So geht’s halt nicht…

Meckern ist hierzulande anscheinend Volkssport. Den Eindruck kann zumindest bekommen, wer sich in die Echokammer der Medien – egal welche – begibt.
Und wieder, wie schon Ende August 2015, habe ich den Eindruck, die „Stimmung in der Bevölkerung“ wird herbeigeredet, bevor überhaupt eine solche klar zu erkennen ist. Damals hieß es, Willkommenskultur schön und gut, aaaaber „die Stimmung könnte kippen.“ Das wurde über Tage ständig in Nachrichten und Kommentaren wiederholt, bis… ja, die AfD Aufwind bekam und damit Wahlerfolge erzielen konnte. (Die Parteiführung bezeichnete das Thema „Flüchtlinge“ als „Geschenk“, denn sie stand bis zum Sommer 2015 nicht gut da, konnte aber die aufgeputschte Stimmung dankbar nutzen und weiter befeuern.)
Derzeit (Febr./März 2021) habe ich wieder den Eindruck, dass eine Stimmung herbeigeredet wird: Die Leute hätten „die Schnauze voll“, sie wollten endlich Lockerungen und Öffnungen – ungeachtet der keineswegs entspannten Lage in der Corona-Krise (denn das ist diese Pandemie auf jeden Fall).
Dann wird auf die Bundesregierung eingeschlagen, als machte sie nur noch Fehler. Jeder denkende Mensch weiß: Das kann so nicht stimmen. Egal, die Medien (ganz besonders die „sozialen Netzwerke“) setzen heutzutage immer mehr auf Emotionen. Das geht natürlich leicht… zu Lasten des nüchternen Abwägens.
Statt emotional draufzuhauen und das Regierungshandeln in Bausch und Bogen schlechtzureden, sollte frau/man besonnen draufschauen und genau hinsehen. „Im Ausland machen sie es besser“, wird gesagt. Die Wahrheit ist differenzierter: Kommt darauf an, wo frau/man hinschaut.
Und die lauten Kritiker und die sehr lauten Verweigerer und Corona-Leugner sollten mal auf Australien oder auf Portugal schauen. Da haben sich die allermeisten Leute an die verordneten Regeln gehalten, die paar unbelehrbaren Leugner drangen nicht durch und traten daher auch nicht in großen Demos auf, wie bei uns. Australien und Portugal hatten sehr hohe Infektionszahlen – und sind davon vergleichsweise schnell, ja fast sensationell, heruntergekommen. Da kann guten Gewissens wieder gelockert und geöffnet werden.
Und bei uns schreien die am lautesten, die sich nicht an Regeln halten, aber auch auf nichts verzichten wollen. Ja, so geht’s halt nicht.
Über Portugal hörte ich: Das ist eine Frage der Mentalität. Was ist bei uns anders? Na, ein Anspruchsdenken an den Staat, gekoppelt mit Individualismus (Mir sagt keiner, was ich zu tun habe) und Egoismus (Die Anderen sind mir egal, Hauptsache, ich komme gut durch). Sogar im Straßenverkehr sehe ich Viele, die die Verkehrsregeln als Option und Vorschlag verstehen, aber den Sinn von Regeln offenbar nicht kapieren. Dass viele Regeln und Konventionen das Miteinander ermöglichen und erleichtern, das sehen sie nicht, weil sie egozentrisch orientiert sind. Dass Regeln auf der Straße zur Vermeidung von Konflikten und Unfällen taugen, das haben Viele nicht auf dem Schirm (Ach, mir ist doch noch nie was passiert!).
Kein Wunder also, dass wir noch lange unter Lockdown etc. werden leiden müssen.
W. R.

P.S.: Jetzt richtet sich massive Kritik gegen den aktuellen Stopp der Impfungen mit AstraZeneca. Für den Stopp wie für das einstweilige Weiterimpfen gibt es Gründe. Ich möchte da nicht mit den verantwortlichen PolitikerInnen tauschen: Wie sie auch entscheiden, es gibt immer Kritik. Hätte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündet, dass trotz Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts weiter mit AstraZeneca geimpft wird, hätte er sofort zu hören bekommen: Sie spielen mit dem Leben der Menschen! Da er das Impfen gestoppt hat, wird ihm vorgeworfen, durch Weiterimpfen hätten Leben gerettet werden können.

Ein undankbarer Job – in dieser Situation, da die „dritte Welle“ mit teils aggressiveren Virus-Mutationen anrollt, trotzdem viele Leute Lockerungen, Öffnungen, Auslandsreisen wollen und wir oberdrein (ünglücklicherweise) ein „Super-Wahljahr“ haben. Gerade Letzteres wird einige PolitikerInnen erst recht dazu verleiten, den Leuten nach dem Munde zu reden. Und diejenigen, die klaren Kopf behalten und das Richtige tun wollen, können nicht in einem Handbuch der Corona-Politik nachschlagen (Das gibt es nicht, weil so eine Pandemie noch keiner erlebt hat).

Unglücklich ist auch, dass die Bundesländer z.T. aus Vereinbarungen ausscheren und gemeinsam beschlossene Empfehlungen oder Regeln nicht umsetzen. Da wurde eine Inzidenzzahl 100 als Grenze ausgerufen, dennoch verbietet die Landesregierung NRW z.B. der Stadt Duisburg, bei höheren Inzidenzwerten die Schulen (Präsenzunterricht) wieder zu schließen. Das ist, sage ich als selbsternannter Kommunikationsberater, ein Desaster.

Gern würde ich diesen Blog-Beitrag mit einem positiven Schluss beenden. Dass am 18.03.21 AstraZeneca wieder „freigesprochen“ wird und nun mit Hochdruck weitergeimpft werden soll, habe ich erwartet. Aber auch dieses Hin und Her, ungeachtet der Frage der Verantwortlichkeit, war ein Kommunikationsdesaster, weil es Verunsicherung ausgelöst hat. Da brauchen gewisse ausländische Dienste nicht mehr viel Verunsicherung ins Internet und seine „sozialen Netzwerke“ zu streuen – wir machen die Verwirrung schon selbst. —

Daran anschließend, ein Nachtrag vom 09.04.2021: Am frühen Abend des 08.04. höre ich die Nachrichten und kann es kaum glauben. Statt ernsthaft auf die Mahnungen der WissenschaftlerInnen zu hören und – wie vor Tagen Armin Laschet – einen „harten Lockdown“ zum Brechen der dritten Pandemiewelle in Betracht zu ziehen, reden einige PolitikerInnen in den Bundesländern weiterhin über mögliche Lockerungen und „Modellversuche“ mit Lockerungen. Mit den Kitas und Schulen verfährt auch jedes Bundesland nach eigenem Konzept. Um dem die Krone aufzusetzen, preschen Bayern und Meckpomm vor und bestellen schon mal den russischen Impfstoff Sputnik, der in der EU noch gar nicht zugelassen ist (und, wie man hört, in absehbarer Zeit auch nicht soweit kommen wird).

