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Kneipengespräch

IN meiner Stammkneipe war es an diesem Abend eher ruhig, die Unterhaltungen am Tresen und an den Tischen waren halblaut als Hintergrund-Gemurmel zu hören, bis krachend die Tür aufflog und ein Gast hereinstürmte, sich abbremste und dann an den Tresen ging.
Die Stammgäste am Tresen guckten erstaunt, einer fragte: „Hey, was ist los?“ Der gerade Dazugestoßene wischte sich mit dem Handrücken etwas Blut unter der Nase weg, schon stellte Jupp ein frisch gezapftes Kölsch vor ihn hin und rief: „Hier, Medizin für die Heilung von innen!“
„Danke, das hat gut getan. Noch eins“ — und schon hatte Jupp das nächste fertig.
„Ach, Leute, was wird bloß aus unserem Land!“ stieß der Neuangekommene seufzend hervor. „Da geht man ruhig zu seiner Kneipe, und dann kriegt man zu hören, wie braunes Gesocks sich auf der Straße aufbläst und meint, jetzt wären wir soweit, dass man wieder Juden anspucken, beleidigen und bedrohen kann. Widerlich!“
„Aber damit hast du doch nix zu tun. Oder bist du Jude?“
„Das spielt doch keine Rolle! Ich will einfach nicht, dass Leute neben mir angepöbelt und angegriffen werden. Egal, ob das aus was für einem bescheuerten Grund auch immer passiert. Und deshalb schaue ich da nicht weg, das wäre ja noch schöner!“
„Du hättest auch einfach weitergehen können…“
„… und den Rüpeln freie Hand lassen? Wo kommen wir denn da hin? Möchtest du denn erleben, dass dich jemand angreift und die Leute wegschauen und einfach weitergehen?“
„Em… nö, das natürlich nicht.“
„Siehste. Da muss man sofort einschreiten. Das habe ich auch getan, dem Lautesten von den Beiden habe ich an den Hals gefasst und laut gerufen: ‚Halt dein braunes Maul!‘
Die Beiden waren erst verdattert, damit hatten sie nicht gerechnet. Dann haute der Andere mir seine Faust ins Gesicht, und dann rannten sie weg. Feiges Pack!“ Er stürzte das nächste Kölsch hinunter.
„Wieso haben die denn überhaupt gewusst, dass es Juden waren? Die sehen doch ganz normal aus.“ —
„Weiß ich auch nicht. Vielleicht haben sie Hebräisch miteinander gesprochen, vielleicht sich nur über ein jüdisches Fest unterhalten. Irgendwas haben die zwei braunen Pöbler wohl mitgekriegt und gemeint, sie könnten mal „Herr im Haus“ spielen oder den Herrenmenschen raushängen lassen…“ —

„Also, ich hab den Eindruck, dass die Leute reihenweise durchdrehen. Die kommen mit der heutigen Welt nicht klar und wollen es einfach und überschaubar haben. Und Geduld haben sie auch nicht mehr, weder zum Zuhören noch sonst. Da bleibt die Vernunft leicht auf der Strecke.“ —

„Da hat er recht,“ meinte ein Anderer, „und leichtgläubig sind sie auch. Der ganze Mist, der da im Internet und besonders in den social media verbreitet wird, findet mehr Follower als die seriösen Nachrichten, die von Profis gemacht sind. Das ist so krass! Da werden Leute gefragt, wie sie sich informieren, und die sagen oft: Nix Zeitung, nix Tagesschau oder so, nee, ich informiere mich im Internet. Und was genau meinen sie? Dass sie sich gern „informieren“ auf obskuren Web-Seiten und Kanälen, und meinen dann, sie seien gut informiert, während die Medien, die wir als Qualitätsmedien kennen, angeblich alle von der Regierung gekauft sind. Dabei merken sie gar nicht, wo sie tasächlich behumst, verarscht und aufgehetzt werden.“

„Genau! Ich kenne Leute, die schon vor Jahren meinten, beim Kanal „Russia Today“ könnten sie die ganze Wahrheit erfahren, die bei uns in den Medien angeblich verschwiegen wird. Die merkten gar nicht, dass der von Moskau verzapfte Stuss mit Recht bei uns nicht in seriösen Medien auftaucht. Ich wette, diese Leute meinen heute, der arme Putin müsste sich doch wehren, damit Russland nicht eingekreist würde.“

„Klar, und deshalb hat der arme Putin in seiner Not 2014 der Ukraine die Krim weggenommen und in der Ost-Ukraine einen Krieg angezettelt. Das Tollste: Die Russen haben damals von der Ost-Ukraine aus mit einer Rakete ein Passagierflugzeug zerstört, und hinterher alles abgestritten und versucht, das der Ukraine in die Schuhe zu schieben.“

„Ja, und angeblich waren unter den russlandfreundlichen Kämpfern auch ein paar russische Soldaten, aber nur privat am Wochenende, hieß es. Was die alles für Verrenkungen gemacht haben, um das Offensichtliche zu vernebeln!“

