als unverzichtbarer Beitrag zur Kultur präsentieren und erweisen könnten. Die Kommunikation mit dem Publikum ist dabei ganz entscheidend. Darauf wies auch Richard David Precht in einem Interview mit dem KStA hin (26.06.13, S. 3 / http://www.ksta.de/kultur/richard-david-precht-alles-dreht-sich-um-das-richtige-leben,15189520,23515204.html).

Precht auf die Frage, ob Philosophen sich mehr in den gesellschaftlichen Diskurs einmischen sollten: „Ich möchte nicht jeden zwingen, sich einzumischen. Aber man sollte sich schon die Frage stellen, ob das, was man macht, nicht allein wissenschaftlich relevant ist, sondern auch gesellschaftlich.“

Auch Geisteswissenschaftler, hier im Besonderen die Philosophen, leben und arbeiten ja nicht in einem verantwortungsfreien Raum. Dazu hat auch Julie Bogner-Lafranc Stellung genommen und an die Durchblicker appelliert, ihre gesellschaftliche Verantwortung nicht zu ignorieren und aufklärend zu wirken („Nachwort für das akademische Publikum“, in: DIE BEATUS-CHRONIK, S. 137ff.).

13g+

Köln-Notizen #1

50Im Kölner Stadtrat wurde im April 2013 vorgeschlagen, die bereits beschlossene Planung für den Archiv-Neubau zu überdenken, genauer: den Entwurf abzuspecken und eine billigere Version zu planen, in die die Kunst- und Museumsbibliothek nun doch nicht integriert werden soll.

Köln hat zwar einerseits Finanzprobleme, andererseits aber die Verpflichtung, das Stadtarchiv nach dem Desaster von 2009 in angemessener Weise wieder zu errichten und sich als Kulturstadt nicht selbst zu desavouieren. Die Initiative „Archivkomplex“ hat gegen die Revisionsabsichten eine Petition verfasst, die alle interessierten BürgerInnen im Internet lesen und ggf. unterschreiben können: www.archivkomplex.de. Der Autor W. R. hat dies natürlich bereits getan.

Nach Umfragen sollen Anfang Juni 2013 die Mehrheit der Kölner Bürger für die Sparversion sein. Vermutlich steht das im Zusammenhang mit der Diskussion um die Archäologische Zone am Rathaus – ein völlig anderes Projekt. Vielleicht sind es „der Kultur“ weniger nahestehende Befragte, die lieber z.B. mehr Schlaglöcher auf den Straße Kölns repariert sehen wollen. (Umfrage siehe KStA 8./9.6.13, S. 36)

Die Frage ist nur, ob man verschiedene Ausgabenbereiche so gegeneinander ausspielen kann; ebenso ist die Frage, ob die Stadt bei klammer Kasse „einfach“ da Gelder streichen soll, wo es sich nicht um die sogenannten Pflichtaufgaben handelt – also bei „der Kultur“.

01fDie Frage ist auch, ob sich Köln einen (weiteren) Ansehensverlust leisten will, indem es vier Jahre nach dem Einsturz seines Stadtarchivs (schon wieder) langfristig wichtige kulturelle Institutionen stiefmütterlich behandelt, die über Köln hinaus von Bedeutung sind.

Man kann hier nicht achselzuckend sagen: Jeder blamiert sich eben, so gut er kann. Hier geht es um Entscheidungen mit langfristiger Tragweite, die nicht im nächsten Haushaltsjahr oder nach den nächsten Kommunalwahlen einfach revidiert werden können.

Die Entscheidung im Kölner Stadtrat ist vom 18.06. auf den 18.07.2013 verschoben worden. Also: Zeit, noch Proteste zu senden und ggf. an weiteren Protestaktionen teilzunehmen.

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Wie steht es eigentlich währenddessen in den stillen Hallen, wo die materiellen Schäden am Kölner Archivgut aufgearbeitet werden? In welcher Art die Archivalien Schaden genommen haben, und wie sie restauriert werden, kann man im Überblick auf www.stadt-koeln.de/kulturstadt/historisches-archiv  lesen und anschauen.

Bei einer Führung durch das RDZ in Köln-Porz konnte der SR der F.U.F. selbst sehen, wie viele Fachkräfte mit Spezialpinseln und -schwämmen etc.29-RDZ, 10.10.2012 behutsam an der Säuberung und Restaurierung der geborgenen Stücke arbeiten. Im RDZ steht auch eine große Maschine, die die durchfeuchteten Akten und Bücher, die nach der Bergung umgehend vereist worden waren, um Verfallsprozesse zu stoppen, langsam auftaut und zugleich trocknet, sodass kein Pilzbefall entsteht. Die Maschine ist enorm teuer, es gibt nur wenige davon.

W. R.

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