Statt mehr Einheitlichkeit und Klarheit gibt es noch mehr Regelwirrwarr, und jedes Bundesland und z.T. jede Region hat andere Regeln und Maßgaben. Die Kanzlerin hat schon vorige Woche in einem Interview deutlich kritisiert, dass sich MinisterpräsidentInnen einiger Bundesländer nicht an die gemeinsamen Absprachen zur Pandemiebekämpfung halten. Dem Virus gefällt das. Und ich als selbsternannter Kommunikationsberater schlage die Hände über dem Kopf zusammen: Wie will man „die Bevölkerung mitnehmen“ und motivieren, sich weiter an die Regeln zu halten, wenn man so ein chaotisches Bild abgibt?

Hätten wir die „Merkel-Diktatur“, von der ein paar Verwirrte faseln, dann gäbe es dieses Chaos wohl nicht. Die Kanzlerin war immer auf Seiten derer, die vor zu schnellen Lockerungen gewarnt haben.

Jetzt (am Abend des 09.04.) kann man nur hoffen, dass sich das Vorhaben durchsetzt, auf Bundesebene das Infektionsschutzgesetz anzupassen und im beschleunigten Verfahren von Bundestag und Bundesrat verabschieden zu lassen. Die Zeit drängt, noch gefährlichere Virus-Mutationen werden wahrscheinlich auftreten. Und für die nächste Pandemie müssen wir auf jeden Fall besser vorbereitet sein. —

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Pandemie-Trost

Ein seelischer Trost kann sein, sich diesem Link in Ruhe hinzugeben: https://www.ardmediathek.de/wdr/video/unterhaltung/michael-patrick-kellys-lockdown-konzert-im-koelner-dom/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTc5NGVhMWNjLTk5ZDQtNDBkMC04MjQ1LWY5NGQyMTQ1MWY1Nw/

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Wer sich auch mit kreativer Beschäftigung trösten will, nachdem er alle greifbaren Puzzles durch hat, und irgendwie den Karneval vermisst, der findet Anregung mit diesem Link: koelschemusik.info – Informationen im Internet Also: Den Lego-Kasten rauskramen und eine eigene Idee für einen Karnevals-Mottowagen für den Veedels- oder Rosenmontagszug basteln…

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Wer sich aber einfach mal belustigen möchte, ist wahrscheinlich mit diesem Link gut bedient: PPP2013-Der Rechenschaftsbericht – YouTube Viel Vergnügen!

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Was du glaubst

IN einer Zeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Informationsflut sollte es doch kaum noch Zweifel, Unsicherheit oder verschiedene Meinungen über Fakten geben – denkt der unbefangene Beobachter.
Unsere Welt hingegen sieht anders aus. Nicht nur die Überschwemmung des Internets und seiner „social media“ mit allen denkbaren Meinungsäußerungen und Fake News beeinflussen die Gehirnwindungen unserer ZeitgenossInnen. Hinzu kommt noch die Gewissheit vieler Menschen, dass das einmal als Fakt gesetzte nicht in Frage gestellt werden könne.
In dieser scheinbaren Gewissheit bestritten viele Historiker, dass es bei den Wikingern weibliche Krieger gegeben haben könnte. Erst vor kurzem ergaben DNA-Tests aber unwiderlegbar: Die in einigen Kriegergräbern ehrenhaft bestatteten Kämpfer waren weiblichen Geschlechts.
In dieser scheinbaren Gewissheit entschied z.B. ein Kapitän: Die Leuchtraketen, die die Titanic in der Ferne in die Nacht schoss, müssten das Feuerwerk eines Bordfestes sein, denn gerade dieses „unsinkbare“ Wunderwerk der Technik könne doch gar nicht in Seenot geraten. Und so eilte er nicht zur Hilfe, sondern dampfte weiter auf seinem Kurs.
In dieser scheinbaren Gewissheit wollte der Großteil der Fachwelt der Ärztin nicht glauben, die Ende Januar 2020 in Bayern zu der Erkenntnis kam: An Covid 19 erkrankte PatientInnen können ganz symptomfrei viele Menschen anstecken, bevor auffällt, dass sie nicht gesund sind: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/rothe-coronavirus-101.html
Welche Schlüsse sollen wir nun aus diesen und anderen Beispielen ziehen? Erst einmal wollen Menschen an Gewissheiten festhalten, weil diese in ihrem Weltbild Ankerpunkte sind. Daran ist nichts Schlechtes. Es kann aber von Nachteil sein, wenn sie neue Erkenntnisse, die alte in Frage stellen, von vorneherein ablehnen, ohne sie zu prüfen.
Dasselbe gilt natürlich auch für die Flut von Fake News in den diversen Kanälen und Foren im Internet. Wer da alles Fantastische glaubt, weil ihm die seriösen Nachrichten madig gemacht wurden, dem ist leider kaum zu helfen.
Mir tun diese Irrgläubigen echt leid, denn sie haben das Vertrauen in die ernstzunehmenden Nachrichtenmedien verloren, sie lassen sich von Schlagworten wie „Lügenpresse“ oder (vornehmer) „Mainstream-Medien“ beeindrucken – und folgen lieber dubiosen Quellen, sozusagen vom Regen in die Traufe. Während früher hierzulande z.B. ein gewisses Boulevard-Blatt einen schlechten Ruf in puncto journalistischer Sorgfalt hatte, geistern heute im Internet zahlreiche „Nachrichten-Quellen“ herum, die dieses Blatt in puncto Falschmeldungen oder Tatsachenverdrehungen weit überholen.
Diese Sumpfblüten des schrankenlosen Online-Postens gedeihen einzig auf dem Boden des ungeprüften Veröffentlichens ohne Verantwortung. Das ist kein Informieren mehr, das ist zum größeren Teil nur ständiger Kampf um Aufmerksamkeit durch Klick-Zahlen. Das Auffälligste, Skandalöseste, Schlimmste generiert die meisten Klicks und verbreitet sich am weitesten. Das wissen wir ja inzwischen. Das Geschäftsmodell der social media setzt darauf, mit diesem Prinzip die größten Einnahmen zu erzielen. Es geht dabei eben nicht um glaubhafte Nachrichten oder gar um Wahrheit. Das müssten wir alle(?) aber inzwischen wissen.
Darum scheint einstweilen in dieser Welt zu gelten:

Du lebst in einer Welt von Fakten, Nachrichten, Behauptungen und Fake News, die du glaubst. Deine Welt besteht aus dem, was du glaubst – und nicht aus dem, was ist.

Diesen Unterschied muss man sich klarmachen: Meine Wahrnehmung von dem, was ich sehe, höre, und meine Deutung dieser Wahrnehmung, das ist nicht identisch mit objektiver Wahrnehmung, somit ist mein Bild der Welt nicht identisch mit der real existierenden Welt.