„Inzwischen weiß man längst, dass Prigoschins sogenannte Wagner-Truppe dort sehr aktiv war und gehaust hat wie eine Räuberbande. Wie brutal die waren und sind, das weiß man ja auch längst, seit sie letztes Jahr im Krieg ganz privat für Putin gekämpft haben.“

„Ach, Leute, das Ganze steht mir bis hier“ (macht eine Handbewegung unter dem Kinn). „ich finde den ganzen Propaganda-Scheiß nicht mal mehr witzig. Und solchen Dreck spülen sie täglich in unsere social media und hetzen damit die Leute auf, die eh schon abdriften in eine Parallelwelt.“ —

„Genau, woher kommt es denn sonst, dass so viele Menschen durchdrehen und mit Messern um sich stechen oder auf Ausländer losgehen oder ihre Ex-Frauen oder -Freundinnen umbringen? Jeder Idiot darf schlimmste Sachen im Netz posten, und fast nie gehen Behörden dagegen vor. Also, ich war ja auch mal gegen Verbote, aber nun sehen wir doch, wohin das führt, wenn es gar keine Grenzen im Internet gibt.“ —

„Also, wenn ich zu sagen hätte und das könnte, ich würde sofort das komplette Darknet abschalten, wo sich die Kriminellen tummeln. Und wenn das nicht geht, dann würde ich mal richtig viele geschulte Polizisten darauf ansetzen, die Verbrecher im Darknet zu stellen. Aber wir haben ja überall zuwenig Personal.“ —

„Besser wäre, das ganze Internet zeitweise abzuschalten! Wenn ich das schon höre: ‚Der islamistische Attentäter hatte sich im Netz radikalisiert.‘ Sowas darf es nicht geben, wenn wir uns selbst ernst nehmen wollen mit unserer ‚wehrhaften Demokratie‘. —

„Da sagst du was! Nicht nur Islamisten, die ganze rassistische Bagage mit ihrer ‚Überlegenheit der weißen Rasse“ müsste man vom Internet fernhalten. Die verbreiten genauso ihren Unfug, der auf Gewalttätigkeit und Krieg hinausläuft. Wie soll denn da die Welt zur Ruhe kommen und friedlicher werden?“ —

„Eben! Es ist wieder in Mode gekommen, mit Krieg Grenzen zu verschieben und Eroberungen zu machen. Und viel zu viele Leute machen da mit, obwohl alle wissen müssten, dass Krieg nix Gutes bringt und die meisten, die dafür sind oder mitmachen, dabei nix gewinnen, aber viel verlieren können.“

„Das Schärfste: Bei uns gibt es Leute, die sich zu den wahren Friedensfreunden erklären und uns erzählen, man solle der Ukraine keine Waffen liefern, sondern mit Putin verhandeln, dann gäbe es Frieden. Ja glaubste, verarschen kann ich mich selbst! Die Ukraine fallen lassen und dann mit Putin verhandeln? Worüber denn? Doch höchstens über Putins Belohnung, günstige Gas- und Öllieferungen? Das ist doppelt naiv, denn die Welt hat sich seit Februar 2022 ein deutliches Stück weiter gedreht! Aber eine Sahra Putinknecht tut so, als könnten wir dann in einer friedlichen Welt leben. Menschenskind, ganz bestimmt nicht mit Putin!“

(Hier musste ich zahlen und mich auf den Heimweg machen.)

W. R.




Neues Milliardärshobby

Neulich mal wieder in meiner Stammkneipe gesessen und zugehört, was am Tresen vor sich ging:


N’Abend zusammen, meine Freunde eines guten Schlucks! (klopft dreimal laut auf den Tresen) Danke, Jupp, wie immer auf Zack mit einem frisch gezapften Kölsch! Hier ist die Welt noch einigermaßen in Ordnung, oder? Prost!
Kann man ja leider so allgemein nicht sagen. (Zustimmung in der Runde am Tresen)
Und statt dass die Menschen mal nachdenken und zur Vernunft kommen, beklatschen sie immer neue Idioten und Rattenfänger und sehnen sich nach autoritärer Führung, die ihnen das Denken abnimmt.
Immer mehr schwerreiche Männer scheinen sich neben all ihren Statussymbolen in letzter Zeit noch potenter darstellen zu wollen, indem sie sich in die Politik einmischen. Die über 40m lange Luxusjacht reicht schon lange nicht mehr, als Milliardär kauft man Fußballklubs, griechische Häfen, ganze Inseln und Nachrichtenportale ein — und was früher nur hinter den Kulissen betrieben wurde, passiert heute ganz offen und erklärtermaßen: Man mischt sich in Wahlkämpfe ein und propagiert seine persönlichen Ansichten als politische Ziele für Alle.

Jenau! ruft einer aus der Runde. Dat hammer doch schon beim Brexit jesehen! Ein sojenannter Medienzar, dieser Rupert Murdoch in den USA, mischt mit seinen Zeitungen in der Brexit-Kampagne mit und hilft, Lügen über die EU zu verbreiten. Und keiner schreitet ein und sagt: Misch dich nicht ein, schon gar nicht als Amerikaner!