Darum brauchen wir, um uns einigermaßen verzerrungsfrei zu informieren, die Profis der Medien, also Journalisten, die darin geschult sind, nicht jeden Mist und jedes Gerücht für wahr zu halten, sondern zu prüfen, wer da etwas behauptet oder meldet, und was wirklich dran ist an der Meldung. Die Profis, die länger im Geschäft sind, lassen sich dabei nicht von ihren persönlichen Gefühlen oder Sympathien leiten, sondern von sachlichen Kriterien. Das macht einen wichtigen Unterschied zu alldem Gedöns, das Leute in den „social media“ posten.

Von daher verstehe ich die Leute nicht, die sagen: Ich lese keine Zeitung, ich informiere mich nicht aus den Nachrichten im Radio und Fernsehen, ich habe etwas Schnelleres, Günstigeres und Besseres: Ich informiere mich „im Internet“. Wenn man nachfragt, wo im Internet, dann kriegt man von Manchen zu hören: Jaa, z.B. bei RT (RussiaToday) und bei so YouTube-Kanälen…

Diese Leute wissen oft gar nicht, wem sie da in Wahrheit zuhören, glauben, folgen. Ganz abstrus wird es für meine Ohren, wenn jemand behauptet (bzw. nachplappert), die gängigen Medien seien alle gekauft oder würden ihre Weisungen direkt aus dem Kanzleramt erhalten – dann aber blauäugig bei RT die Wahrheit erwartet, einem von der russischen Regierung finanzierten Sender, der auch ein deutsches Programm sendet.

Es ist leider so: Viele Leute hierzulande haben nicht gelernt, Nachrichten, Texte, Äußerungen kritisch zu hören und zu lesen. Und es fehlt oft auch an politischer Bildung, um Nachrichten einzuordnen und zu verstehen. (Mehr dazu siehe Blog-Beitrag „Ein wenig mehr Bildung“ vom 13.11.2020)

W. R.

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Man war gewarnt

Schon vor Monaten war hier unter der Überschrift „Wie ertragen die das?“ ein Fazit zu Donald Trump zu lesen. Der Noch-Präsident beweist in den letzten Wochen fast täglich, dass unsere Beurteilung seiner Person als Präsident der USA zutrifft. Die Ereignisse des 6. Januar 2021 sind eine fast logische Fortsetzung.

Der Vorgang ist ungeheuerlich, aber im Hinblick auf Trump nicht sehr überraschend. Denn er wiederholte praktisch nur, was er schon mit seinem Aufruf „Befreit Michigan“ im April 2020 angezettelt hatte: Anstiftung zum Aufruhr und zur Gewalt gegen demokratisch legitimierte AmtsinhaberInnen, gefolgt von der Erstürmung des Parlamentsgebäudes durch bewaffnete Trump-Fans und Rechtsradikale.

Wenn sich das Land nicht konsequent gegen einen solch untragbaren Präsidenten wehrt, dann kann es einem leid tun. Es scheint für Trumps unpolitisch-aufrührerische Haltung in den USA soviel Unterstützung zu geben, dass am 6.1. das Capitol nicht wirksam vor dem Mob geschützt wurde. Man war doch gewarnt (siehe oben : Michigan)! Und darum werden da noch viele konkrete Fragen beantwortet werden müssen.

Der angerichtete Schaden ist immens. Das aber kümmert einen Trump wenig. Er nimmt auf nichts und niemanden Rücksicht und sieht nur seine persönlichen Interessen. Ob das irgendwann auch die Mehrheit seiner Partei, der Republikaner, erkennen wird?

W. R.

Nachtrag am 29.01.2021: Professor Noam Chomsky sagte kürzlich in einem Interview, es fühle sich gut an, diesen „bösartigen Tumor“ los zu sein: „Die Trump-Regierung war die gefährlichste Regierung der Weltgeschichte.“

Nachtrag am 24.02.2021: Trump schäumt, denn sogar der Supreme Court hat es (einstimmig!) abgelehnt, Trump vor Offenlegung seiner Steuerunterlagen zu schützen. Typisch Trump, versteigt er sich dazu, das als „Faschismus“ zu beschimpfen.

Ich musste laut lachen, als ich das in der Zeitung las. Trump greift wie immer wahllos zu irgendwelchen Anwürfen gegen Leute, die ihn kritisieren oder nicht nach seiner Pfeife tanzen. Noch schlimmer: Er zeigt damit seine mangelnde Bildung, weil er nicht weiß, was man unter Faschismus versteht. Oder es ist ihm völlig egal, und das zeigt wieder einmal sein skrupelloses Dummschwätzen, weil er seine Anhänger (zu recht?) für so ungebildet hält, dass sie ihm blind alles glauben, auch sein Geschwätz von Wahlbetrug.

Übrigens: Wer mehr über Faschismus wissen will (und was der Begriff wirklich meint), der findet dazu mehr im Beitrag „Liebe Faschisten?“ vom 02.10.2020.

Nachtrag am 23.07.2021: Trump bleibt Trump, gibt keine Ruhe und will sich (wie so oft schon) mit skandalösen Lügen in die Medien puschen. Trump spricht in Interview über den Sturm auf das US-Kapitol – Politik – SZ.de Sachlichkeit kennt er nicht, ihm geht es immer um die dicke Keule und den Widerhall bei seinen Anhängern. So war auch seine Politik als Präsident, auch die Außenpolitik, reine Innenpolitik mit Blick auf den Beifall seiner Wähler (-Innen, muss ich leider hinzufügen, denn, kaum glaublich: Auch Frauen wählten ihn trotz seiner frauenverachtenden Äußerungen).

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Meinungsfreiheit

Der Lehrer Samuel Paty wurde ermordet, nachdem er seiner Pflicht nachgekommen war, seine SchülerInnen über das in Frankreich geltende demokratische Prinzip der Meinungsfreiheit aufzuklären. Er war dabei ein Vorbild für Toleranz und Respekt: Bevor er die Mohammed-Karikaturen zum Thema zeigte, stellte er denjenigen frei, den Unterricht zu verlassen, die sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt sehen könnten. Kann man mehr Rücksicht nehmen und mehr Toleranz üben?

Die religiösen Betonköpfe und Fanatiker interessiert das aber nicht: Toleranz? Kennen sie nicht. Rücksicht nehmen auf andere Bekenntnisse und Glaubensauffassungen? Kommt nicht in Frage: Gegen Ungläubige gibt es null Verständnis. Und wer ihrer Meinung nach den Propheten beleidigt, hat den Tod verdient. So einfach ist das in ihrem Weltbild. Und darüber kann nicht diskutiert werden, da wird nur exekutiert.