Jenau dat mein ich. Seit einiger Zeit fällt dabei besonders Elon Musk unangenehm auf. Er wird mir immer unsympathischer, er scheint sich für zuminnnndest einen Halbgott zu halten. Jetzt ruft er auch noch zur Wahl der AfD auf. Ein Mann, der wirklich besser wissen sollte, dass eine AfD-Regierung unser Land in den Abgrund reißen würde — allein schon mit ihren Vorstellungen zur Wirtschaft und zur EU…. Aber Moment mal, das ist womöglich ja die geheime Absicht von Musk: Deutschland in den Niedergang stoßen mit Hilfe der AfD!
(Manche am Tresen runzeln die Stirn)
Ihr meint, das sei doch abwegig? Dann erklärt mir, wieso der Mann noch für zurechnungsfähig gilt. Na gut, anschließend könnt Ihr mit Eurer Erklärung gleich bei Trump weitermachen, der leidet ja auch an krankhaft vergrößertem Ego.
Aber Trump macht sich sowieso schon selbst lächerlich. Politisch wird er trotzdem getragen von einer großen Zahl von US-Bürgern, da kann er weiter lügen, betrügen, herumpöbeln und Frauen begrapschen, denn seine Anhänger werden von einer evangelikalen und rassistischen Mischpoke aufgehetzt und sind schon lange keinen Argumenten mehr zugänglich. Sie spenden sogar große Summen, damit er seine Top-Anwälte bezahlen kann.

Sowas scheinen sich die Radikaleren in der AfD auch hier zu wünschen: Wir wollen keine denkenden Leute, wir wollen eine Masse, die unsere Parolen nachplärrt und alles Andere niederbrüllt. Und wenn wir erst an der Macht sind, dann, hihi, werden diese Lemminge schon sehen, was wir wirklich vorhaben.
Woher willst du das denn wissen? fragt Einer aus der Runde.
Na, woher wohl? Schau Dir an, was da passiert, wo rechte Parteien an die Macht gekommen sind! Ich rede jetzt nicht mal von unserer Geschichte und Hitler, ich rede von heute, von Ländern, wo solche Parteien an die Macht gewählt wurden und nun alles daransetzen, die Macht zu behalten und keine Konkurrenz mehr hochkommen zu lassen. Schau z.B. nach Ungarn oder Polen, da siehste, wie machtgeile Leute das Land umbauen, um ihre Macht einzubetonieren.
Ach, und jetzt kommen noch solche Großkotze wie Elon Musk. Diese Leute hat niemand gewählt, sie haben kein politisches Mandat, und trotzdem ist ihr neues Hobby, in der Politik mitzumischen. Wer sich daran nicht stört, der hat von Politik für die Menschen, hat von Demokratie nichts verstanden. — Jupp, schnell noch eins, ich rede mich schon wieder in Rage.

—– Ich wäre noch geblieben, aber bei der Vorstellung, dass solche Typen demnächst über uns alle bestimmen könnten, wurde mir schlecht, und ich musste an die frische Luft… Als ich wieder reinkam und zu meinem Tisch ging, diskutierte der Tresen-Stammtisch schon über ein anderes Thema. —–

Ich finde das beschissen, meinte Einer, da laufen sich die Leute beim Marathon die Seele aus dem Leib und stellen einen Rekord auf, und kurz danach heißt es: „Sorry, wir haben die Srecke leider versehentlich zu kurz abgemessen, daher gilt dein Rekord nicht.“ Na toll, die Gelackmeierten sind die Spitzensportler, die nix dafür können, dass sie ein paar Meter zu wenig gelaufen sind.

Stimmt, wirfte ein Anderer ein, dem Reinhold Messner haben sie auch so einen Streich gespielt. Da kommt viele Jahre nach seinen Extrembesteigungen im Himalaya Einer daher und sagt, er habe mit modernen Methoden scharf nachgemessen und festgestellt, dass manche Bergsteiger nicht auf dem richtigen Berggipfel waren, sondern auf einem, wie jetzt messbar ist, Nebengipfel, ohne das zu wissen. Ja, Leute, was soll das denn? Ein Wichtigtuer wird in allen Medien zitiert als der, der dafür sorgt, dass einigen Bergsteigern Rekorde aberkannt werden, insbesondere dem Prominenten Messner.

Ein Weiterer ruft: Und dann diese Fehlentscheidungen beim Fußball trotz Videobeweis…!

—– Mir war immer noch flau im Magen, ich hatte genug gehört, zahlte und verließ das Lokal. Draußen blickte ich hoch zu den Sternen — die mussten da irgendwo sein, aber bei dieser Lichtverschmutzung hatte keiner die Chance, sie zu sehen.

W.R.



Liebe Faschisten?

IBT es liebe Faschisten? Diese Frage treibt einen Politikstudenten um. Da er seinen richtigen Namen nicht im Internet lesen will, nennen wir ihn hier Kurt Keuner. Er studiert Handbücher, er studiert Geschichtsbücher, er fragt Dozenten an seiner Hochschule… und bekommt immer noch keine umfassenden, befriedigenden Antworten.
Dann, in seiner Not, wendet sich Kurt an die Freie Universität Frechen. Dort erhält er Hilfe. Zunächst rät man ihm: Finde heraus, was überhaupt Faschismus ist, was sein Wesen ist, worauf er gründet. Daraus kannst du dann ableiten, was Faschisten wollen, und wie sie sich verhalten. Dann stößt du auch auf die Antwort auf deine Eingangsfrage.
Da Kurt brennend an einer Antwort interessiert ist, macht er sich gleich auf die Suche. Wir kürzen das hier ab und kommen gleich zu seinen Ergebnissen.
Wesen des Faschismus: Im Kern der Weltanschauung steht der Glaube, dass das Leben ein ständiger Kampf ist. Charles Darwin (kein Faschist!) sprach vom Kampf ums Dasein in der Natur, und dass nur die Starken überleben. Der Faschist denkt, dass dieses Prinzip auf die menschliche Gesellschaft übertragen werden könne (Sozialdarwinismus). Ein Fehlschluss, weil bei Darwin die ganze Natur mit all ihren Lebensformen im Blick steht, und weil die menschliche Gesellschaft eine einzige Spezies ist, die sich zum Überleben organisieren muss. Bei Darwin treibt die natürliche Auslese die Evolution voran, aber die Menschheit insgesamt ist ein Produkt der Evolution und muss sich nicht gegenseitig bekämpfen, sondern vor allem sich organisieren.
Der Faschist sitzt also einem grundlegenden Irrtum auf: Kampf ums Überleben sei das Lebensprinzip überhaupt.
Daraus folgert der Faschist: Ich muss mich auf Kämpfe vorbereiten, ich muss jederzeit kampfbereit sein, ich muss meinen Körper stählen und mich an Waffen üben. Ich muss martialisch auftreten und mögliche Gegner einschüchtern, ich muss kampfstark wirken und immer gewaltbereit sein.
Das wird zu einem Charakterzug des Faschisten, und er glaubt, mit Gewalt ließen sich Probleme am besten lösen. Das glaubt er schon deshalb, weil er gar nicht trainiert, mit Menschen auch anders auszukommen, weil er sich folglich dem friedlichen Wettkampf und der friedlichen Auseinandersetzung nicht gewachsen fühlt. Er will einfach daran glauben, dass ihm die Gewaltbereitschaft Überlegenheit gibt und er Widerspruch und andere Meinungen daher plattmachen kann und muss. Er kann andere Meinungen auch gar nicht ertragen, sie stören sein strammes Weltbild.
Hinzu kommt der Rassismus. Der Faschismus braucht für seine Weltanschauung die Annahme biologischer Unterschiede zwischen Menschen, die er gruppiert sieht in Rassen. Nicht die ganze Menschheit ist für ihn eine gleiche Spezies, er will Rassen unterscheiden. Diese Rassen sind für ihn gerade nicht gleichwertig, sondern in einem fiktiven Wertsystem abgestuft. Zu welcher Rasse zählt er sich selbst? Was für eine Frage, natürlich zur höchstwertigen! Nur so macht Rassismus überhaupt Sinn! Es erscheint also logisch, dass Rassismus in Europa im 19. Jahrhundert viele Anhänger gewann: Europäische Staaten eroberten mit Waffengewalt weite Teile der Erde und teilten sie unter sich auf. Sie wollten sich aber nicht schlecht dabei fühlen und entwickelten zur Rechtfertigung die Vorstellung von der Überlegenheit der weißen Rasse über die anderen. Das war eine attraktive Idee, weil man sich damit als weißer Europäer erhoben fühlen konnte und auf den Rest der (nichtweißen) Menschheit hinabblickte. Und schon hatte man auch kein schlechtes Gewissen mehr dabei, andere Völker zu unterwerfen und zu unterdrücken. Man konnte das ja so schön biologisch begründen. (Man nennt das korrekt: biologistisch. Denn in Wahrheit hat Rassismus nichts mit der Wissenschaft der Biologie zu tun, im Gegenteil: Wissenschaftlich betrachtet ist Rassismus Humbug, nur eine Mischung aus Einbildung und Überheblichkeit.)
Doch der Rassist will von wissenschaftlichen Tatsachen nichts hören, er liebt die Überlegenheitsfantasie, er braucht sie für seine Ideologie. Und der Faschist braucht Bestätigung für seine Überlegenheit: Fantastisch – ich gehöre zur überlegenen Rasse, ich brauche nichts dafür zu tun und fühle mich schon überlegen, sonne mich im Hochgefühl der „white supremacy“ und verachte Alle, die nicht dazugehören. Und damit wir Weißen in der überlegenen Position bleiben, müssen wir uns bewaffnen und Stärke zeigen…

Soweit hat Kurt Keuner das Wesen des Faschismus erkannt. Was folgt daraus für die Eingangsfrage? Eine klare Verneinung! Ein Faschist kann nicht lieb sein, er ist höchstens mal freundlich aus taktischen Gründen. Doch sobald er sich in einer starken Position sieht, setzt er sich ohne Scham mit Gewalt durch, dem liebsten Mittel seiner Wahl. Er schämt sich nicht dafür, sondern sieht sich als den wahren Helden, der es den Weicheiern zeigt. Für den Faschisten sind Alle Weicheier, die auf Diskussion, Meinungsaustausch, Verständigung und Kompromiss setzen. Daran beteiligt er sich höchstens zum Schein, solange er nicht stark genug ist, den Anderen seinen Willen aufzuzwingen.