So praktizieren sie es in ihren „Gottesstaaten“, so versuchen sie es auch dort zu etablieren, wo sie zwar Parallelgesellschaften bilden, aber im Land insgesamt nicht das Sagen haben. Wo sie aber nicht das Sagen haben, müssen sie sich der Realität stellen und die Gesetze des Landes respektieren. Wenn Fanatiker meinen, sie könnten ihren extremen Glaubensprinzipien in einem Umfeld Geltung verschaffen, in dem die große Mehrheit ihre Sicht nicht teilt, dann muss die Mehrheitsgesellschaft darauf deutlich reagieren und klarstellen, welche Gesetze gelten. So einfach ist das.

Täte sie das nicht, würde sie zulassen, dass in ihrem Land neben der geltenden Rechtsordnung ein Staat im Staate mit eigenen Gesetzen existierte, sie würde ihre Rechtsprinzipien relativieren und mit Verständnis mildernde Umstände gelten lassen. Das hieße ja: Wer aus Fanatismus mordet, wird nur bestraft für Körperverletzung mit Todesfolge und darf ein mildes Urteil erwarten…

Samuel Paty hat jedenfalls von Staats wegen höchste Ehrung verdient. Und Demokraten in allen Ländern sehen das genauso. Wir können ihn gar nicht genug loben, denn damit demonstrieren wir der Welt, dass Meinungsfreiheit ein Kernprinzip unserer Gesellschaft und unserer politischen Verfassung ist. Der Fall zeigt auch, dass fehlende Toleranz, gepaart mit Fanatismus, mörderische Folgen haben. Und schon deshalb können sie nicht geduldet werden.

Das muss man auch allen anderen Rechthabern und Fanatikern sagen, die ihre Meinung Anderen mit Gewalt aufzwingen wollen.

In Hongkong wurden jüngst Lehrer verhaftet, sie sollen vor Gericht, weil sie im Unterricht das Thema Meinungsfreiheit behandelt haben. Mit dem neuen Sicherheitsgesetz, das China der Sonderverwaltungszone Hongkong übergestülpt hat, hat sich Peking ein Werkzeug geschaffen, um die Demokraten und die Opposition, die für demokratische Freiheit demonstriert, mundtot zu machen. Man muss wissen: Für die chinesische Führung sind Demokratiebestrebungen und der Ruf nach Meinungsfreiheit geradezu unchinesische Umtriebe. Nach offizieller Lesart passen Menschenrechte nicht zur chinesischen Kultur. Ahh…ja.

Und in der Türkei lässt Präsident Erdogan jeden verhaften, der öffentlich Kritik an seiner Politik übt. Wer jetzt immer noch unbekümmert in der Türkei Urlaub machen will, muss seeehr aufpassen. Unbekümmert geht gar nicht mehr, denn… siehe: Streit am Gepäckband am Flughafen Antalya: Deutschem Türkei-Urlauber droht Haft wegen Beleidigung Erdogans – Politik – Tagesspiegel

Und bei uns soll Diktatur herrschen? Wie lächerlich ist das denn, liebe Coronamaßnahmen-Kritiker und Coronaleugner?! Wie fern der Wirklichkeit bewegt Ihr Euch?

W. R.

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Ein wenig mehr Bildung

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey fordert mit gutem Grund, die politische Bildung bei Kindern und Jugendlichen zu stärken. Wer gehört oder gelesen hat, was alles an politischem Unfug und Falschbehauptungen im Internet kursiert – und z.T. geglaubt und weiterverbreitet wird – der muss die Forderung von Frau Giffey unterstützen.
Wenn Leute sich nicht entblöden, von einer „Merkel-Diktatur“ zu schwafeln, oder dass man hierzulande nicht alles äußern dürfe, dann fragt sich jeder halbwegs informierte Mensch, was denn bitte das sein soll, was z.B. in Weißrussland unter Lukaschenko praktiziert wird? Und was bitte war dann das, was die Nazi-Machthaber bei uns bis Mai 1945 veranstaltet haben?
Diejenigen, die das „Diktatur“-Gelaber nachplappern, wissen offenbar nicht, was dieser politische Begriff eigentlich bedeutet. Und wenn sie meinen, man dürfe hier nicht alles sagen, dann verkennen sie völlig, wie es in Staaten zugeht, wo tatsächlich Menschen wegen ihrer politischen Meinung verfolgt werden, wo sie schon wegen einer kritischen Äußerung von Geheimpolizisten abgeführt werden können und erstmal verschwinden…
Aber hinter den Kulissen ziehen Leute die Strippen, die sehr wohl wissen, was für Unwahrheiten sie streuen. Es geht ihnen darum, Leute aufzuhetzen, Unruhe zu stiften, dem bestehenden und gut funktionierenden Staat die Legitimation zu entziehen. Dazu werden gern auch Begriffe falsch und irreführend verwendet.
Mit diesen Mitteln arbeiten z.B. auch die „Reichsbürger“, die die Behauptung streuen, die BRD habe keine Rechtsgrundlage, und daher bestehe das Deutsche Reich nach 1945 fort. Wozu soll dieser Unfug gut sein? Was in den Ohren informierter Menschen wie ein Gag klingt, soll bei wenig Informierten Verwirrung stiften und Zweifel an der demokratischen Ordnung sähen.
Denn darum geht es den „Reichsbürgern“ und verwandten Rechtsauslegern: Den ganzen Staat in Zweifel ziehen, und nicht etwa diesen im Ganzen funktionierenden Staat da verbessern, wo er nicht so gut funktioniert. *
Und genau deshalb darf unser Staat die Bildung, auch und gerade die politische, nicht vernachlässigen und schleifen lassen. Da müssten sich zumindest alle Demokraten völlig einig sein. Müssten.
Aber: Wir hatten leider in den letzten drei Jahrzehnten eine fatalen Hang zum Sparen in vielen Bundesländern, man glaubte, man könne neoliberales Wirtschaften auf die Institutionen und Verwaltungen übertragen, und man hielt das für eine Super-Idee, um die öffentlichen Haushalte zu sanieren oder Schulden abzubauen. Das hieß vor allem: am Personal sparen. Die Folge: In Polizei, Justiz, Schulen und öffentlichen Verwaltungen wurde Personal reduziert, und in den Chefetagen (erst in der Wirtschaft, dann auch in Politik und Verwaltung) glaubte man, es ginge auch mit weniger Leuten, die halt mehr arbeiten müssten (Stichwort: „Arbeitsverdichtung“).
Die negativen Folgen zeigten sich unübersehbar in den vergangenen Jahren: Es fehlt an Personal bei der Polizei, in der Justiz, in den Schulen, darunter leidet nicht nur die Qualität der Arbeit, Vieles bleibt auch zu lange unerledigt… Darunter leiden auch diejenigen Menschen, die ihre Arbeit gern gut machen würden, aber durch Überlastung daran gehindert werden. Wen wundert es, dass allgemein die Zahl der psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung zugenommen hat? Das hat seine Ursache wenigstens z.T. an chronischer Überlastung vieler Menschen.
Es soll auch an falschen Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung gelegen haben: Die Bevölkerungszahl in Deutschland würde sinken, weil man ein weiteres Absinken der Geburtenzahl erwartete. Begeistert nahmen Sparkommissare das auf, der ungute Wettbewerb des Sparens am Personal nahm Fahrt auf. Doch statt zu sinken, stieg die Geburtenrate an. Und noch beim Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015, der die Verwaltungen in Bund und Ländern überrollte, steuerten viele Verantwortliche nicht um, sodass z.B. der Zusammenbruch der Arbeit in dem Bundesamt, das Asylanträge bearbeitete, vorprogrammiert war. Das war eine Katastrophe mit Ansage: Schon bevor die Zahlen stark anstiegen, schob man Berge von unbearbeiteten Anträgen vor sich her.
Ja, das mag Schnee von gestern, von vor fünf Jahren sein – aber es zeigt beispielhaft, wie lange Zeit stur an falsch orientiertem Sparen festgehalten wurde. Zusammengespartes Personal hält steigenden Belastungen eben noch weniger stand. Und in dieser Misere stecken wir jetzt.
Leider gilt das auch für medizinisches und Pflegepersonal in Krankenhäusern und Heimen. Hier wie an vielen anderen Stellen wurde gespart, weil die leitenden Personen rein betriebswirtschaftlich und nicht menschenbezogen denken. Tja, hier wie an anderen Stellen legt die Corona-Krise diese Mängel schonungslos offen.** Die Kacke dampft wegen der personellen Unterbesetzung, und die ist auch nicht hauruck mit ein paar Euros mehr zu beheben, weil nicht nur die Bezahlung der unteren Ränge verbessert werden, sondern neues Personal erstmal einige Jahre ausgebildet werden muss.
Wer jahrelang die Schwarze Null anbetet und sich Sparen aus Prinzip als tolle Leistung anrechnet, muss sich nicht wundern, dass es einen immensen Investitionsstau gibt – übrigens auch in der Infrastruktur, wie wir schon lange täglich sehen.
Was hat das mit politischer Bildung zu tun? Ganz einfach: Statt realitätsfernem Geschwafel sein Ohr zu leihen, sollten die BürgerInnen lieber erkennen, wo es wirklich hakt und wo Öl im Getriebe fehlt, um diesen Staat gut am Laufen zu halten. Und nicht vergessen: Dieser Staat ist für uns da, und nicht umgekehrt. Aber selbst das verstehen politisch Ungebildete falsch. Wie sonst erklären Sie sich, dass manche BürgerInnen die eh strapazierten Menschen in Polizeiuniform anpöbeln oder gar angreifen? Und ganz Blöde (tut mir leid, das so nennen zu müssen) greifen auch Feuerwehrleute und Rettungssanitäter an. Geht’s noch??
Da fehlt wohl ganz, ganz viel politische Bildung, und da sind offenbar einige Leute geistig nicht einmal in der Lage, den Staat und seine Institutionen zu begreifen. Da sind Leute überfordert, wenn sie sich vorstellen sollen, dass in der arbeitsteiligen Gesellschaft jede Tätigkeit und jeder Beruf einen Beitrag zum Gelingen des großen Ganzen leistet. Diese Überforderten sind nicht in der Lage, sich in dieses Gefüge gedanklich einzuordnen und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Ein wenig mehr Bildung könnte da schon weiterhelfen.