Darum: Vorsicht, wenn Faschisten nett daherkommen! Das ist nur Fassade. Ihr wahres Gesicht zeigen sie, wenn sie sich in einer überlegenen Position fühlen. Denn für sie ist die Welt nur in Ordnung, wenn sie von Kämpfen bestimmt wird und von Kriegen. Für sie ist Friede ein schwer erträglicher Zustand, sie suchen Kampf und trainieren gern Kampfsportarten, um sich auf den nächsten Kampf vorzubereiten. Manche von ihnen legen Waffendepots an, denn sie sind Waffenfetischisten … und schwafeln gern vom „Tag X“, auf den sie vorbereitet sein wollen: die Machtergreifung mit Gewalt.

Und noch eine Frage zu den politischen Begriffen: Ist Faschismus dasselbe wie Nationalsozialismus? Kurz gesagt, ist der Nazismus eine Form des Faschismus, die als Sonderform ein rassistisches Vernichtungsprogramm in ihrer Ideologie aufweist. Merkwürdig: In Deutschland gibt es Leute, die ungeachtet des Zusammenbruchs von 1945 den Nationalsozialismus wieder aufleben lassen wollen, die die tausendfachen, nein: millionenfachen Morde des NS-Regimes kleinreden und die Ideologie dahinter verharmlosen wollen. Was wollen die eigentlich? Finden die ein Terror-Regime toll? Freuen die sich über Mord im industriellen Ausmaß? Was sind das für groteske Vorstellungen?

Wer solche menschenverachtende Vorstellungen teilt und Gewalt verherrlicht, der sollte sich hüten: Gewalt erzeugt meist Gegengewalt, und dann kann es sein, dass die Gewalttätigen selbst Opfer von Gewalt werden. Eine friedlichere Welt kann man mit solchen Kindsköpfen jedenfalls nicht herstellen. Die nehmen sich sogar die sagenhaften Nibelungen zum Vorbild: Untergang in einem blutigen Inferno. Und dann? Einzug in ein heidnisches Walhall? Sorry, das sieht nach Comic-Fantasie aus.

Der Faschist wünscht sich als Regierungsform eine Diktatur, in der jeder Widerspruch unterdrückt wird. Der Faschist will einen Einheitsstaat mit einer Leit-Ideologie, der sich alles unterzuordnen hat. Der Faschist wünscht sich klare Ansagen vom Führer, keine Diskussionen und Kompromisse. Der Faschist möchte am liebsten selbst ein Führer sein, wenigstens ein kleiner Machthaber, ein Unterführer mit der Lizenz zur gewaltsamen Niederschlagung jeglicher Kritik.

Und der Faschist braucht Feinde, ganz dringend sogar. Sonst macht ja der ganze Gewalt- und Kriegskult keinen Sinn. Also sucht er Anhänger, mit denen er Ressentiments und Vorbehalte gegen Minderheiten teilt. Er stachelt sie an und befeuert die Stimmung. So betrachtet er auch das Ausland und die Ausländer als potentielle Feinde und beäugt sie misstrauisch. Der Faschist freut sich klammheimlich, wenn Flüchtlinge in größerer Zahl ins Land kommen, denn die kann er öffentlich als Gefahr und als Störfaktor ausrufen. Er greift den Argwohn der Leute gegenüber allem Fremden dankbar auf und puscht ihn hoch zu Fremdenfeindlichkeit, stellt sich als Sprachrohr an die Spitze und benutzt die Aufgestachelten als dummes Fußvolk, das für Unruhe sorgt und im besten Fall ihm zur Macht verhilft.

Darum: Vorsicht vor den Menschenverächtern!

Nachtrag: Dieser Artikel Politik als Geschlechterfrage: Warum der Rückfall ins Autoritäre männlich ist – Politik – Tagesspiegel enthält weitere, interessante Gedanken zum Thema.

Denken würde helfen

Was für ein abgestandener Gedankenmist ist das denn? Da gibt es, kaum zu glauben, immer noch einige Leute, die nicht mitbekommen haben, wie daneben gegriffen die Ideen von einer „Überlegenheit der weißen Rasse“ und der Werteskala von menschlichen „Rassen“ überhaupt sind. Wir schreiben das 21. Jahrhundert, die Wissenschaft ist längst über die Irrtümer von Rassetheorien hinweggegangen!
Aber das ist der Fluch des Internets: In „social media“, in Foren, in Kommentarspalten wird jede Menge Unsinn gesülzt, und immer gibt es ein paar un-informierte Schwachmaten, die nicht klar denken und auf Unsinn hereinfallen. Diese Sülze im Internet produziert offenbar eine Menge Opfer von Fake News.
Auch die Täter von ausländerfeindlichen Mordtaten sind in diesem Sinne Opfer, nämlich Opfer ihrer Leichtgläubigkeit und Verirrung in einer Echokammer im Internet. Aber wer kein kritisches Denken gelernt hat, der hat es auch nicht leicht, oberflächlichen und irreführenden Unsinn zu durchschauen. Das ist traurig — und in der Demokratie gefährlich. Denn die Stimmen von Schwachmaten (nennen wir sie mal so, und nicht schärfer) zählen bei Wahlen ebenso wie die von denkenden Menschen, die sich über Politik eine sachlich begründete Meinung bilden.