W. R.

* „Den Staat“ an sich als Feindbild findet man auch bei einigen Linksauslegern, die Angriffe auf die Polizei als sportliche Übung praktizieren. Da ist der Begriff „Staat“ missverstanden worden: Staat bedeutet erst einmal nur, dass für das Zusammmenleben der Menschen innerhalb der Staatsgrenzen einige Dinge organisiert werden müssen (unabhängig von Ideologien oder politischen Systemen). Wer „den Staat“ ablehnt, soll bitte schön einmal erklären, wie er das Ganze ohne Staat organisieren will. Chaos ist keine Alternative. Seht Euch mal um in der Welt, es gibt für Vieles gute und auch schlechte Beispiele.

** Wenn medizinische Einrichtungen gewinnorientiert arbeiten, rückt das Wohl der Menschen (Patienten wie Personal) an die zweite Stelle. Da verdrängt das neoliberale Wirtschaften das Prinzip des hippokratischen Eides, und statt flächendeckender Versorgung der Bevölkerung rangeln die Betreiber um die lukrativen Standorte und Patientengruppen. Ein Beispiel:(3) „Standort bewusst ausgetrocknet“: Wenn das einzige Krankenhaus während Corona dichtmacht – Gesellschaft – Tagesspiegel Kohle machen statt Allen helfen, die Hilfe brauchen – das kommt dabei heraus. Wundert euch also nicht über die Mängel unseres hochgelobten Gesundheitssystems.

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Was sagt diese Flagge?

Die Reichskriegsflagge – ein Lieblings-Objekt der Rechtsradikalen und Faschisten bei Aufmärschen und Demos, wurde jetzt im Bundesland NRW vom Landtag verboten. Das war längst fällig, wie auch manch Anderes, was unser toleranter Staat so durchgehen lässt. Die Toleranz gegen Rechts hat ja bisher nur eins bewirkt: Die Rechten werden immer frecher, sie halten das Ausnutzen dieser Toleranz schon für ihre Stärke… dabei ist es der starke Staat, die starke Demokratie, die sich diese Toleranz leisten kann. Nur: Alles hat Grenzen. Und wenn diese Grenzen ständig ausgetestet und überschritten werden, muss auch der demokratische Staat mal deutlich machen: Da hört der Spass auf. Wo Symbole in der Öffentlichkeit herumgetragen werden, die für Militarismus, Krieg, und einen undemokratischen Obrigkeitsstaat standen, da werden die Werte unserer Verfassung demonstrativ missachtet.

Viele Leute wissen heute nicht, was diese Reichskriegsflagge ist, und wann sie offiziell gezeigt wurde. Darum ein Beispiel: Diese Abbildung aus einem in der Kaiserzeit verlegten Buch zeigt deutsche Marinesoldaten in Afrika, die zu einer Zeremonie angetreten sind, diese Flagge hissen und das Land drumherum damit offiziell für Deutschland in Besitz nehmen. Das ist eine reine Machtdemonstration im Zeichen des Kolonialismus und Imperialismus.
In vielen Teilen der Welt werden heute ungehemmt Kriege geführt, oder es wird mit Krieg gedroht. In solchen Zeiten mit dieser Flagge draußen herumlaufen heißt doch: Wir teilen eure Werte von Friedfertigkeit, Respekt, Toleranz und Menschenwürde nicht, wir sind für Gewalt und Krieg, wir wollen uns mit Waffengewalt an die Macht putschen, und wenn wir an der Macht sind, werden wir Waffen gegen Alle einsetzen, auch gegen andere Länder, die unseren Wünschen im Wege stehen. Das Alles, liebe MitbürgerInnen, bedeutet das Zeigen der Reichskriegsflagge bei öffentlichen Auftritten.


Bei uns ist – bei aller Toleranz und Meinungsfreiheit – auch Einiges verboten, und dazu gehört – mit gutem Grund – die Verherrlichung von Gewalt. Das Verbot jener Flagge ist daher nur konsequent. Warum bloß hat als einzige Partei die AfD gegen das Verbot gestimmt?

W. R.

Nachtrag am 21.10.2020 – Krass: Während bei Bauarbeiten in unseren Städten immer noch Weltkriegs-Bomben gefunden werden, träumen einige Gewalt-Affine und Verpeilte von neuen militärischen Abenteuern mit der Wehrmacht als Vorbild. Manche lernen es wohl nie… Wie unbedarft muss man sein, wenn man mit schwarz-weiß-roten Fahnen auf Demos herumläuft – und wie politisch unbedarft ist jemand, der zulässt, dass solche Trollos neben ihm/ihr herlaufen?


Liebe Faschisten?

IBT es liebe Faschisten? Diese Frage treibt einen Politikstudenten um. Da er seinen richtigen Namen nicht im Internet lesen will, nennen wir ihn hier Kurt Keuner. Er studiert Handbücher, er studiert Geschichtsbücher, er fragt Dozenten an seiner Hochschule… und bekommt immer noch keine umfassenden, befriedigenden Antworten.
Dann, in seiner Not, wendet sich Kurt an die Freie Universität Frechen. Dort erhält er Hilfe. Zunächst rät man ihm: Finde heraus, was überhaupt Faschismus ist, was sein Wesen ist, worauf er gründet. Daraus kannst du dann ableiten, was Faschisten wollen, und wie sie sich verhalten. Dann stößt du auch auf die Antwort auf deine Eingangsfrage.
Da Kurt brennend an einer Antwort interessiert ist, macht er sich gleich auf die Suche. Wir kürzen das hier ab und kommen gleich zu seinen Ergebnissen.
Wesen des Faschismus: Im Kern der Weltanschauung steht der Glaube, dass das Leben ein ständiger Kampf ist. Charles Darwin (kein Faschist!) sprach vom Kampf ums Dasein in der Natur, und dass nur die Starken überleben. Der Faschist denkt, dass dieses Prinzip auf die menschliche Gesellschaft übertragen werden könne (Sozialdarwinismus). Ein Fehlschluss, weil bei Darwin die ganze Natur mit all ihren Lebensformen im Blick steht, und weil die menschliche Gesellschaft eine einzige Spezies ist, die sich zum Überleben organisieren muss. Bei Darwin treibt die natürliche Auslese die Evolution voran, aber die Menschheit insgesamt ist ein Produkt der Evolution und muss sich nicht gegenseitig bekämpfen, sondern vor allem sich organisieren.
Der Faschist sitzt also einem grundlegenden Irrtum auf: Kampf ums Überleben sei das Lebensprinzip überhaupt.
Daraus folgert der Faschist: Ich muss mich auf Kämpfe vorbereiten, ich muss jederzeit kampfbereit sein, ich muss meinen Körper stählen und mich an Waffen üben. Ich muss martialisch auftreten und mögliche Gegner einschüchtern, ich muss kampfstark wirken und immer gewaltbereit sein.
Das wird zu einem Charakterzug des Faschisten, und er glaubt, mit Gewalt ließen sich Probleme am besten lösen. Das glaubt er schon deshalb, weil er gar nicht trainiert, mit Menschen auch anders auszukommen, weil er sich folglich dem friedlichen Wettkampf und der friedlichen Auseinandersetzung nicht gewachsen fühlt. Er will einfach daran glauben, dass ihm die Gewaltbereitschaft Überlegenheit gibt und er Widerspruch und andere Meinungen daher plattmachen kann und muss. Er kann andere Meinungen auch gar nicht ertragen, sie stören sein strammes Weltbild.
Hinzu kommt der Rassismus. Der Faschismus braucht für seine Weltanschauung die Annahme biologischer Unterschiede zwischen Menschen, die er gruppiert sieht in Rassen. Nicht die ganze Menschheit ist für ihn eine gleiche Spezies, er will Rassen unterscheiden. Diese Rassen sind für ihn gerade nicht gleichwertig, sondern in einem fiktiven Wertsystem abgestuft. Zu welcher Rasse zählt er sich selbst? Was für eine Frage, natürlich zur höchstwertigen! Nur so macht Rassismus überhaupt Sinn! Es erscheint also logisch, dass Rassismus in Europa im 19. Jahrhundert viele Anhänger gewann: Europäische Staaten eroberten mit Waffengewalt weite Teile der Erde und teilten sie unter sich auf. Sie wollten sich aber nicht schlecht dabei fühlen und entwickelten zur Rechtfertigung die Vorstellung von der Überlegenheit der weißen Rasse über die anderen. Das war eine attraktive Idee, weil man sich damit als weißer Europäer erhoben fühlen konnte und auf den Rest der (nichtweißen) Menschheit hinabblickte. Und schon hatte man auch kein schlechtes Gewissen mehr dabei, andere Völker zu unterwerfen und zu unterdrücken. Man konnte das ja so schön biologisch begründen. (Man nennt das korrekt: biologistisch. Denn in Wahrheit hat Rassismus nichts mit der Wissenschaft der Biologie zu tun, im Gegenteil: Wissenschaftlich betrachtet ist Rassismus Humbug, nur eine Mischung aus Einbildung und Überheblichkeit.)
Doch der Rassist will von wissenschaftlichen Tatsachen nichts hören, er liebt die Überlegenheitsfantasie, er braucht sie für seine Ideologie. Und der Faschist braucht Bestätigung für seine Überlegenheit: Fantastisch – ich gehöre zur überlegenen Rasse, ich brauche nichts dafür zu tun und fühle mich schon überlegen, sonne mich im Hochgefühl der „white supremacy“ und verachte Alle, die nicht dazugehören. Und damit wir Weißen in der überlegenen Position bleiben, müssen wir uns bewaffnen und Stärke zeigen…

Soweit hat Kurt Keuner das Wesen des Faschismus erkannt. Was folgt daraus für die Eingangsfrage? Eine klare Verneinung! Ein Faschist kann nicht lieb sein, er ist höchstens mal freundlich aus taktischen Gründen. Doch sobald er sich in einer starken Position sieht, setzt er sich ohne Scham mit Gewalt durch, dem liebsten Mittel seiner Wahl. Er schämt sich nicht dafür, sondern sieht sich als den wahren Helden, der es den Weicheiern zeigt. Für den Faschisten sind Alle Weicheier, die auf Diskussion, Meinungsaustausch, Verständigung und Kompromiss setzen. Daran beteiligt er sich höchstens zum Schein, solange er nicht stark genug ist, den Anderen seinen Willen aufzuzwingen.