Aber bevor wir die in die Irre Denkenden bedauern und bemitleiden, hüten wir uns vor Verniedlichung und Bagatellisierung: Die Mordtaten und Anschläge der letzten Jahre, die aus braun verseuchter Hirnsuppe entstanden, sind alles Andere als Streiche Verirrter und Gutgläubiger. Strafrechtlich gibt es da kein Vertun.

Und außerhalb der Strafverfolgung gibt es auch kein Vertun: Wer meint, dass es doch nicht schlimm sei, Menschen nach Herkunft oder Aussehen zu kategorisieren und unterschiedlich zu bewerten; wer von einer „Überlegenheit der weißen Rasse“ schwadroniert und sich einbildet, als weißer Mann etwas Besseres zu sein; wer die Fantasie von einer „jüdischen Weltverschwörung“ und derlei Unfug für eine reale und bedrohliche Sache hält; wer meint, Menschen allein nach Äußerlichkeiten beurteilen zu müssen — der oder die macht sich lächerlich, zumindest in den Augen der Menschen, die Menschenkenntnis und Lebenserfahrung haben; und der oder die stellt sich ins Abseits bei Menschen, die auf der Höhe des wissenschaftlichen Standards und der Allgemeinbildung miteinander reden und diskutieren.

Wer bräunlichen Mist glauben oder vertreten will, begibt sich selbst in ein Getto von geistigen und moralischen Schwachmaten. Tja, leider ist das so. Punkt. Und ja: Denken würde helfen, um da wieder herauszukommen. Und Selbst-Denken hilft, um da gar nicht erst zu landen.

Das wirst auch Du können, Du Homo Sapiens, dem Gott ein Hirn und (hoffentlich) eine Portion Verstand mit auf den Weg gegeben hat. Du musst nur lernen, davon Gebrauch zu machen.

W. R.

Köln-Notizen 4/2016

50Zunächst: Wir erinnern uns (oder lesen nach), was zum Blog auf der >Startseite von fu-frechen.de geschrieben steht. Darum verweisen wir erstmal auf den Kalender der FUF (>FUF – der Club/Gedenk- und Feier-Kalender der FUF) zum heutigen 01.09. Gestern allerdings wollten unsere Medien gern den Jahrestag von Merkels „Wir schaffen das!“ thematisieren, wobei nicht mehr herauskam als die bekannten Pro- und Kontra-Standpunkte. Mir ist dabei längst klar, dass Merkel ihre Politik gar nicht seit dem 31.08.2015 stur verfolgt hat, wie Gegner ihr gern vorhalten, vielmehr sah ich danach verschiedene Anzeichen einer realpolitischen Anpassung an die sich ändernde Lage. Das wurde leicht übersehen wegen Horst Seehofers Getöse um Obergrenze und Grenzendichtmachen. Aber das nur am Rande, denn ich sehe mich nicht berufen, hier zur großen Verteidigung von Merkel bzw. ihrer Politik auszuholen oder zum großen CSU-Bashing. Letztlich geht es da auch um Verhinderung weiterer Wahlerfolge der AfD.
Und so sehr ich manche sachlich begründete Kritik an der Regierung verstehen kann, so sehr widerstrebt es mir, gewissen Kotzbrocken der AfD Gehör zu schenken, allen voran jenem Geschichtslehrer H. (eine Schande für seine Zunft!), der in meinen Augen einige Disziplinarverfahren und Anzeigen wegen Volksverhetzung verdient. Es fällt mir auch sehr schwer, Leute nicht als Nazis zu bezeichnen, die sich rassistisch äußern. Dieselben empören sich aber, dass sie „in die rechte Ecke gestellt“ werden.

Natürlich ist Rassismus auch ein wesentlicher Kernpunkt der NS-Ideologie, ganz klar! Wie geschichtsvergessen muss man denn sein, das nicht zu wissen (oder sich dumm zu stellen) und sich ganz naiv als braven Demokraten zu bezeichnen?! Wie wenig vom Grundgesetz weiß so ein Mensch? Wie fremd sind ihm die Menschenrechte?

Mich erstaunt oder erschreckt oft, wie Menschen neue Nachrichten einfach in ihr altes Weltbild einordnen oder, wenn das nicht geht, diese schlicht ignorieren. Klar, der Mensch hängt am Gewohnten, aber muss er deshalb sein Weltbild mit einer Mauer aus Vorurteilen schützen, muss er deshalb wider besseres Wissen-Können an falschen Behauptungen kleben bleiben?