Darum: Vorsicht, wenn Faschisten nett daherkommen! Das ist nur Fassade. Ihr wahres Gesicht zeigen sie, wenn sie sich in einer überlegenen Position fühlen. Denn für sie ist die Welt nur in Ordnung, wenn sie von Kämpfen bestimmt wird und von Kriegen. Für sie ist Friede ein schwer erträglicher Zustand, sie suchen Kampf und trainieren gern Kampfsportarten, um sich auf den nächsten Kampf vorzubereiten. Manche von ihnen legen Waffendepots an, denn sie sind Waffenfetischisten … und schwafeln gern vom „Tag X“, auf den sie vorbereitet sein wollen: die Machtergreifung mit Gewalt.

Und noch eine Frage zu den politischen Begriffen: Ist Faschismus dasselbe wie Nationalsozialismus? Kurz gesagt, ist der Nazismus eine Form des Faschismus, die als Sonderform ein rassistisches Vernichtungsprogramm in ihrer Ideologie aufweist. Merkwürdig: In Deutschland gibt es Leute, die ungeachtet des Zusammenbruchs von 1945 den Nationalsozialismus wieder aufleben lassen wollen, die die tausendfachen, nein: millionenfachen Morde des NS-Regimes kleinreden und die Ideologie dahinter verharmlosen wollen. Was wollen die eigentlich? Finden die ein Terror-Regime toll? Freuen die sich über Mord im industriellen Ausmaß? Was sind das für groteske Vorstellungen?

Wer solche menschenverachtende Vorstellungen teilt und Gewalt verherrlicht, der sollte sich hüten: Gewalt erzeugt meist Gegengewalt, und dann kann es sein, dass die Gewalttätigen selbst Opfer von Gewalt werden. Eine friedlichere Welt kann man mit solchen Kindsköpfen jedenfalls nicht herstellen. Die nehmen sich sogar die sagenhaften Nibelungen zum Vorbild: Untergang in einem blutigen Inferno. Und dann? Einzug in ein heidnisches Walhall? Sorry, das sieht nach Comic-Fantasie aus.

Der Faschist wünscht sich als Regierungsform eine Diktatur, in der jeder Widerspruch unterdrückt wird. Der Faschist will einen Einheitsstaat mit einer Leit-Ideologie, der sich alles unterzuordnen hat. Der Faschist wünscht sich klare Ansagen vom Führer, keine Diskussionen und Kompromisse. Der Faschist möchte am liebsten selbst ein Führer sein, wenigstens ein kleiner Machthaber, ein Unterführer mit der Lizenz zur gewaltsamen Niederschlagung jeglicher Kritik.

Und der Faschist braucht Feinde, ganz dringend sogar. Sonst macht ja der ganze Gewalt- und Kriegskult keinen Sinn. Also sucht er Anhänger, mit denen er Ressentiments und Vorbehalte gegen Minderheiten teilt. Er stachelt sie an und befeuert die Stimmung. So betrachtet er auch das Ausland und die Ausländer als potentielle Feinde und beäugt sie misstrauisch. Der Faschist freut sich klammheimlich, wenn Flüchtlinge in größerer Zahl ins Land kommen, denn die kann er öffentlich als Gefahr und als Störfaktor ausrufen. Er greift den Argwohn der Leute gegenüber allem Fremden dankbar auf und puscht ihn hoch zu Fremdenfeindlichkeit, stellt sich als Sprachrohr an die Spitze und benutzt die Aufgestachelten als dummes Fußvolk, das für Unruhe sorgt und im besten Fall ihm zur Macht verhilft.

Darum: Vorsicht vor den Menschenverächtern!

Nachtrag: Dieser Artikel Politik als Geschlechterfrage: Warum der Rückfall ins Autoritäre männlich ist – Politik – Tagesspiegel enthält weitere, interessante Gedanken zum Thema.

Endlich Beweise!!

Virologen sind überrascht: Das hätten sie nicht gedacht! Da greift ein offenbar ansteckender Keim um sich, der sich Dummheit nennt. Leute, die davon infiziert werden, glauben jeden Mist, der im Internet verbreitet wird, und liken fleißig unwissenschaftlichen Murks, der aber so schön glaubhaft daherkommt. Eine Menge dieser Infizierten konnte man heute* in Berlin in einer Demo laufen sehen: Die Gefahr des Corona-Virus leugnen sie und stellen die große Mehrheit der Wissenschaftler als Lügner hin, sie selbst hingegen sind die erleuchteten Durchblicker, die die ganze Corona-Verschwörung durchschauen! Grandios. Und woher beziehen sie ihre Informationen? Von dubiosen, dafür aber heilsbringerisch auftretenden Leuten in den sozialen Medien und auf YouTube-Kanälen.

Ich weiß, wovon ich rede, schließlich habe ich mir ein paar von denen angeschaut und angehört, weil ich mich vorurteilsfrei aus verschiedenen Quellen informieren möchte. Und ich stellte fest: Wer genau hinhört, merkt schnell, wo die Schwachstellen dieser „Enthüllungen“ sind – aber viele Verschwörungsgläubige hören ja nur noch kritisch hin, wenn etwas von seriösen „Mainstream“- -Medien kommt.

Dabei wissen sie noch nicht von einer wahrhaft skandalösen Verschwörung:

Rechtsradikale, „Reichsbürger“, durchgeknallte Sektenführer, russische und chinesische Agenten und Trumps nun abgelöster US-Botschafter (der Merkel ebenso hasst wie sein Chef) haben unbemerkt eine Substanz in das Kerosin sämtlicher Verkehrsflugzeuge gemischt, die Deutschland überfliegen. Die Kondensstreifen dieser Flugzeuge verteilen …

… Verdummungs-Aerosole über das Land. Wie die Corona-kritischen Demos zeigen, haben sie damit schon Erfolge erzielt, besonders bei Leuten, die sich nicht mit Gesichtsmasken schützen.
Damit Ihr das glaubt, gehe ich mit dieser Enthüllung morgen in die sozialen Netzwerke und eröffne zusätzlich einen YouTube-Kanal, wo diese Verschwörung aufgedeckt wird. Parole: „Endlich Beweise!!“ Wetten, dass ich hohe Klickzahlen und massenhaft Likes kriege?
W. R.

*Coronaleugner demonstrieren in Berlin: „Ihr denkt, ihr werdet verschont von den Tribunalen? Werdet ihr nicht!“ – Berlin – Tagesspiegel.