Da wir oben das Signet „Köln-Notizen“ haben, will ich auch aus Köln ein Beispiel anführen: Die Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs (2003) wird immer noch untersucht. Einige Leute unkten bereits: Das zieht sich ja ewig hin, das wird solange verschleppt, bis keiner mehr schuld ist… Das passt schön in das Weltbild, das sich kritisch gibt und überall nur Machenschaften wittert. Wahr hingegen scheint mir, dass die technische Ermittlung der Einsturzursache (die gerichtsfest sein muss — und mit hohen Schadenersatzforderungen verbunden ist!) größtmögliche Sorgfalt erfordert und nicht beliebig beschleunigt werden kann. Also dauert das eben — in einem Rechtsstaat.

Beim Neubau des Stadtarchivs am Eifelwall gibt es auch Verzögerungen und Kostensteigerungen. Das passt wiederum ins Bild für diejenigen, die inzwischen gewohnheitsmäßig auf die Stadt Köln bzw. die Stadtverwaltung einprügeln. Dabei sind diese Verzögerungen u.a. auf die erhöhte Vorsicht bei der Kampfmittelräumung zurückzuführen, denn Köln ist im Zweiten Weltkrieg ziemlich plattgebombt worden und hat seither eine Menge Blindgänger im Boden.

Das nochmal als Erinnerung, auch an den 1. September. Jedem sind hoffentlich noch die Fotos der Kölner Ruinenlandschaft von 1945 im Gedächtnis (>Koeln 1945 – Köln – Wikipedia) , auch wenn aktuell ähnliche Bilder z.B. aus Syrien in den Fernsehnachrichten zu sehen sind. Hier in Köln, in ganz Deutschland hoffentlich ist das eine bleibende Erinnerung und Erfahrung: Krieg ist das schlimmste, was uns passieren kann. Und das fängt damit an, dass man sich zerstreitet und den Streit eskalieren lässt, anstatt friedliche Mittel zum Gespräch und zum Interessenausgleich zu nutzen — und fest zu etablieren. Dazu gibt es auch eine EU.

Doch manche Polit-Clowns wollen uns die überholte Vorstellung auftischen, dass NATIONAL das allein seligmachende Prinzip der Politik sein sollte. Schmarrn! Ein „Europa der Vaterländer“ hatten wir schon, z. B. vor dem Ersten Weltkrieg, und vor dem Zweiten. Unsere blutig und teuer erkauften Erfahrungen sollten uns eine Lehre sein! Wer das für eine billige Phrase hält und nichts davon wissen will, wie Krieg entsteht, kann sich gern hier über die konkrete Wahrheit informieren: Krieg in Jugoslawien: Ein Filmemacher aus Sarajevo erzählt – SPIEGEL ONLINE

Doch diese Erfahrungen muss man eben auch zur Kenntnis nehmen! Das heißt vor allem: nicht mit der Zuspitzung von Konflikten spielen, erst recht nicht mit Gewalt und Krieg als Möglichkeit der Auseinandersetzung. Damit sollte man nicht einmal drohen. Doch dazu muss man mental auch in diesem Jahrhundert ankommen und nicht Vorstellungen anhängen oder nachtrauern, die uns früher in Kriegstreiberei und Kriegswahn geführt haben. Dazu muss man auch die alten Illusionen vom Nationalstaat mit homogenem Staatsvolk ablegen und sich die Wirklichkeit anschauen: Wo man versucht hat, mit Gewalt ein uniformes Staatsvolk zu schaffen, gab es unterdrückte Minderheiten, Konflikte, Aufstände. Am besten fahren Staaten oder Staatenbünde, die von vorneherein Vielfalt zulassen und den Staat nicht völkisch definieren, sondern über das, was alle wollen: das gemeinsame Wohl.

Damit hat man beispielsweise in Köln auch weniger ein Problem. So war es kein Zufall, dass ein Pegida-Ableger „Kögida“ sich in Köln nicht etablieren konnte (mehr >Blog / Köln-Notizen #17, vom 09.01.2015). Ein rechtsradikal gesinnter Mann, verzweifelt über mangelnden Rassismus in Köln, glaubte sich daraufhin berechtigt, zur Mordtat zu schreiten in der verblendeten Hoffnung, damit seinen politischen Vorstellungen Realität zu geben >Blog / DD in Köln, vom 17.10.2015. Wie bei anderen Terroristen auch, steht da Gewalt und Blutvergießen als Mittel an erster Stelle. Wer so etwas gutheißt, verlässt nicht nur den Boden unserer Verfassung, er stellt sich vielmehr auch außerhalb der menschlichen Gesellschaft.

Wie sagt eine kölnische Redensart: „Levve un levve losse.“ (Leben und leben lassen.) …!

W. R.

Kurzer Nachtrag: Der erwartete Erfolg der AfD bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern verstärkt leider auch den Eindruck, dass Menschen am (geografischen) Rande der Republik, anscheinend wenig beleckt von politischem Grundwissen, mit dem Bauch ihr Kreuz in der Wahlkabine gemacht haben: Wo fast keine Flüchtlinge oder überhaupt Ausländer gesichtet werden, ist die Abwehr und Angst am größten!

Die wenigsten Wähler wissen überhaupt, was die aus verschwommener Protest-Haltung gewählte AfD an konkreten programmatischen Zielen nennt. Das ist geradezu die Stärke der AfD-Propaganda: drastische Sprüche klopfen, aber im Ungefähren bleiben. Damit wird keiner der o.g. Wähler überfordert, oder abgeschreckt, oder gar zum Denken verleitet. Na dann: Viel Spaß im Deutschen-Getto! Eines ist leider auch zu erwarten: Ausländische Investoren werden sich nicht darum reißen, in diesem Landstrich Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist das Traurigste an diesem Wählerverhalten (nicht nur in MV): Sie sehen keine Zusammenhänge, wo sie sie sehen sollten. Mehr zu MeckPomm >Mecklenburg-Vorpommern: Das passiv-aggressive Bundesland – SPIEGEL ONLINE – (Ja, hat nicht direkt mit „Köln-Notizen“ zu tun. Sollte man aber mal anschauen, damit man sich in Deutschland besser auskennt.)

Der Nachtrag war doch nicht so kurz. Tschuldigung, aber man will ja den BesucherInnen dieser Website ein möglichst fundiertes Informationsangebot liefern — über den Tag hinaus. Für’s geifernde Schnellkommentieren sind Andere zuständig.

W. R. 05.09.2016

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Vereint…

IMG_5380Brüssel, 23.03.2016, am Tag nach den Terroranschlägen in Flughafen und U-Bahn der belgischen Hauptstadt: Im Fernsehen sieht man eine Menge Leute, die dem Terror trotzen wollen, Blumen für die Opfer ablegen, Kerzen aufstellen, und demonstrieren. Ein Schild ragt heraus: «UNIS CONTRE LA HAîNE». Zu deutsch: „Vereint gegen den Hass.“

Diesem Appell kann man sich nur anschließen — sollte man meinen. Ein paar Hassprediger in Deutschland sind da ganz anderer Meinung und nutzen die Anschläge für Hasskommentare in „sozialen“ Netzwerken des Internets. Schwer zu glauben: Einige verhetzte Gemüter (Der Herr erbarme sich ihrer) sehen hier eine scheinbar passende Gelegenheit, um antisoziale Hassparolen zu verbreiten.

Manche verstecken ihre braun angehauchten Ansichten hinter angeblicher Sorge um die deutsche Nation, um das Vaterland, usw. Manche geben sich (noch) große Mühe, Vokabeln wie „Reinheit deutschen Blutes“ und ähnliche in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Vielen in Deutschland scheint immer noch nicht klar zu sein, dass sie sich mit Teilen von NS-Gedankengut gemein machen, wenn sie kaum verhüllten Rassismus zeigen. Und Einige glauben sogar, dass es nun an der Zeit sei, sowas salonfähig zu machen. Dass sich dabei ein paar Leute ermutigt fühlen, „über die Stränge schlagen“, gewalttätig zu werden oder Brände zu legen, wird verharmlost und heruntergespielt.

Nähern sich Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte nicht gefährlich der Grenze zum Terrorismus? Gehören Einschüchterung und Verbreiten von Angst etwa nicht zu den Mitteln von Terroristen? Wer da nicht Gemeinsamkeiten sieht, ist auf dem rechten Auge blind. Wer von „Terrorismusbekämpfung“ redet,  muss in alle Richtungen schauen und ermitteln.

Vereint gegen Hass, das bedeutet natürlich, gegen Hassprediger aller Richtungen sowie gegen die gewalttätigen Vollstrecker von Hassparolen Front zu machen. Ist doch ganz einfach. Nur so erhalten wir eine Gesellschaft, die ihre Meinungsverschiedenheiten und Konflikte friedlich austrägt und beilegt.

W.R.

Nachtrag am 31.03.2016: Deutsche Politiker sollten sich mit Kritik an belgischem Behördenversagen zurückhalten, da auch hierzulande Datenabgleich und -zusammenführung sehr lückenhaft stattfinden mit der Folge, dass auch hier gesuchte Islamisten durch die Lappen gehen. Außerdem fördert der unsägliche NSU-Skandal schon seit Jahren immer neues Behördenversagen zutage. Das kann man ausführlicher und sehr pointiert in diesem Kommentar lesen: > Terror und Datenwahn: Überwachung ist die falsche Antwort (Kolumne) – SPIEGEL ONLINE

Angesichts dieser Sachlage fragt man sich, ob diverse Politiker in der Vergangenheit ihrem Amtseid gefolgt sind, „Schaden vom Volke abzuwenden“. Das sollte nicht mit wohlfeiler, pauschaler Politikerschelte verwechselt werden, vielmehr richtet sich diese Kritik gegen konkrete Fehlentscheidungen, die u.a. in letzter Zeit zu einer hohen Rate nicht aufgeklärter Wohnungseinbrüche beigetragen haben — bzw. zu einer weithin überforderten Polizei. Denn nicht nur in Belgien, auch hierzulande wurde massiv Personal abgebaut bei Polizei und Justiz.

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