Die Verwirrten rufen auf der Demo nach Freiheit. Ja, was denn noch? Ihr nehmt Euch schon die Freiheit heraus, die Infektionsgefahr zu missachten, das Ansteckungsrisiko für Andere und damit deren Wunsch, frei und gesund zu bleiben, zu missachten. Die Freiheit, Party zu machen und in Gruppen dicht gedrängt herumzustehen ist Euch wichtiger als der Schutz Eurer eigenen und der Gesundheit Anderer, nicht zu reden von den Älteren und Immungeschwächten, die eine Covid-19-Infektion schwerkrank machen kann, auch im Hinblick auf Langzeitfolgen. Eure persönliche Freiheit ist der egoistische Wunsch, jederzeit zu tun oder zu lassen, was Euch gerade gefällt, ohne Rücksicht auf irgendwen und irgendwas. Wenn Ihr ältere Verwandte ansteckt – was soll’s, Ihr seid Euch natürlich keiner Schuld bewusst und feiert weiter.

Niemand will Euch – gerade in diesem Land – Eure Freiheit einschränken, darum geht es nicht. Hier geht es darum, die Bevölkerung (eingeschlossen Euch selbst) vor einer Erkrankung zu schützen, von der niemand im Voraus sagen kann, wen sie in welcher Heftigkeit treffen wird – wenn erst die Infektion da ist. Wir wissen noch nicht einmal, wie lange eine überstandene Infektion immun macht. Wir wissen aber, dass eine Anzahl Infizierter sehr schwere Krankheitsverläufe hatten, und dass einige daran gestorben sind.

Ich meine: Freiheit bedeutet Selbstverantwortung. Sichgehenlassen ist was für Besoffene, die sich nicht mehr im Griff haben. Wer sich nur hemmungslos austoben will, hat das noch nicht verstanden. Meine Freiheit besteht darin, mich nach eigenem Verstand zu entscheiden: Will ich gesund bleiben? Will ich mich sozial verhalten und Rücksicht auf Andere nehmen? Es hat in meinen Augen auch etwas mit Menschenwürde zu tun, wenn ich als Mensch wahrnehme, dass andere Menschen genauso Rechte haben und ihre Freiheit nicht durch mein Verhalten eingeschränkt sehen wollen. Und ehe Ihr Euch auf das Grundgesetz beruft, schaut doch erst einmal nach, was da überhaupt drin steht, z.B. im Artikel 1. Und lest auch Artikel 2 mal in Ruhe durch.

W. R.

Nachtrag am 12.09.2020: Die Verquerdenker demonstrieren immer noch gegen — was eigentlich? Dagegen, dass der Staat seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge für die Bevölkerung nachkommt? Oder für das Recht auf Dummheit? So langsam fragen sich die Vernünftigen: Was soll das?

Heute kommt die Antwort! Achten Sie auf das erste Foto in diesem Bericht: Proteste gegen Corona-Maßnahmen: Polizei stoppt Demo in München – 10.000 unterwegs – Politik – Tagesspiegel Da enthüllt ein von Demonstranten gezeigtes Banner die Erklärung: Corona bringt als Nebenwirkung auch Verblödung unter die Leute! Damit ist das Rätsel gelöst: Weniger die Aerosole aus Kondensstreifen (s.o.), vielmehr das Covid19-Virus selbst ist eine Virus-Mutation, die viele Infizierte nicht mehr klar denken lässt. Die Infizierten selbst merken nichts, weil die Erkrankung oft symptomfrei verläuft. Und der Volksmund weiß schon lange: Blödheit tut nicht weh. Darum merken jene Demonstranten auf dem Foto nicht, dass sie ein Eigentor schießen.

Aber so isser, der Homo Sapiens: Leicht lässt er sich mitziehen, schöner als Selbstdenken ist die wohlige Wärme der Herde, da guckt man nicht mehr so genau hin, wer da alles unter welcher Flagge mitläuft …

Noch ein Nachtrag am 15.11.2020: Dass diese Verquerdenker den Begriff „Querdenker“ okkupiert haben, dass einige sich Corona-„Rebellen“ nennen, ist eine Anmaßung, die nichts Anderes ist als Etikettenschwindel. Das Wort Querdenker war früher eher positiv besetzt und bezeichnete nonkonformistisch und evtl. innovativ denkende Einzelgänger, die u.U. durchaus inspirierende Impulse einbrachten. Solche Qualitäten kann ich bei dieser Initiative nicht erkennen.

Schon eher sehe ich da Leute, die nach einer bei Nazis beliebten Methode Begriffe besetzen und umdeuten, um Leute zu irritieren und zu behumsen. Nicht zufällig mischen sich Neonazis erkennbar unter die Demonstranten und verbinden das Corona-Leugnen mit ihrer staatsfeindlichen Gesinnung. Was auch bedeutet: Wer mit dem Grundgesetz in der Hand gegen Corona-Maßnahmen protestiert und dabei die Nähe staatsfeindlicher Mitmarschierer duldet, der … (denken Sie selbst weiter!).

Und wer schon nachgedacht hat, münzt das folgende Zitat aus Goethes „Faust“ I, 2128f., gesprochen von Mephisto in Auerbachs Keller, auf die aktuelle Situation:

Den Teufel spürt das Völkchen nie / Und wenn er sie beim Kragen hätte.

bienenfleißig

M Tag der Bienen schwankt der Sinn zwischen einem sehr sinnvollen, informativen Beitrag zu den Bienen – und einem Artikel über die bienenfleißige Zensur in Polen, wo die regierende PiS alles tut, um weiter an der Rest-Demokratie zu sägen, europäische Werte zu missachten und ihr autoritäres Regime zu festigen. Was dabei Übereifer bewirken kann, liest man hier:

(1) Aufruhr um populäres Radioprogramm in Polen: Ein regierungskritischer Song – und schon wird eine beliebte Sendung abgesetzt – Politik – Tagesspiegel

Aber den informativen, Neues enthaltenden Beitrag über Honigbienen wollte ich Euch nicht vorenthalten. Also entspannt Euch und begebt Euch neugierig ins Reich der Natur: (1) Der 20. Mai ist Weltbienentag: „Im Bienenvolk gibt es keine Verlierer“ – Wissen – Tagesspiegel

Im Übrigen dürfte zumindest den NaturfreundInnen nicht entgangen sein, dass wir schon seit Jahren einen deutlichen Schwund an Insekten verzeichnen. Das ist nicht nur ein Thema für die Wissenschaft, die die (weltweit!) abnehmende Artenvielfalt in der Natur mit Besorgnis beobachtet.

Jeder Mensch, der sich draußen bewegt und nicht die Musikstöpsel in den Ohren hat, sondern mit wachen Sinnen seine Umgebung wahrnimmt, muss bestätigen: Früher war mehr Gesumme in den Wiesen und an den Weihern, und es war bunter durch viele umherflatternde Schmetterlinge und viel mehr Wildblumen.